Mit Blick auf die Frage “Mieten oder Kaufen” kursieren viele irreführende Informationen da draußen. Falls Du vor dieser Entscheidung stehst und ehrlicherweise nicht einschätzen kannst, welche Infos nun stimmen, kann dies natürlich sehr unschöne Folgen haben – in erster Linie mit Blick auf das liebe Geld, aber auch auf die Lebensgestaltung.
Damit Du Dich richtig entscheiden kannst und nicht später irgendwas bereust, erklären wir Dir in diesem Blogartikel, wie Du für Dich überprüfen kannst, ob Du lieber mieten oder kaufen solltest.
Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:
Unsere heilige Kuh – Das Eigenheim
Wir beide erinnern uns noch gut an die viele Werbung, die wir als Kinder schon gesehen haben: Immobilien soll man kaufen, da hat man was Eigenes. Das ist sicher, ein tolles Investment und einfach eine gute Sache. Mieten ist Geldverschwendung.
Insbesondere Bausparkassen und Banken rühren seit jeher die Werbetrommel für das eigene Häuschen.
Für Familien ist das oft ein klarer Fall – ist der Nachwuchs da, muss ein Eigenheim her! Die Kinder sollen doch im Garten spielen können und die Nachbarn nicht stören, wenn sie durch die Gegend trampeln. Dass man ein Haus auch mieten kann, wird dabei selten in Erwägung gezogen.
Warum eigentlich?
Zunächst verdienen viele Leute sehr viel Geld damit, dass sich Karsten und Stefanie ein Haus kaufen wollen. Von der Finanzierung über den Bau, die Einrichtung und Instandhaltung – da fließt die Kohle! Und das haben natürlich alle Branchenvertreter erkannt und machen entsprechendes Marketing.
Teilweise geht das Ganze soweit, dass sich Leute ohne Eigenheim minderwertig fühlen. Nur mit eigenem Häuschen gehört man dazu. Manche von Euch mögen darüber schmunzeln, aber auch in weniger traditionellen Teilen der Gesellschaft gelten Immobilien immer noch als DAS Statussymbol.
Hinzu kommt das Gefühl von Sicherheit, das einem so ein Häuschen geben kann. Im Alter hat man dann auch die letzte Rate für seine Finanzierung abbezahlt und braucht keine Miete mehr zu blechen. Da kann einem quasi nichts mehr passieren – so ein Haus kann einem ja niemand wegnehmen.
Und sollte es doch mal klamm werden, kann man das Haus ja wenigstens gewinnbringend verkaufen.
Geht diese Rechnung immer auf?
”Ich zahl’ doch lieber monatlich meinen Kredit ab, als das ganze Geld meinem Vermieter in den Rachen zu werfen”
Die Annahme vieler Leute, ein Hauskauf sei immer eine gute Idee und mieten sei Geldverschwendung, ist nicht zu guter Letzt auf die von Gerd Kommer so treffend bezeichnete “traditionelle Desinformation” durch Kapitalgeber und Baugewerbeindustrie zurückzuführen. Eine vernünftige Vergleichsrechnung bei der Bank zu bekommen, ob ich lieber kaufen oder mieten soll, ist natürlich eine Illusion.
So müssen wir wie immer selbst ran. Alle Daten in der folgenden Rechnung sind auf dem Stand September 2023.
Um einen sauberen Vergleich anstellen zu können, muss man erst einmal die vollständigen Kosten für einen Hauskauf betrachten und die laufenden Kosten hinzuaddieren. Da kommt was zusammen:
- Kaufpreis
- Weichkosten (rd. 5-12% inkl. Makler, Grunderwerbssteuer, Notar)
- Instandhaltungskosten (rd. 1,5% p.a. vom Immobilienwert bzw. 1,4% vom Kaufpreis, wenn man einen Gebäudeteil von 90% des Grundstücks annimmt)
- Finanzierungskosten
Beim Mieter steht zunächst nur die Kaltmiete auf der Ausgabenseite (in beiden Fällen sehen wir mal der Einfachheit halber von Nebenkosten ab), aber natürlich steht auch kein mietfreies Wohnen in Aussicht.
Nehmen wir nun die Ertragsseite hinzu. Das geht beim Mieter erstmal leichter: Während ein Käufer Teile seines Einkommens in die Tilgung und die Zinszahlungen des Kredits stecken muss, kann ein Mieter diesen Teil anlegen und somit langfristig Vermögen aufbauen. Da sind – mit Blick auf historische Daten – locker rd. 4% nach Steuern und Inflation drin (für die Nerds: Die sich hier rechnerisch ergebenen rd. 4% haben nichts mit der – mit Vorsicht zu genießenden – 4%-Regel gemäß der Trinity Study zu tun. Es ist Zufall, dass sich die Zahlen ähneln).
Dann wollen wir mal.
Im folgenden Beispiel vergleichen wir den Kauf und die Miete von zwei Wohnungen in Hamburg (wer sich in Hamburg in zentraler Lage ein ganzes Haus anstelle einer Wohnung kaufen möchte, wird diesen Blog vermutlich nie lesen).
Im Stadtteil Hamburg-Niendorf kostet der Quadratmeter zum Kauf aktuell 4.895 Euro. Die Miete für eine vergleichbare Wohnung beträgt pro Quadratmeter 12,53 Euro.
Des Weiteren sehen wir zur Vereinfachung von etwaigen Kostensteigerungen auf beiden Seiten im Zeitverlauf ab, da davon auszugehen ist, dass die Gehälter unserer Beispiel-Personen ebenfalls steigen werden und dies kompensieren können.
Der Kaufpreis für eine 100 qm große Wohnung läge gemäß der oben genannten Annahmen bei 489.500 Euro. Für den Kauf kommen Kosten für den Makler, den Notar und die Grunderwerbsteuer hinzu. In Hamburg sind es 10,07% v. Kaufpreis, dann sind wir also bei 538.793 Euro insgesamt.
Nehmen wir an, unsere Beispiel-Käuferin Katharina hat 20% davon als Eigenkapital auf der Seite. Das wären 107.759 Euro, 431.034 Euro müssten also finanziert werden.
Weiterhin nehmen wir einen bombastisch niedrigen Zins von 4,3% effektiv mit 20-jähriger Bindung an, da Katharina verbeamtete Sekundarstufe II-Lehrerin ist. Diesen Zins bekommt man aktuell eigentlich nur für eine 10-jährige Bindung, vermutlich läge er also eher höher.
Soll nun der Kredit in den 20 Jahren abbezahlt sein, liegt die monatliche Rückzahlungsrate bei 2.714 Euro.
Hinzu kommen Rücklagen für die Instandhaltung der Immobilie, die wir mit 1,4% p.a. ansetzen. Das ergibt monatlich 571 Euro; insgesamt liegen wir also bei einer monatlichen Gesamtbelastung von 3.285 Euro.
Wer bei den Instandhaltungskosten schluckt: Hierbei handelt es sich nicht um eine wilde Annahme, sondern realistische Werte, wie Gerd Kommer ausführlich in „Kaufen oder mieten?: Wie Sie für sich die richtige Entscheidung treffen„* und diesem Blogpost hier erläutert und belegt.
Instandhaltungskosten werden von den meisten Käufern leider stark unterschätzt. Makler bzw. Verkäufer und andere Interessenvertreter aus der Immobilienbranche leisten hierzu ihren Beitrag, in dem sie viel zu niedrige Richtwerte vorschlagen.
Klar, sie wollen die Bude ja auch an den Mann bringen und potentielle Käufer nicht durch hohe Instandhaltungskosten abschrecken.
Zurück zur Rechnung: Unser Beispiel-Mieter Max zahlt 1.253 Euro pro Monat für seine vergleichbare 100-qm-Wohnung. Somit hat er im Vergleich zu Katharina im Monat 2.032 Euro mehr zur Verfügung, die er nicht für Wohnkosten ausgeben muss.
Legt er das übrige Geld nun monatlich nebst dem Anfangsvermögen von 107.759 Euro an, denn Max hat natürlich zuvor genau so viel gespart wie Katharina, so hat er nach Steuern und Inflation ein Vermögen von über 887.000 Euro am Ende der 20 Jahre.
Die gekaufte Wohnung hingegen hat einen Wert von 489.500 Euro, denn nach Inflation gab es bislang keine reale Wertsteigerung bei Immobilien seit den 1970ern, mehr dazu gleich.
Außerdem hat Katharina ihrer Bank sage und schreibe über 200.000 Euro an Zinsen geschenkt. Und während die Immobilie im Wert real stagniert, bekommt Max weiterhin rund 4% reale Rendite auf sein Vermögen. Davon kann er auf immer und ewig seine Miete bezahlen.
So könnte er sich auf Lebzeiten monatlich eine sogenannte ewige Rente von 2.877 Euro netto auszahlen – alleine von der laufenden Rendite seiner Kapitalanlage – ohne dabei sein Vermögen anzukratzen. Dies könnte er dann noch komplett vererben beispielsweise.
Max könnte sich aber auch über 40 Jahre lang 3.950 Euro auszahlen, wenn er sein Vermögen aufbrauchen würde. Somit könnte er nach seinen Mietkosten monatlich 2.697 Euro on top raushauen.
Noch Fragen?
Wir haben es hier auf unserem Blog 2017 schon durchgerechnet und schon da hat sich eine eigene Immobilie tendenziell nicht gelohnt. Hat es schon zu Hochzeiten vom Immobilienboom kaum Sinn gemacht, ein Eigenheim zu kaufen, wenn man das ganze langfristig betrachtet, lohnt es sich jetzt erst recht nicht. Durch die steigenden Zinsen ist die Rechnung noch viel ungünstiger für den Käufer geworden.
Also ganz ehrlich, ich empfinde den ganzen Immobilienhype hierzulande ziemlich irreführend: Die Menschen werden zum Glauben gebracht, das sei immer eine super Sache, aber das Gegenteil ist der Fall! Finanziell treffen die Allermeisten mit einem Hauskauf aktiv eine schlechte finanzielle Entscheidung und so werden die Leute deutlich ärmer als wenn sie ein alternatives Investment gewählt hätten.
Unser Tipp lautet darum grundsätzlich, nicht einfach so „einer Idee zu folgen“, sondern es immer selbst für jeden spezifischen Fall durchzurechnen, um das Ganze schwarz auf weiß zu haben.
Wenn Du für Dich ausrechnen willst, ob und wann sich Mieten oder Kaufen für Dich lohnt, findest du hier unseren Mieten-oder-Kaufen-Rechner.
Aber die Kosten alleine sind nicht alles. Ein super wichtiger Aspekt beim Thema Investieren ist natürlich das Risiko. Denn was nützen mir tolle Zahlen, wenn ich die Gefahr eingehe, mein Geld am Ende zu verlieren? Und da ist eine Immobilie doch sicherlich risikoärmer als eine Anlage in ETFs?
”Mit einem Eigenheim bin ich sicher aufgestellt und das Haus von Freunden hatte auch schon eine ordentliche Wertsteigerung”
Vielleicht denkst Du Dir: Jetzt kommen die beiden hier wieder mit dubiosen Kapitalanlagen an, aber so ein Häuschen ist doch viel sicherer!
Das ist unseres Erachtens leider nicht wirklich der Fall. Viele Risiken werden beim Hauskauf einfach unter den Teppich gekehrt.
Zunächst sitzt man mit so einer Immobilie auf einem ganz schönen Klumpenrisiko. Denn während man zum Beispiel mit einem breiten, weltweit gestreuten Wertpapier-Portfolio super diversifiziert ist, hat man mit einem Haus… ein Haus.
Und der Wert des Hauses hängt von vielen Faktoren ab, die oft nicht im eigenen Einflussbereich liegen.
Generell gehen viele von starken Wertsteigerungen bei Immobilien aus. Klar – jeder Verkäufer wird Dir erzählen, warum genau seine Immobilie in den nächsten Jahren rasant an Wert zulegen wird. Statistisch gesehen gibt es solche grandiosen Steigerungen aber gar nicht langfristig!
Ganz im Gegenteil: Zwischen 1970 und 2023 lagen die Wertsteigerungen in Deutschland im Durchschnitt inflationsbereinigt bei 0,1%. Wir wiederholen: 0,1%.
Auf was allerdings alle nur gucken, sind die Wertsteigerungen einer recht kurzen Periode in den letzten Jahren. Zwischen 2016 und 2020 gab es nämlich exorbitante reale Steigerungen von über 7% pro Jahr. Jedoch gibt es kaum etwas Bekloppteres, als von fünf Jahren Daten darauf zu schließen, dass in Zukunft die Renditen so hoch bleiben.
Renditen kehren grundsätzlich zu ihrem langfristigen Durchschnittswert zurück (das nennt sich Regression zum Mittelwert). Kein festes Glauben an dauerhafte Überrenditen wird hieran etwas ändern.
Auch wenn Du immer wieder hörst, dass die Immobilien von Tante Jaqueline oder Cousin Michael ordentlich an Wert gewonnen haben – vergiss nicht: Auf jedes Häuschen, das mittlerweile mehr wert ist, kommt eins, das weniger wert ist. Simple Statistik bei einer Steigerung von 0% im Schnitt.
Und die, deren Immobilien an Wert verloren haben, reden da auch meist nicht so lautstark drüber.
Kurzer Fun-Fact: Immobilien schwanken zwischenzeitlich stark im Wert! Dies wird jedoch nicht (regelmäßig) vom Eigentümer bemerkt, weil er ja nicht jährlich seine Immobilie bewertet.
Außerdem wird über die Wertschwankungen von Eigenheimen nicht den ganzen Tag in den Medien berichtet und so wirken die Schwankungen von Aktien und anderen Wertpapieren viel wilder.
Doch auch im Immobilienmarkt geht es mal kräftig im zweistelligen Prozentbereich rauf und runter.
Wirklich interessant ist jedoch: Langfristig gesehen sind die Wertsteigerungen eindeutig auf Seiten des Aktienmarktes. So gab es bislang keine Phase in der Geschichte des globalen Aktienindex MSCI World, in der nach 15 Jahren keine positive Rendite vorlag. Wie gesagt, im Schnitt waren real rd. 5-6%, nach Steuern noch 4% drin.
Der Gedanke liegt nahe, dass die ausbleibenden Wertsteigerungen nur für wirtschaftlich unattraktivere Regionen gelten sollen. Man mag denken: “Ja ja, so ist das vielleicht in Mecklenburg-Vorpommern, aber doch nicht in Hamburg!”.
Doch es gibt keine Evidenz für generell höhere Wertsteigerungen in den Großstädten als auf dem Land mit Blick auf historische Daten.* Das grundsätzlich höhere Preisniveau in den Städten darf nicht mit höherer Rendite verwechselt werden.
Einen realen, signifikanten Wertanstieg sieht man grundsätzlich eher in up-and-coming Regionen, wie zuletzt Berlin, nicht jedoch in den bereits beliebten Wohnlagen. Denn wenn eine Lage schon als gut gilt, also das allgemein bekannt ist, wird dies schon eingepreist sein – und somit ist keine zusätzliche Rendite “ausbeutbar”.
Doch welche ist die nächste aufsteigende Region und – ganz wichtig – wie lange geht das so? Keine Ahnung. Welchen Einfluss wird der technologische Fortschritt (Stichwort selbstfahrende Autos) und der Homeoffice-Trend seit Corona auf die Immobilienpreise in den Großstädten haben, wenn immer mehr Leute rausziehen? Das kann keiner vorhersagen. Auch die allgemeine Bevölkerungsentwicklung wird vermutlich die Preisentwicklung beeinflussen.
Aber ganz ehrlich – selbst, wenn Du die Wertentwicklungen besser abschätzen könntest: Willst Du irgendwo hinziehen, nur, weil Du auf eine Wertsteigerung spekulierst? Suchst Du Dir Deinen Wohnort nicht nach anderen Kriterien aus?
Ok, also während wir bei Häusern nicht auf eine Wertsteigerung spekulieren sollten, müssen wir am Ende der Kreditlaufzeit wenigstens keine Kaltmiete mehr zahlen. Doch sollte man bedenken: Wenn wir es nicht schaffen, den Kredit zu tilgen und vorzeitig verkaufen müssen, wird es finster. Warum? Deswegen:
Eigenkapitalrisiko
Ein doofes Wort – wir zerpflücken das mal.
Angenommen, Du kaufst Dir ein Haus. Nun musst Du es jedoch verkaufen, bevor der Kredit abbezahlt ist, weil Du Dich von Deinem Mann getrennt hast und Du Dir das Häuschen alleine nicht leisten kannst.
Das Haus hat 400.000 Euro gekostet. Du hattest ordentlich was auf die Seite gelegt und 120.000 Euro Eigenkapital investiert. Den Rest hast Du Dir bei der Bank geliehen.
Nun hat sich der Wert Deines Eigenheims jedoch nicht so gut entwickelt, sondern ist um 10% gefallen. Der 10%ige Wertverlust führt jedoch zu einem Eigenkapital-Verlust von 33%! Warum ist das so?
Den gesamten Wertverlust (40.000 Euro) musst Du von Deinem Eigenkapital abziehen, denn das Haus gehört Dir ja noch nicht. Dann haste noch 80.000 Euro. Vorher hattest Du 120.000 Euro. Den Kredit musst Du natürlich trotzdem bedienen bzw. an den neuen Käufer weitergeben. Und Dein Eigenkapital kriegst Du nur zu ⅔ wieder.
Neben solch einem moderaten Beispiel gibt es genügend Fälle, wo ein vorzeitiger Verkauf zum totalen Bankrott führt, weil der Verkaufspreis nicht die Restschuld deckt, ganz abgesehen vom verlorenen Eigenkapital.
Wie auch immer – ein Satz hat auf jeden Fall Gültigkeit: Je höher der Fremdkapital-Anteil, desto niedriger ist Deine zu erwartende Rendite und desto höher ist das Risiko, auf dem Du sitzt.
Je höher hingegen Dein Eigenkapital ist, desto eher kann sich ein Kauf lohnen, weil Du weniger Miete zahlen musst. Miete? Ja! Kapitalmiete! An Deine Bank.
Kauf ich jetzt ein Haus oder nicht?
Puh, ganz schön harter Tobak, finden wir. Uns wär das viel zu riskant, ein Haus zu kaufen. Und so eine Investition in ein Eigenheim mag zwar einen Teil Deiner Altersvorsorge darstellen, schneidet aber oftmals im Vergleich zu einer alternativen Form der Kapitalanlage deutlich schlechter ab, wie wir oben in der Beispielrechnung gesehen haben.
Nicht nur das – ein Haus lässt sich im Alter auch schlecht „entsparen“, also verbrauchen, um die monatliche Einkommenslücke zu schließen. Ungünstig wird es insbesondere dann, wenn man z.B. pflegebedürftig wird und eigentlich Cash anstelle einer Immobilie bräuchte. Dann ist man mit einem (oftmals viel zu großen) Eigenheim ziemlich unflexibel.
Kaufst Du Dir jedoch kein Haus und investierst auch nicht in Deinen Vermögensaufbau für Dein Alter, so hast Du leider zukünftig ein richtiges Problem:
Wenn Du als Mieter jeden Monat Deine ganzen Einnahmen raushaust, ist das auf Dauer das mit Abstand schlimmste Szenario. Denn Haus-Käufer sind wenigstens gezwungenermaßen zum Sparen verdonnert, da sie ihren Kredit tilgen müssen und sonst die Zwangsversteigerung droht. Und sie wohnen im Alter mietfrei (Allerdings nicht kostenfrei: bitte vergiss die Neben- und Instandhaltungskosten nicht.)
Dir wird es in vielen Fällen finanziell wesentlich besser gehen, wenn Du Dir kein Haus kaufst, sondern investierst, aber dann musst Du das auch tun!
Die Rechnung geht nur auf, wenn Du regelmäßig nach Mietzahlung das zur Seite legst, was andere in ihre Kreditzahlungen stecken – sprich Du die gleiche Sparquote aufbringst, ohne durch Deine kreditgebende Bank gezwungen zu werden.
Zweifelst Du an Deiner Selbstdisziplin? Leg Dir einen Dauerauftrag an und investiere regelmäßig am Kapitalmarkt nach einem simplen Schema. Ein langweiliges, globales Wertpapier-Portfolio ist deutlich risikoärmer und wesentlich pflegeleichter als ein Immobilienkauf.
Immobilie = zementierte Lifestyle-Entscheidung
Um nochmal am Ende die Kurve zu kriegen: Natürlich ist es völlig legitim, sich ein Haus zu kaufen! Wenn das Dein riesiger Wunsch ist und Du genug Eigenkapital hast – go for it! Sei nur darauf gefasst, dass es nicht das beste Investment ist, sondern eben eine Lifestyle-Entscheidung. Und ein paar andere Aspekte solltest Du dringend auch auf dem Schirm haben:
Du möchtest gerne richtig idyllisch wohnen, damit sich Deine Kinder frei bewegen und entfalten können? Unklar ist, ob Deine Kinder ab einem zweistelligen Lebensalter die romantische Idee vom auf dem Land wohnen auch so toll finden wie Du.
Anna zum Beispiel ist vier Kilometer vom Dorfkern aufgewachsen und hat nicht so gute Erinnerungen daran, als sie mit 17 Jahren an der Bushaltestelle darauf wartete, dass ihre Mutter sie mit dem Auto abholte.
Unabhängig von dem ganzen Missmut, den Dir Deine Kinder dann entgegenbringen könnten, wirst Du viel Zeit als Taxifahrer verbringen müssen, wenn der Bus nur zweimal am Tag vorbeikommt.
Ok, also es muss ja nicht das freistehende Haus auf dem platten Land sein – eine Doppelhaushälfte im Vorort oder eine Eigentumswohnung in der Stadt wäre doch auch was! Unklar ist aber, ob Deine Nachbarn super nett sein oder möglicherweise richtig nerven werden.
Und ob etwaige Veränderungen in der Infrastruktur um Dein eigenes Plätzchen herum Lärmbelastungen und Co. zur Folge haben können. Das sind alles externe Einflussfaktoren, denen Du dann ausgeliefert bist, während sich Mieter einfach verzwiebeln können.
Unklar ist auch – wenn man der Statistik glaubt – ob Ihr zwei Turteltäubchen Euch nicht doch irgendwann trennt. Und dann habt Ihr neben der Scheidung eine Immobilie an der Backe. Solche Gedanken mögen zunächst unbequem sein und erschrecken, aber ganz ehrlich: Die Chancen stehen gut, dass Du eben nicht ein Leben lang beim gleichen Partner bleibst. Jede dritte Ehe wird geschieden.
Es ist generell sehr schwierig, aus der jetzigen Lebenssituation heraus vorherzusagen, was Dir in weiter Zukunft gefallen und Dich glücklich machen wird. Studien zufolge können wir nicht verlässlich beurteilen, was uns demnächst zufrieden stellt. Unsere Wünsche und Vorlieben ändern sich viel häufiger, als man glauben mag.
Sollte Dich das alles abschrecken? Nein, bitte nicht!
Wie immer gilt es aber, alle Faktoren in Gänze abzuwägen und eine bewusste Kauf- oder Mietentscheidung zu fällen. Nimm das Ruder in die Hand, lass Dir nichts von Immobilienhaien oder Glücksbloggern erzählen und ziehe die vielen Punkte in Betracht. Und dann entscheide selbst, was Du machst.
Zusammengefasst: Was Dir dabei helfen kann, eine Miet- oder Kaufentscheidung zu treffen
- Rechne mal
Benutze unseren Mieten-oder-Kaufen-Rechner, um Dir ein Bild davon zu machen, mit welchen finanziellen Vor- oder Nachteilen Du beim Hauskauf rechnen kannst. Lass Dich nicht von der Werbung und der Masse verunsichern. An einem Hauskauf verdienen super viele Leute mit, was dazu führt, dass Immobilien stark positiv vermarktet werden.
Falsch ist übrigens die die allgemeine Annahme: „Wenn meine monatliche Rate an die Bank geringer ist als die Miete, dann lohnt sich ein Eigenheim doch viel mehr, als ein Leben lang Miete zu zahlen!“. - Teste es
Du bist Dir unsicher, ob Du für immer da wohnen willst, wo Du gerade planst, ein Haus zu kaufen?
Dann miete erst einmal und schau, ob es Dir gefällt! Denk dabei auch an weitere (geplante) Familienmitglieder und lass die Romantik außen vor: Kleine Kinder finden das Landleben am A**** der Heide vielleicht toll, mit dem Eintritt in die Pubertät kann das Ganze jedoch in große Probleme ausarten. - Mach Dir nichts vor
Du hast alles zehnmal durchgerechnet und der Hauskauf lohnt sich nicht? Du willst aufs Land ziehen, obwohl Du Dir vorstellen kannst, dass Deine Kinder das nicht gut finden werden? Du willst das trotzdem immer noch alles?
Ok! Aber sei Dir bewusst, dass Du Deine Entscheidung trotz der negativen Punkte triffst und bieg Dir die Fakten nicht zurecht. Schau dann auch, wie viel Haus Du Dir wirklich leisten kannst.
Aber: Nur, weil sich “alle” Häuser kaufen, heißt es nicht, dass Du es auch machen musst oder dass es generell eine gute Sache ist. Überlege Dir also genau, warum Du ein Haus haben möchtest und ob es Dich langfristig glücklich macht oder ob zur Miete wohnen nicht die bessere Variante für Dich ist.
Das beste zum Schluss: Dieser Artikel spiegelt unsere persönliche Meinung als Privatanleger wieder – mit Anlageberatung haben wir nichts am Hut. Lies bitte den Disclaimer, hinterfrage alles kritisch und schau Dir möglichst viele verschiedene Quellen an!
Und das wir lieber Mieten statt kaufen, kannst Du Dir jetzt sicher denken 😉
Hier kommst Du also zu unseren persönlichen Gründen, warum wir mieten statt kaufen.