Studie: So verlieren Anleger mit ETFs Geld

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So verlieren Anleger mit ETFs Geld

Eine Studie der Kelley School of Business fand heraus, dass Anleger in Deutschland tatsächlich durch ETFs Geld verlieren. Als wir das gelesen haben, waren wir erstmal total schockiert.

Wie kann das sein, wenn ETFs doch als eine Art heiliger Gral der Geldanlage angepriesen werden – unter anderem auch von uns.

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

Wir haben uns die Studie natürlich genau angeschaut. Was die “Verlierer”-Anleger falsch machen und wie Du diese Fehler vermeidest, erfährst Du in diesem Blogpost.

Warum ETFs?

So gut wie alle verbrauchernahen Institute und wir eben auch sehen ETFs ja als die beste Geldanlage für die allermeisten Leute an. Wir selbst haben unser Geld auch in nichts anderem investiert. Damit können wir easy unsere Rentenlücke schließen und unsere finanziellen Ziele erreichen.

Es gibt keine vergleichbare Anlage, die mit so niedrigen Kosten und gleichzeitig so guten Renditen punkten kann, wenn man in Betracht zieht, dass das Ganze nicht auf Glück beruht, sondern sich über viele Jahrzehnte hinweg bewiesen hat.

Also, wie kann man mit der Strategie nun Geld verlieren, obwohl alle sagen, dass sie so toll ist?

Schauen wir direkt auf Fehler Nummer Eins:

Fehler Nummer Eins: Sie kaufen die falschen ETFs

Es gibt mittlerweile fast 3.000 ETFs, die in Deutschland handelbar sind. Aber die allerwenigsten eignen sich für eine seriöse, fundierte Geldanlage.

Wenn es um den Vermögensaufbau geht, willst Du mit Deinen ETFs die gesamte Weltwirtschaft abbilden. Denn investierst Du global und branchenweit in Tausende Aktien gleichzeitig, spekulierst Du nicht auf die Entwicklung von einzelnen Firmen oder Trends. Ein Beispiel hierfür ist der Index MSCI ACWI, der Aktien aus der gesamten Welt beinhaltet.

Aber der weitaus größte Teil an ETFs bildet eben gar nicht die globale Wirtschaft, sondern einzelne Regionen, Branchen, Trends usw. ab.

Während Corona zum Beispiel war wegen der Impfstoffentwicklungen die Pharmabranche besonders beliebt, davor Wasserstoff und seit ein paar Monaten ist es alles rund um künstliche Intelligenz. Zu diesen Themen sprießen also andauernd neue ETFs aus dem Boden.

Aber ob jetzt Wasserstoff, Pharma oder AI – hiermit schließen wir immer eine Wette darauf ab, dass in den nächsten Jahrzehnten genau dieser Bereich weiter abgeht. Und damit werden wir mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit falsch liegen.

Vor 30 Jahren z.B. war die Automobilindustrie ganz hoch im Kurs und niemand hat damit gerechnet, dass das mal anders laufen wird.

Wir Menschen sind einfach nicht in der Lage zur Vorausschau über Jahrzehnte, und das wird auch noch immer schwieriger, denn die Entwicklung und der technologische Fortschritt schreiten immer schneller voran.

Der wichtigste Punkt ist aber: Wenn etwas gerade als besonders lukrativ gilt und es hohe Renditeerwartungen seitens der Anleger gibt, ist dies bereits eingepreist.

Branchen-ETFs werden auch meist erst dann aufgelegt, wenn bereits eine große Nachfrage nach Aktien aus dem Bereich besteht. Man kann also umgekehrt sagen: Sobald es einen ETF auf irgendeine Branche gibt, hat man die Chance, große Gewinne einzufahren, bereits verpasst.

Denn wenn alle denken, dass etwas große Gewinne bringen wird, ist das schon im Preis enthalten. Das heißt, die Preise sind schon höher, weil eben alle davon ausgehen, dass die Kurse nach oben gehen. Aber um mehr Gewinn als der Durchschnitt zu machen – also in unserem Fall um besser zu sein als globale ETFs – muss dieser Bereich noch besser laufen, als alle gerade denken.

Ja, leider bestätigt auch das Handelsblatt in einer aktuellen Analyse, dass immer mehr Leute auf Branchen-ETFs setzen.

Schade! Wir empfehlen: Finger weg von Branchen- oder auch Länderwetten und einfach die globale Marktrendite mitnehmen. Stumpf ist hier Trumpf!

Kommen wir nun zu…

Fehler Nummer Zwei: Sie betreiben kein Buy-and-Hold

Viele lassen sich beim ETF-Kauf vom aktuellen Marktgeschehen leiten. Das betrifft nicht nur die Auswahl der ETFs, also zum Beispiel auf Trends zu setzen, was wir eben schon als Fehler entlarvt haben, sondern auch das Timing:

Sie kaufen Aktien erst dann, wenn die Stimmung gerade gut ist, also die Preise schon total hoch sind, und verkaufen sie, wenn die Kurse abschmieren. Denn dann bekommen sie Angst und wollen ihr Geld in Sicherheit bringen. Sie warten dann, um zu einem späteren – vermeintlich besseren – Zeitpunkt wieder einzusteigen.

Aber warum verbrennen Leute so aktiv ihr Geld?

Wir Menschen lassen uns leicht von den ganzen Nachrichten, die den Untergang des Abendlandes prognostizieren, einschüchtern. Und da ist es schwer, rational zu handeln, wenn um einen herum Panik geschürt wird.

Das liegt auch daran, dass wir Ereignisse, die gerade passiert sind, als viel wichtiger einstufen, als Dinge, die schon länger zurückliegen. Das nennt sich auch Recency Bias oder Aktualitätsverzerrung. Doch nur, weil etwas gerade passiert ist, heißt das ja noch lange nicht, dass das eine Aussagekraft für die langfristige Zukunft hat.

Denn das Problem ist: Keiner kann seriös ansatzweise vorhersagen, wie sich die Kurse in der nahen Zukunft entwickeln werden. Das einzige, was wir zumindest mit Blick auf jahrzehntelange Daten wissen, ist, dass es bei ausreichend langen Anlagedauern positive Renditen am globalen Aktienmarkt gibt.

Schaut man zum Beispiel auf die durchschnittlichen Jahresrenditen des MSCI World, so kann man erkennen, dass es immer wieder Jahre gibt, in denen der Aktienmarkt nach unten abrutscht.

Wenn wir uns aber nicht ein Jahr, sondern fünf Jahre anschauen, also annehmen, wir hätten fünf Jahre lang angelegt, dann gibt es viel öfter eine positive Rendite, als wenn man nur auf einzelne Jahre blickt.

Wenn wir weiterschauen, sehen wir, dass es in der Geschichte des MSCI World nach zehnjähriger Haltedauer nur zwei Jahre gegeben hat – nämlich die in der jüngsten schweren Finanzkrise – wo wir bei Verkauf Verluste gemacht hätten.

Nach 15 Jahren war seit Bestehen des MSCI World immer eine positive Rendite zu verzeichnen. Ich fasse das mal klar verständlich zusammen: Wir hätten Gewinne mit unserem ETF gemacht, wenn wir mitten in der Finanzkrise verkauft hätten, solange wir 15 Jahre vorher die Anteile gekauft hätten. 

Das Timing von “perfekten” Einstiegszeitpunkten kannst Du aber echt vergessen. Denn sobald Du erfährst, dass sich zum Beispiel die Wirtschaft nach einer Krise wieder erholt, dann ist das ja längst schon wieder eingepreist in den Kursen an der Börse! Dann sind die Kurse also schon wieder gestiegen und Du hast den Tiefpunkt garantiert verpasst.

Dieses Problem haben wir ja in Punkt Eins schon ausführlich erläutert.

Also, wann das absolute Tal oder ein Höchststand erreicht ist, das weiß man immer erst hinterher. Und auch die Zusammenhänge sind nicht immer ganz so trivial: Nur, weil es einen wirtschaftlichen Abschwung gibt, heißt das z.B. noch lange nicht, dass es mit den Aktien auch bergab geht!

Das haben wir zuletzt in 2009 gesehen, da stiegen trotz negativem Wirtschaftswachstum die Kurse.

Wir blicken mittlerweile auf zahlreiche Studien aus den letzten 50 Jahren und alle kommen zu dem gleichen Ergebnis: 1. geht es langfristig bergauf, auch wenn es zwischendurch mal bergab geht und 2. funktioniert das Vorhersagen von „richtigen“ oder „falschen“ Einstiegszeitpunkten einfach nicht. Noch nicht einmal für die Profis, das wurde vielfach belegt.

Hierzu gibt es auch eine interessante Analyse historischer Daten von Putnam Investments. Sie zeigen mit ihrer Untersuchung, wie wichtig es ist, konstant im Markt investiert zu sein. Denn wer beispielsweise nur die 10 besten Börsentage in einem Anlagezeitraum von 15 Jahren verpasst hätte, hätte dadurch sein Endvermögen mehr als halbiert.

Markettiming zu versuchen ist wirklich schädlich für Deine Geldanlage, weil Dir so viel zu viel Rendite entgeht, während Du auf den idealen Zeitpunkt wartest oder versuchst, schlau aus dem Markt zu gehen, um dann zu einem „besseren“ Zeitpunkt wieder einzusteigen.

Die Leute, die mit ETFs Geld verlieren, machen also zusammengefasst einen großen Fehler: Sie verfolgen keine langfristige Anlagestrategie, bei der sie sich einmal ein ETF-Weltportfolio bauen und dieses ewig halten.

Fazit

Wenn Du also „einfach ETFs kaufst“ ohne Ahnung zu haben, ist die Gefahr viel zu groß, dass Du die falschen ETFs hast, die mit viel zu hohen Risiken einhergehen, weil sie auf einzelne Nischen oder Regionen spekulieren. Und auch diverse Timing-Versuche gehen ziemlich sicher in die Hose, wie wir gerade gesehen haben.

Aus unserer Sicht gibt es nur eine Lösung, um da auf Nummer Sicher zu gehen:

Wir müssen uns einmal grundlegend mit ETFs auseinandersetzen und nicht einfach nach unserem Gefühl handeln. Wir sollten vielmehr das machen, was erwiesenermaßen zu einem Anlageerfolg führt.

Investierst Du eigenständig mit ausreichendem Basiswissen in globale ETFs und hältst diese für eine lange Zeit, also mindestens 10-15 Jahre, hast Du am Ende nicht nur mehr Vermögen, sondern fühlst Dich auch sicher, weil Du weißt, was mit Deinem Geld passiert.

Und keine Sorge – das ist für alle einfach erlernbar, auch ohne BWL studiert haben zu müssen.

Auf alle Risiken, die es im Zusammenhang mit ETFs gibt, gehen wir übrigens ausführlich in unserem kostenlosen Webinar ein. In diesem Video-Workshop erklären wir Dir alles Wichtige, um Durchblick im Altersvorsorge- und Geldanlage-Dschungel zu bekommen, damit Du sicher keine Fehler machst. Du wirst sehen, es ist alles deutlich einfacher als gedacht.

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 27. Juni, 2024
LETZTE AKTUALISIERUNG: 27. Juni, 2024
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