Wenn wir vor 5, 10 oder gar 20 Jahren 50.000 Euro in ETFs angelegt hätten – wie würde heute unser Kontostand aussehen? Das schauen wir uns in diesem Blogbeitrag an.
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Warum ETFs?
So gut wie alle verbrauchernahen Institute und wir eben auch sehen ETFs ja als die beste Geldanlage für die allermeisten Leute an. Wir selbst haben unser Geld auch in nichts anderem investiert.
Um zu beurteilen, was man mit so einer Anlage erreichen kann, machen wir auf unserem Kanal eigentlich immer eine Projektion in die Zukunft auf Basis von historischen Daten mit Durchschnittsrenditen.
Heute schauen wir aber mal rückblickend, was wirklich dabei rumgekommen wäre, wenn wir vor 5, 10 oder gar 20 Jahren investiert hätten.
Für unsere Rechnungen legen wir der Einfachheit halber einen ETF auf den globalen Aktienindex MSCI ACWI IMI zugrunde. Dieser Index beinhaltet quasi die ganze investierbare Welt, inklusive Schwellenländer und kleineren Unternehmen.
Der ETF, den wir rausgepickt haben, heißt SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF. Den gibt es zwar erst seit 2011, aber es gibt ein super Tool, mit dem wir trotzdem anhand der älteren Indexdaten zurückrechnen können und das auch die Kosten des ETFs berücksichtigt: Die Seite “Backtest”.
5 Jahre Anlagedauer
So, jetzt schauen wir mal, wie viel wir verdient hätten, wenn wir vor fünf Jahren 50.000 Euro in den ETF geschoben hätten. Hieraus wären nach Kosten des ETFs über 82.000 Euro geworden.
Damit hätten wir eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 10,44% gehabt.
Und es geht sogar noch besser, wenn wir auf einen anderen fünfjährigen Investitionszeitraum schauen: In dem Zeitraum von März 1995 bis März 2000 wären aus den 50.000 fast 151.000 geworden! Da hätte die jährliche Wachstumsrate bei 24,70% im Schnitt gelegen!
So viel zur Sonnenseite. Es geht aber auch anders: Direkt im Folgezeitraum vom April 2000 bis April 2005 wären aus unseren 50.000 33.000 Euro geworden, mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von -7,83% jährlich.
Hier siehst Du mal die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten aller jeweiligen 5-Jahreszeiträume, die wir zurückrechnen können. Und eins wird deutlich: Meistens hat man zwar positive Renditen gehabt, aber sicher war das nicht!
10 und 20 Jahre Anlagedauer
Wir machen erstmal weiter und schauen, was in den letzten zehn Jahren aus unseren 50.000 Euro geworden wäre:
Nach dem Zeitraum vom April 2014 bis April 2024 hätten wir 144.000 Euro auf dem Depot, bei einer Rendite von durchschnittlich 11,16% pro Jahr.
Doch ein Blick auf die jahresübergreifenden Renditen zeigt: Auch hier gab es noch Zeiträume, wo wir nach 10-jähriger Haltedauer Geld verloren hätten.
Schauen wir zum Beispiel auf den Zeitraum von März 1999 bis März 2009, so wären von unseren 50.000 Euro nur noch 38.000 Euro übrig geblieben.
Und nach 20 Jahren?
Im Zeitraum vom April 2004 bis April 2024 wären aus den 50.000 Euro 269.000 Euro an Vermögen geworden, bei einer Rendite von durchschnittlich 8,8% pro Jahr.
Ja, zwei Dinge fallen auf: Je länger wir investieren, desto sicherer wird es, dass wir positive Renditen erzielen.
Bei einem Anlagezeitraum von 20 Jahren gab es hier keine Spanne, wo die Renditen nicht signifikant positiv gewesen wären. Das kann man übrigens über die gesamten 120 Jahre Börsengeschichte bei globalen Aktien feststellen.
Aber nicht nur das, die Renditen schwanken auch weniger, je länger wir investieren. Das sieht man ganz gut daran, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Balkenhöhen immer kleiner werden.
Ja, was lernen wir daraus?
Vermögensaufbau sollten wir immer langfristig angehen. Kurze Zeiträume sind weder aussagekräftig, noch sicher für die Geldanlage.
Und trotzdem schauen viel zu viele Leute auf zu kurze Zeiträume. Denn leider hören wir sowohl von den meisten Finanzberatern als auch in den Medien nur etwas über die jüngste Zeit.
Corona und die letzte Finanzkrise
Während Corona zum Beispiel sind die Aktienkurse in kurzer Zeit ganz schön in den Keller gegangen, um über 30%! Die Nachrichten haben daraufhin mal wieder den Weltuntergang prophezeit.
Quelle: https://www.justetf.com/de/
Das hat dazu geführt, dass viele Menschen erstmal in Schockstarre verfallen sind und von der aktuellen Situation total verunsichert waren.
Wir bekamen andauernd Fragen von verängstigten Leuten, nach dem Motto “Soll ich jetzt wirklich investieren, wo alles gerade auf Abschwung steht?” oder so was wie “Wann lohnt es sich denn wieder einzusteigen? Das wird doch jetzt erstmal die nächsten Jahre so weitergehen?!”
Also erstmal: Diese Sorgen sind total verständlich. Für viele von uns war es das erste Mal, dass wir in solch einer Krise waren. Ich fand es persönlich auch komisch, während des Crashs in mein Depot zu schauen. Das fühlt sich einfach nicht gut an.
Beim Thema Geldanlage sollten wir aber nie nach unserem Gefühl handeln, sondern danach, was rational richtig ist. Wie so oft hilft auch hier ein Blick auf die Fakten, und zwar aus der Vogelperspektive.
Also, die Sache ist die: So etwas, was wir mit Corona erlebt haben, das gab es in der Vergangenheit schon ganz oft.
Wir blicken ja mittlerweile auf über 120 Jahre Börsengeschichte zurück. Da hatten wir zwei Weltkriege, diverse Staatsbankrotte und Währungsreformen sowie Pandemien, also meist deutlich schlimmere Situationen als Corona.
Aber – und das ist der entscheidende Punkt – langfristig ging es immer wieder bergauf. Die Wirtschaft erholt sich also immer wieder.
Es gibt seit Bestehen der Börse einen Aufwärtstrend mit ordentlichem Wachstum. Und man hätte sogar Gewinne gemacht, wenn man beispielsweise mitten in der Finanzkrise seine Aktien verkauft hätte, solange man sie mindestens 15 Jahre vorher gekauft hätte.
Von diesem Trend dürfen wir auch weiterhin ausgehen. Denn die Menschen sind super erfinderisch und lösen immer wieder die Widrigkeiten und Probleme, die ihnen auf die Füße fallen. Aber natürlich ist es wichtig, langfristig anzulegen, damit einem Krisen eben nichts anhaben können, das hatten wir ja schon.
Das Problem mit der Aktualitätsverzerrung
Nun finden unsere Hirne das aber super schwer vorstellbar, wenn man mittendrin steckt in so einer Krise. Dann kann man sich ja gar nicht vorstellen, dass alles wieder gut wird sozusagen.
Hierfür gibt es eine gute Erklärung aus der kognitiven Psychologie:
Wenn wir nur auf die aktuelle Lage schauen, unterliegen wir knallhart der Aktualitätsverzerrung oder auch Recency Bias genannt. Ohne etwas in den Kontext zu setzen, verlieren wir jeglichen realistischen Blick und bekommen Panik.
Diese Sorgen und Ängste, die dadurch entstehen, haben natürlich auch einen negativen Einfluss auf unsere Finanzen. Sie führen dazu, dass wir genau die falschen Handlungen ausführen.
Denn was ist die Folge für uns Normalos durch die ganzen tagesaktuellen Krisen-, Rezessions-, Inflations- & Co Nachrichten?
Wir bekommen Angst um unser Geld, packen es unters Kopfkissen und warten lieber erstmal ab, bis sich die Lage erholt hat, bevor wir unser Geld anlegen.
Oder wir hinterfragen unsere komplette Finanz-Strategie und verkaufen vielleicht aus Panik oder Unwissen unsere Anlagen. Wir denken dann: „Ich nehme lieber das, was noch übrig ist, bevor mein Geld ganz weg ist.“
Wenn wir aber so eine Krise einfach aussitzen oder sogar den Mut haben, weiter zu investieren, können wir enorm von der langfristigen Entwicklung profitieren. Dafür bedarf es aber eben eine Betrachtung aus der Vogelperspektive und ein bisschen Wissen über die Geschichte.
Übrigens: Das Ganze kann auch in die andere Richtung gehen und völlig falsche Erwartungshaltungen schüren. Aus einem kurzen, überdurchschnittlich gut laufenden Zeitraum wie dem letzten darauf zu schließen, dass es gerade so hoch weitergeht, ist genauso gefährlich. Darum ist es so wichtig, auf lange Renditereihen zu schauen, damit wir realistische Einschätzungen treffen können.
Und um komplexe Zusammenhänge zu verstehen, schadet es uns natürlich, kurze, aufgeladene Artikel zu lesen, die viel zu dramatisch sind, weil sich eine nüchterne, faktenbasierte Berichterstattung nicht so gut verkauft wie der nächste Weltuntergang oder das neueste Allzeithoch.
Wir haben einen Blogpost geschrieben, der Dir hilft, finanzielle Entwicklungen panikfrei einschätzen zu können, damit Dir keine Kurzschlussreaktionen passieren und Du viel Geld verlierst. Schau ihn Dir mal an. Danach wirst Du mehr über Geld wissen als die allermeisten Leute.