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Ist Inflation gut oder schlecht?

Laut einer Erhebung der Bundesbank liegt über 40% des Vermögens privater Haushalte auf der Bank. Wenn Du Dich also wie die meisten hierzulande verhältst, dann frisst die Inflation kontinuierlich ganz unbemerkt Dein Geld auf.

Unbemerkt, weil wenn Du zum Beispiel 20.000 Euro auf dem Konto hast, liegen da in 10 Jahren immer noch 20.000 Euro. Das Problem ist aber, dass die dann nur noch 16.000 Euro wert sind. Das ist erstmal nichts Gutes.

Aber heißt das, dass Inflation per se schlecht ist?

Die Inflation ist erstmal nichts Neues und es gibt sie, seitdem es Geld gibt. Trotzdem werden wir alle immer reicher – dazu gleich mehr.

Auch hohe Inflationsraten sind nichts Neues. Es gab immer wieder Phasen von deutlichen Preissteigerungen. (hier kann man z.B. schön gucken, wie die Entwicklung in Deutschland seit 1950 ist).

Bis vor kurzem war die Inflation jedoch über viele Jahre recht niedrig. Darum sind wir überhaupt nicht dran gewöhnt und erstmal geschockt, was natürlich ein gefundenes Fressen für die Medien ist.

So kann man auch viel besser Schlagzeilen produzieren als mit der Nachricht „Die Inflation liegt seit 20 Jahren bei 1,2% im Schnitt.“ Da klickt ja keiner.

Aber was ist Inflation überhaupt genau?

Inflation ist die Messgröße für Preissteigerungen. Daraus können wir dann wiederum die Geldentwertung – bzw. genauer – den Wertverlust des Geldes über die Zeit ableiten.

Denn steigt der Preis für die berühmte Kugel Eis von 1,00 Euro auf 1,50 Euro, ist mein Euro in der Hosentasche weniger wert. Ich kann mir nämlich gar keine ganze Kugel mehr davon kaufen, sondern nur 0,67 Kugeln. 

Die Eisdiele kann eigentlich nur die Preise erhöhen, wenn genug Leute bereit sind, den höheren Preis zu bezahlen. Ganz allgemein werden Dinge aber dann teurer, wenn viel Geld für wenige Sachen da ist.

Wenn beispielsweise alle ein Elektroauto haben wollen und die Produktion kaum hinterherkommt, steigen die Preise, weil viel Nachfrage auf wenig Angebot trifft.

Warum ist Inflation gut?

Generell gab es seit der Wirtschaftskrise in den 1930ern nur sehr vereinzelt Jahre, in denen die Preise im Schnitt gesunken sind. Da lautet doch die große Frage: Müssten wir nicht immer ärmer werden, wenn die Preise immer weiter steigen?

Doch ganz im Gegenteil:.Auch nach Berücksichtigung der Inflation werden wir immer reicher – und zwar global! Extreme Armut ist in den letzten Jahren extrem zurückgegangen und vermutlich bald nicht mehr existent.

Warum ist das so, dass uns diese Preissteigerungen nicht zugrunderichten? Ist das nicht ein Widerspruch?

Für die Volkswirtschaft im Allgemeinen ist (normale) Inflation erstmal richtig gut: Ist zu erwarten, dass die Preise steigen, investieren Leute eher ihr Geld bzw. geben es aus. Denn sie wollen ja nicht riskieren, später mehr für die neue Anschaffung bezahlen zu müssen. Und wenn alle Zeichen auf Preisanstieg stehen, will ein Investor natürlich möglichst früh dabei sein, um die guten Renditen einzuheimsen.

So wird die Wirtschaft angekurbelt, was wiederum auch positive Folgen für den Einzelnen hat, denn auch die Löhne und Gehälter steigen. Sie sind ja quasi auch nur „Preise“, die für unsere Dienstleistungen gezahlt werden, die wir Arbeit- und Auftraggebern erbringen.

Und jetzt kommt der Clou: Für ganz viele Dinge müssen wir deutlich weniger arbeiten als früher, weil die Löhne überproportional zur Inflationsrate gestiegen sind. Das gilt z.B. für viele Nahrungsmittel oder Haushaltsgeräte: 1991 hätte man noch 53 Stunden ackern müssen, um sich eine Waschmaschine zu leisten, heute sind es nur noch 20.

Außerdem bekommen wir viel mehr Leistung für den gleichen Preis: Denk nur mal daran, wie teuer früher Computer oder Autos waren, wenn Du die Power, die Du fürs Geld bekommst, vergleichst. Da kannste dem technischen Fortschritt und ganz allgemein dem Wettbewerb am Markt für danken.

Wem hilft oder schadet Inflation?

Für Schuldner (falls Du z.B. einen Immobilienkredit abbezahlst) ist eine unerwartete Inflation übrigens hilfreich – insbesondere wenn der Zins lange festgeschrieben ist. Nun sinkt real, was Du tilgen musst, da der Kreditbetrag ja feststeht, das Geld aber im Wert sinkt.

Der entscheidende Punkt ist aber das „unerwartet“, denn sonst wäre die (erwartete) Inflation im Kreditzins bereits eingepreist.

Außerdem gilt das natürlich nicht für kurzlaufende Kredite wie Dispos etc., wo die Zinsen ganz schnell angepasst werden.

Das Blatt wendet sich natürlich auch für langfristige Schuldner in dem Moment, wo die Inflationsrate niedriger ist, als erwartet. Da zahlen wir dann im Vergleich viel zu hohe Zinsen.

Also, Inflation ist nicht direkt gut oder schlecht, sondern erst einmal Teil unserer Wirtschaft.

Klar dürfte aber nun sein: Ungünstig ist Inflation für diejenigen, die viel Cash bzw. Geldmarktprodukte halten (also z.B. ihre Kohle auf dem Girokonto vergammeln lassen) oder deren Gehälter (dauerhaft!) nicht mit der Inflationsrate mithalten können.

Und natürlich trifft Inflation insbesondere diejenigen, die eh schon über ihren Verhältnissen leben. Habe ich mir ein Haus und Auto gegönnt, obwohl ich mit meinem Gehalt gerade so über die Runden komme, sind plötzliche Preisanstiege für Sprit und Heizöl natürlich wesentlich problematischer.

Welche Anlage hilft „gegen“ die Inflation?

Ok, aber was machen wir nun am besten, um nicht unser Erspartes von der Inflation auffressen zu lassen?

Das beste Mittel für uns Normalos sind dafür Aktien. Die haben als Anlageklasse global betrachtet in den letzten 120 Jahren weit über der Inflation rentiertet.

Mal ganz grundlegend: Eine Aktie ist wie ein kleines Stück eines Unternehmens. Wenn Du eine Aktie kaufst, wirst Du quasi zu einem kleinen Teilhaber dieses Unternehmens.

Wenn das Unternehmen nun Gewinne macht und diese an die Anteilshaber ausschüttet, dann bekommen wir ebenfalls davon etwas ab. Und natürlich können wir auch unsere Anteile wieder verkaufen und damit Gewinne machen.

Hierbei ist auch wichtig zu verstehen, dass Du die Firma in der Regel nicht direkt damit unterstützt. Denn wir kaufen eigentlich immer „gebrauchte“ Aktien, die bereits im Umlauf waren. Die Firma hat das Geld schon lange bekommen. Nämlich zu der Zeit, als sie an die Börse gegangen ist und Aktien ausgegeben hat.

Aber sind Aktien nicht riskant?

In Deutschland herrscht ja eher Angst vor Aktien. Und das ist auch sinnvoll, wenn wir nur wenige, einzelne davon besitzen!

Also, angenommen, ich kaufe Aktien von drei Unternehmen und gebe allen gleich viel Geld.

Und dann geht ein Unternehmen davon pleite, dann ist das wirklich riskant, denn dann verliere ich ⅓ meines Geldes.

Daraus folgt jetzt aber nicht, dass Aktien an sich eine gefährliche Sache sind, sondern dass wir ganz viele Aktien brauchen!

Risikostreuung bei der Anlage

Und das Gute ist: Wir müssen die nicht alle einzeln auswählen, das wäre ja sehr mühsam, sondern können gleich mehrere auf einmal kaufen. Solche Aktienpakete nennen sich Fonds. Da packt also jemand ganz viele Aktien quasi in einen “Topf” und diesen Topf können wir kaufen.

Von diesen Töpfen gibt es zwei Arten: Aktive und Passive Fonds.

Schauen wir erst einmal auf die aktiven: Hier sucht ein sogenannter Fondsmanager die Aktien aus.

Das macht er anhand von all seinem Wissen über einzelne Unternehmen, über den Kapitalmarkt und Trends usw.

Er überlegt also, welche Aktien sich künftig positiv entwickeln werden. Dabei spielt auch das Timing eine große Rolle, denn der Fondsmanager muss quasi dem Markt voraus sein und die richtigen Aktien rauspicken, bevor diese an Wert gewinnen.

Auch bei passiven Fonds kommen Aktien in einen Topf. Die Auswahl erfolgt allerdings nicht von einem Fondsmanager, sondern von einem, ja so ganz simpel ausgedrückt, Computer.

Und der prognostiziert nicht irgendeine künftige Entwicklung oder sowas, sondern er bildet einfach einen sogenannten Index nach und packt all die Aktien in einen Topf, die in einem Index enthalten sind.

So ein Index wiederum bildet einfach einen Markt ab. Du kennst bestimmt den DAX. Der DAX beinhaltet die 40 größten Unternehmen Deutschlands und ein passiver Fonds auf den DAX würde nun Anteile an diesen 40 Unternehmen kaufen. Mehr nicht.

Aktiv oder passiv anlegen?

Die Preisfrage lautet nun: Sollten wir in aktive oder passive Fonds investieren? Oder anders ausgedrückt: Sollen wir einfach passiv den Markt nachkaufen oder versuchen, aktiv besser zu sein als der Markt?

Die Sache ist die: Es gelingt kaum wem, langfristig beim aktiven Aussuchen von Aktien besser zu sein als der Vergleichsmarkt.

Um bei unserem Beispiel zu bleiben: In den allerseltensten Fällen ist ein aktiver Fonds, der deutsche Unternehmen auswählt, besser als ein passiver Fonds einfach auf den DAX.

In den letzten 50 Jahren sind unzählige Studien auf globaler Ebene dazu durchgeführt worden und zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.

Daher lautet das klare Zwischenfazit: Passive Fonds sind fast immer überlegen.

Aber wie können wir denn jetzt solche passiven Fonds kaufen? Und wie heißen die?

Worin investieren?

Die bekannteste Form sind sogenannte ETFs. ETF steht für Exchange-traded Fund, also an der Börse gehandelter Fonds und die kann jede Socke erwerben.

Wenn wir also nun investieren möchten, ist es wichtig, dass wir sehr früh anfangen, wenn wir viel aus unserem Geld machen wollen.

Warum ist das so?

Angenommen, wir hätten mit 30 Jahren begonnen, jeden Monat nur 200 Euro zurückzulegen und in einen ETF auf den MSCI World zu investieren.

Dann würde sich vom 49. aufs 50. Lebensjahr unser Vermögen um 9.000 Euro steigern, und zwar netto, also nach Steuern! Donnerwetter! Aaaaber, vom 64. Auf das 65. Jahr um 28.000 Euro! Das musst du dir mal vorstellen!

Durch den Zinseszins steigt unser Vermögenszuwachs nach hinten raus exponentiell. Darum zählt einfach jedes Jahr.

Risiken bei der Wertentwicklung

Jetzt denkst Du vielleicht, das ist ja alles zu schön um wahr zu sein. Wo ist der Haken?

Darum kommen wir jetzt zu den wichtigsten Risiken

Genauer schauen wir auf Risiken bei der Wertentwicklung.

Da gibt es das sogenannte Einzelwertrisiko. Das haben wir ganz am Anfang angeschaut.

Also wenn ich mein Geld nur in drei Unternehmen habe und dann eines davon pleite geht, dann hab ich natürlich richtig viel Geld verloren, klar.

Das Gute ist, und das wissen wir jetzt schon, dieses Risiko können wir eliminieren, wenn wir ganz viele Aktien haben, z.B. eben in passiven Fonds.

Durch globale ETFs besitzen wir sehr viele Wertpapiere…

Also das können mehrere Tausende sein, und zwar haben wir die

weltweit

wir investieren also nicht in den DAX, das wäre viel zu klein gedacht, sondern eben global und

branchenweit.

wir sind super breit aufgestellt, so dass für uns einzelne Länder- und Branchenprobleme langfristig völlig uninteressant sind, weil wir uns keinen Klumpenrisiken aussetzen.

Außerdem besitzen wir neben Aktien-ETFs beispielsweise auch Anleihen-ETFs.

Das Schöne ist nämlich: Anleihen dienen als Stabilitätsanker in unserem Portfolio und können so die etwas wilderen Schwankungen von Aktien abfedern.

In einem breit gestreuten ETF-Portfolio haben wir also z.B. Aktien und Anleihen und am besten die ganze Welt sowie verschiedene Entwicklungsstände, z.B. junge, stark wachsende Firmen, aber auch alt bewährte.

Der Fachbegriff für diese eben erklärte Streuung heißt Diversifikation. Und damit reduzieren wir wirklich enorm schlechte Risiken.

Der wichtigste Punkt bei der Anlage

Aber es gibt noch ein wichtiges Risiko, das wir tragen – auch, wenn wir total breit aufgestellt sind.

Das sogenannte Gesamtmarktrisiko.

Also, angenommen, wir wären zu einem hohen Stand 1999 in den Aktienmarkt eingestiegen und nach dem Platzen der Dotcom-Blase 2002 hätten wir alles verkauft. Dann hätten wir massive Verluste realisiert. Und Gelegenheiten für sowas gab es in der Historie viele, wie man im folgenden Grafen sieht.

Der Punkt ist aber: Das sind die Renditen von einem Jahr.

Wenn wir hingegen auf längere Haltedauern blicken, werden die Spitzen immer weniger extrem und die Renditen immer öfters positiv.

Nach 15-jähriger Haltedauer war seit Bestehen des MSCI World immer eine positive Rendite zu verzeichnen – egal, wie schlecht die Kurse zum Zeitpunkt des Verkaufs standen.

Um das mal an einem Beispiel zu zeigen: Wir hätten Gewinne mit unserem ETF gemacht, wenn wir mitten in der Finanzkrise verkauft hätten, solange wir 15 Jahre vorher die Anteile gekauft hätten.

Das bedeutet also: Gegen das Gesamtmarktrisiko hilft nur die Zeit. Deshalb legen wir über lange Zeiträume an.

Man spricht hier auch von Buy and Hold.

Denn so ein Portfolio schwankt zwischenzeitlich wesentlich stärker als unsere Tagesgeld-Zinsen. Dafür dürfen wir aber auch eine ordentliche Rendite erwarten. Oder anders ausgedrückt: Wenn wir diese Schwankungen aushalten, können wir eine langfristige Wertsteigerung erwarten, die wir sozusagen als Prämie für das Aushalten bekommen.

Und damit können wir nicht nur die Inflation kompensieren, sondern auch noch ein ordentliches Vermögen aufbauen.

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 22. August, 2023
LETZTE AKTUALISIERUNG: 11. Dezember, 2023
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