1.000-5.000 Euro Dividenden pro Monat kassieren, wie viel musst Du dafür in ETFs investieren?
Ein passives Einkommen aufzubauen und Geld zu verdienen, ohne dafür arbeiten zu müssen, ist für viele von uns ein sehr attraktives Ziel. Dann müssen wir nicht mehr in irgendwelchen Jobs festhängen, die uns keinen Spaß machen oder können zumindest unsere Arbeitszeit stark reduzieren, weil das Extra aus unseren Investments für den Rest reicht.
Aber wie viel müssen wir denn anlegen, damit wir uns keine Sorgen mehr um Geld machen müssen?
Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video oder hör Dir unsere Podcastfolge zum Thema an:
Wir schauen uns dafür zuerst einen ganz normalen Welt-ETF an, der Tausende Aktien aus Industrie- und Schwellenländern enthält. Durch diese breite Streuung wird das Risiko reduziert, das entsteht, wenn sich einzelne Länder, Branchen oder Unternehmen schlecht entwickeln.
Denn selbst wenn irgendwo auf der Welt etwas schiefläuft, gleichen andere Teile des Portfolios das meist wieder aus. So setzt Du nicht alles auf eine Karte – und musst Dich nicht darauf verlassen, einfach Glück zu haben.
Der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing ist ein solcher und hat eine durchschnittliche Ausschüttungsrendite von 1,86 % in den letzten vier Jahren erzielt. Das entspricht etwa 1,86 Cent an Dividenden pro Jahr für jeden investierten Euro.
Allerdings müssen wir noch berücksichtigen, dass wir Steuern auf unsere Dividenden zahlen. Wir gehen zwar davon aus, dass uns der volle Freistellungsauftrag in Höhe von 1.000 Euro zur Verfügung steht, aber auf den Rest zahlen wir effektiv 18,46% Steuern.
Daraus folgt:
- Für 1.000 €/Monat brauchst Du etwa 700.000 €.
- Für 2.000 €/Monat etwa 1,5 Mio. €.
- Für 3.000 €/Monat etwa 2 Mio. €.
- Für 4.000 €/Monat etwa 3 Mio. €.
- Für 5.000 €/Monat etwa 3,5 Mio. €.
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich finde das ziemlich ernüchternd. Da muss man super viel investiert haben, um ansatzweise etwas Sinnvolles rauszubekommen.
Wegen der verhältnismäßig niedrigen Ausschüttungsrendite des normalen ETFs setzen die meisten Leute, die ein passives Einkommen aufbauen wollen, auf sogenannte Dividendenstrategien. Dabei wird gezielt in Aktien bzw. ETFs investiert, die regelmäßig einen hohen Teil ihres Gewinns als Dividende ausschütten.
Daher werfen wir jetzt mal einen Blick auf den Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF Distributing, der auch weltweite Aktien beinhaltet, allerdings solche mit hoher Dividendenrendite. Und diese liegt für den gleichen Zeitraum von vier Jahren bei 3,59 %, also fast doppelt so hoch wie bei dem „normalen“ ETF von eben.
Damit kommen wir im Ergebnis auf folgende Netto-Beträge:
- Für 1.000 €/Monat brauchst Du etwa 400.000 €.
- Für 2.000 €/Monat etwa 750.000 €.
- Für 3.000 €/Monat etwa 1 Mio. €.
- Für 4.000 €/Monat etwa 1,5 Mio. €.
- Für 5.000 €/Monat etwa 2 Mio. €.
Das macht doch schon mal deutlich mehr Sinn. Also, wenn wir so viel mehr rausbekommen, für so viel weniger investiertes Vermögen, sollten wir auf Dividenden-ETF setzen. Oder?
Die Sache ist die: Dividenden sind ja nur ein Teil der Gleichung. Um zu beurteilen, wie viel Gewinn wir mit einem ETF machen können, müssen wir auch einen Blick auf Kurssteigerungen werfen. Denn die Summe aus Dividenden und Kurssteigerungen macht die Gesamtperformance aus.
Bei Dividendenstrategien interessieren uns Kurssteigerungen natürlich nicht so sehr, weil uns ja nur wichtig ist, wie viel wir entnehmen können, ohne Anteile verkaufen zu müssen.
Doch das ist eine falsche Sichtweise! Sie resultiert aus einem weit verbreiteten Irrtum. Dem sogenannten
Dividenden-Fehlschluss
Also, warum möchten Leute Einkommen aus Dividenden, nicht aber aus Anteilsverkäufen? Dahinter steckt der Glaube, dass man irgendwann kein Vermögen mehr hat, wenn man zum Beispiel monatlich verkauft, um Geld zu entnehmen, während bei Entnahmen über Dividenden diese Gefahr nicht besteht.
Tatsächlich ist es aber egal, ob man Geld durch den Verkauf von Anteilen oder durch Dividenden erhält!
Beide Varianten verringern den Gesamtwert unseres Vermögens gleich stark, da bei Dividenden der Wert der Aktienkurse sinkt. Denn die Dividenden gibt es nicht umsonst, sie spiegeln sich immer in einer niedrigeren Kurssteigerung wider.
Das funktioniert so: An dem Tag, an dem die Dividende ausgezahlt wird, wird der Aktienkurs um den Betrag der Dividende gesenkt. Das geschieht, weil der Wert des Unternehmens um genau diesen Betrag quasi gesunken ist.
Diese Anpassung des Kurses erfolgt automatisch durch den Marktmechanismus. Da der Kapitalmarkt ziemlich effizient ist und alle verfügbaren Informationen berücksichtigt, wird der Kurs um den Betrag der Dividende angepasst, um den neuen, niedrigeren Unternehmenswert widerzuspiegeln.
Also, mal ein Beispiel: Der Wert Deines Aktien-ETFs liegt bei 1000 Euro. Nun werden Dividenden in Höhe von 30 Euro insgesamt ausgeschüttet. Nach der Ausschüttung sinkt der Wert Deines ETFs auf 970 Euro. Du hast also 970 Euro auf Deinem Depot und 30 Euro an Ausschüttungen auf Deinem Verrechnungskonto.
Hätte der ETF die Dividende nicht an Dich ausgezahlt, sondern direkt reinvestiert, hättest Du die 30 Euro in Cash durch einen Anteilsverkauf bekommen können. Auch dann wäre Dein Depotwert bei 970 Euro gelandet, Dein Verrechnungskonto bei 30 Euro.

Deswegen ist es mathematisch gesehen egal, wie die Art der Geldentnahme stattfindet. Der Verlust im Depot, wenn wir etwas verkaufen oder unsere Ausschüttungen nicht wieder anlegen, ist in beiden Fällen gleich.
Wie lange unser Portfolio reichen wird, um 1.000 bis 5.000 Euro monatlich zu entnehmen, hängt also nicht davon ab, ob wir über Dividenden entnehmen oder Anteile verkaufen, sondern wie viel wir insgesamt entnehmen. Das fühlt sich zwar anders an, ist es aber nicht.
Jetzt könnte man sagen: „Ok, wenn beides auf meinem Konto sowieso gleich ist, dann nehm ich doch trotzdem lieber die dividendenstarken ETFs und lass ich mir die Dividenden ausschütten.“
Aber der Fokus auf derartige ETFs ist leider nicht einfach neutral zu sehen, wie das bislang in unserem Beispiel war, sondern sogar schädlich, und zwar aus zwei Gründen:
Weniger Diversifikation und Gesamtvermögen
Erstens investieren wir dadurch in zu wenige Unternehmen. Während der FTSE All-World Index rund 4.200 Unternehmen beinhaltet, umfasst der FTSE All-World High Dividend Yield Index gerade mal etwa 2.400, also nur etwa die Hälfte! So erhöhen wir also unter anderem Branchen- und Länderrisiken, wenn wir auf Dividenden-ETFs setzen, weil wir nicht so breit streuen können.
Mitunter daraus folgt das nächste Problem:
Zweitens werden wir nämlich statistisch gesehen insgesamt weniger Geld haben als ein ausschließlich „normal“ Investierender ohne Dividendenstrategie. Das liegt daran, dass in Dividenden-ETFs reife und stabile Unternehmen stecken, die kaum noch wachsen. Die zahlen nämlich einigermaßen zuverlässig Dividenden aus.
Aber wachstumsstarke Unternehmen fehlen, da sie noch nicht oder nur wenig ausschütten, sondern ihre Gewinne größtenteils erstmal reinvestieren (wenn sie überhaupt schon welche machen). Ihr Kurswachstum ist aber viel, viel stärker als das von den dividendenstarken Aktien.
Schauen wir dafür mal auf unsere Beispiel-ETFs von eben:
Der dividendenstarke Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield ETF hat in den letzten zwölf Jahren eine durchschnittliche Gesamtrendite von 8,05%. Die beinhaltet also Ausschüttungen und Kurssteigerungen.
Die vom normalen Vanguard FTSE All-World ETF betrug hingegen 10,86 % – trotz nur halb so hoher Dividenden! Denn seine Kurssteigerungen haben die bei weitem überkompensiert.

Woran liegt das? Der ausschüttungsstarke ETF enthält in erster Linie Banken; Pharma-, Öl- und Gasunternehmen, Versicherungen und Versorger. Das sind solide Branchen, aber die wachstumsstarke Tech-Branche beispielsweise ist hier total unterrepräsentiert!
Der normale ETF enthält in erster Linie Software, Halbleiterunternehmen, Banken, Hardwarehersteller und interaktive Medien. Darum ist er sozusagen am Puls der Zeit und wächst mit der Weltwirtschaft mit.
Schauen wir mal, wie gravierend der Unterschied ist:
Angenommen, wir legen jeden Monat 300 Euro über 35 Jahre an und schauen, wie viel wir dann 25 Jahre lang entnehmen können. Dabei betrachten wir das einzige was zählt… genau, die Gesamtrendite, also die Summe aus Ausschüttungen und Kurssteigerungen.
Das bedeutet, wir gehen davon aus, dass wir etwaige Dividenden während der 35 Jahre Ansparzeit direkt wieder reinvestiert werden, damit wir ein maximal großes Vermögen aufbauen. In der Entsparphase leben wir dann von den Dividenden und durch Verkäufe, so dass wir am Ende theoretisch bei Null Euro Vermögen landen.
Und dieses Mal ziehen wir neben den Steuern außerdem auch noch die Inflation ab. Denn wir wissen ja, über welchen Zeitraum die Auszahlung erfolgen soll und können bzw. sollten somit berücksichtigen, dass unser Geld Jahr für Jahr an Kaufkraft verliert.
Das Vermögen nach 35 Jahren beträgt dann im dividendenstarken ETF knapp 305.000 Euro, die monatliche Auszahlung für 25 Jahre fast 1.600 Euro.
Der normale ETF hingegen bringt ein steuer- und inflationsbereinigtes Endvermögen von über 595.000 Euro und somit eine monatliche Netto-Auszahlung von fast 3.900 Euro!
Die Auszahlungen sind also mehr als doppelt so hoch!
Nun könnte man argumentieren, dass die letzten zwölf Jahre als Vergleichszeitraum nicht so ideal sind, um repräsentative Schlüsse zu ziehen. Wir würden auch nicht empfehlen, mit derartig hohen Gesamtrenditen zu kalkulieren, da die letzten Jahre einfach extrem gut liefen.
Doch auch, wenn die Gesamtrendite deutlich niedriger ist und der Unterschied zwischen den beiden ETFs nur noch 2% beträgt, sind die Ergebnisse krass:
Rechnen wir mit 6% Gesamtrendite beim Dividenden-ETF und 8% beim normalen, so kommen wir auf ein steuer- und inflationsbereinigtes Vermögen von rund 197.000 Euro und eine monatliche Auszahlung von knapp 900 Euro beim Dividenden-ETF.
Beim normalen ETF sind es 306.000 Euro Vermögen und fast 1.600 Euro monatliche Auszahlung. Natürlich wie immer netto und mit Inflationsausgleich.
Das war jetzt ganz schön vie, ich fasse das nochmal zusammen:
Es kommt immer auf die Summe aus beidem an, also Dividenden und Kurswachstum. Das ist das Einzige, was uns als Anleger interessieren sollte. Denn es kann mir ja völlig schnuppe sein, wie viel Prozent meines passiven Einkommens aus Kurssteigerungen und wie viel aus Ausschüttungen stammt.
Der Fokus auf Dividenden-ETFs senkt aber unsere Gesamtrendite. Denn damit vernachlässigen wir ja den anderen wichtigen Teil, nämlich die Unternehmen, die noch stark wachsen. Das bedeutet: Mit dem gleichen Geldeinsatz bekommen wir am Ende weniger raus. Und das sagen wir nicht nur als Prognose – das können wir uns auch schwarz auf weiß anschauen, wenn wir uns langfristige historische Daten ansehen.
Das mag zum Teil auch daran liegen, dass die Unternehmen, die Dividenden zahlen, nicht unbedingt alle in bester Verfassung sind. Dividenden werden auch gerne mal aus Rücklagen finanziert, weil es wichtig ist, die Aktionäre sozusagen bei Laune zu halten. Dann knabbert ein Unternehmen an seiner Substanz, um uns Dividenden auszuschütten.
Unrealistisches Ziel?
Ja, ehrlicherweise ist es sowieso für die meisten von uns eher ein Wunschdenken, später ausschließlich von Dividenden zu leben: Wir brauchen ein viel höheres Gesamtvermögen, als wenn wir auch bereit sind, Anteile zu verkaufen. Das haben wir in den Rechnungen ja gesehen. Denn Dividenden können immer nur einen kleinen Teil des Gesamtwerts unserer Anlagen ausmachen – auch bei den ausschüttungsstärksten ETFs.
Wenn wir aber auch Anteile verkaufen, können wir mehr Geld aus unserem gesamten Vermögen nehmen. Dadurch reicht ein deutlich kleineres Vermögen aus, um den gleichen Lebensstandard zu finanzieren.
Ich verstehe auch, dass das psychologisch ein netter Effekt ist, wenn man Dividenden bekommt. Das wirkt einfach viel greifbarer, als nur auf Zahlen im Depot zu schauen. Nach dem Motto: „Meine jährlichen Dividenden zahlen meine Nebenkosten“ oder sowas. Dennoch ist es einfach nicht vorteilhaft, darauf zu setzen, wie wir gesehen haben.
Wenn Du so investieren willst, dass Du auch die maximale Gesamtrendite mitnimmst, ohne auf irgendwas spekulieren zu müssen, dann schau Dir unser kostenloses ETF-Webinar an. Du musst nur die Basics verstehen, um Dir ein Portfolio bauen zu können, womit Du ein für allemal das Thema Vermögensaufbau bzw. Altersvorsorge abhaken kannst.

