Wenn wir Nachrichten lesen, bekommen wir das Gefühl, dass es sich gerade nicht lohnt, Geld anzulegen. Inflation, Rezession und Co. schweben wie eine dunkle Wolke über uns.
Hier mal ein paar Schlagzeilen, chronologisch aus dem letzten halben Jahr:
“Deutschland steuert direkt in die Rezession”
“Düstere Aussichten für die Weltwirtschaft”
“Gefahr schwerer Rezession nicht gebannt”
„Wirtschaft steht vor schwerem Winter“
“Kommt das Schlimmste erst noch?”
Und dann heißt es:
“Winter-Rezession fällt milde aus”
„Wir erleben keine Mega-Rezession“
“Deutsche Wirtschaft am Rand der Rezession”
“Deutschland vermeidet 2023 Rezession”
Und dann doch wieder:
“Bundesbank sieht Winterrezession”
Ja, das alleine nur zur Rezession. Die Inflation macht uns zusätzlich noch zu schaffen.
Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:
Getriggert durch dieses Auf und Ab bekommen wir regelmäßig Emails von Leuten, die sich fragen, ob sie ihre Anlagestrategie jetzt ändern müssen bzw. ob sie lieber warten sollen, überhaupt mit dem Investieren zu starten oder weiterzumachen.
In diesem Artikel wollen wir mal darauf eingehen, warum Nachrichten ein falsches Bild für unsere persönlichen Finanzen suggerieren und wie wir zukünftig besser damit umgehen können.
Das Nachrichten-Problem
Durch das Internet können Nachrichten so schnell verbreitet werden wie noch nie in der Geschichte, so dass wir als Menschen gar nicht mehr hinterherkommen können.
Über Push-Nachrichten bekommen wir alles in Sekundenschnelle auf unser Handy. Egal, wo wir sind. Wir werden überhäuft von tagesaktuellen News.
Das alleine wäre ja überhaupt kein Problem, wenn es gute Nachrichten wären.
Das menschliche Gehirn ist aber so verdrahtet, dass es Informationen besonders viel Aufmerksamkeit schenkt, die uns Angst machen oder verunsichern. Dieses Verhalten ist auch unter dem Begriff „Negativitätsbias“ bekannt.
Und die Medien bedienen das natürlich, denn es geht nunmal meistens darum, wer die meisten Leser, Klicks oder Zuschauer bekommt. Somit sind die Nachrichten gespickt von negativen Ereignissen.
Social Media Algorithmen spielen uns dann zusätzlich automatisch die schockierendsten News ungewollt in die Timeline.
Selbst, wenn wir also noch nicht einmal aktiv Nachrichten konsumieren, werden wir unentwegt im Alltag mit negativen Schlagzeilen konfrontiert.
Diese Schlagzeilen sind auch noch so gut geschrieben, dass wir einfach nicht anders können, als auf den Artikel zu klicken. Wenn wir dann noch in die Kommentarspalten der einzelnen Artikel abtauchen, scheint der Weltuntergang nur noch Tage entfernt.
Viele glauben außerdem, wir handeln verantwortungsvoll, wenn wir Nachrichten konsumieren und gehen davon aus, dass uns das Wissen aus den News hilft, gute Entscheidungen zu treffen, aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Was tagesaktuelle Nachrichtenproduzenten nämlich leider so gut wie nie machen, ist ihre News in den globalen Zusammenhang einzuordnen.
Und genau das wird uns als Normalbürger zum Verhängnis.
Ganz wichtig: Wir glauben nicht, dass die Medien uns absichtlich in die Irre führen wollen oder gar Falschmeldungen verbreiten. In keiner Weise.
Aber wir denken, dass uns das Verhalten, wie wir heutzutage Nachrichten konsumieren, finanziell eher schadet, als dass es uns von Nutzen ist. Wir glauben, dass viele Prognosen, Panik oder Angstmache massiven Schaden in unserem Finanzleben anrichten.
Auch einige Studien weisen darauf hin, dass der Nachrichtenkonsum unsere Sorgen verstärkt. Er schadet unserer mentalen und sogar physischen Gesundheit.**
Auswirkungen auf unsere persönlichen Finanzen
Diese Sorgen und Ängste wiederum haben natürlich auch einen negativen Einfluss auf unsere Finanzen. Denn sie führen dazu, dass wir genau die falschen Handlungen ausführen.
Denn was ist die Folge für uns Normalos durch die ganzen tagesaktuellen Krisen-, Rezessions-, Inflations- & Co Nachrichten?
Wir bekommen Angst um unser Geld, packen es unters Kopfkissen und warten lieber erstmal ab, bis sich die Lage erholt hat, bevor wir unser Geld anlegen.
Oder wir hinterfragen unsere komplette Finanz-Strategie und verkaufen vielleicht aus Panik oder Unwissen unsere Anlagen. Wir denken dann: „Ich nehme lieber das, was noch übrig ist, bevor mein Geld ganz weg ist.“
Genau das waren Eddys Gedanken in der Finanzkrise 2008. Weil er finanziell nicht genug gebildet war und sein Bankberater ebenfalls nicht, hatte er seinen kompletten Fonds verkauft und 8.000 Euro Verluste realisiert.
Eddy hatte damals ein Praktikum beim Fernsehsender CNBC Europe gemacht und war täglich von Krisen-Nachrichten umgeben, was die Panikreaktion noch befeuerte.
Andere wiederum warten eine Ewigkeit auf den perfekten Zeitpunkt, um ihr Geld zu investieren, weil sie auf ein bestimmtes wirtschaftliches Ereignis warten, das alles verändern wird. Aber während ihrer Lebzeiten nie eintritt…
Leider, und das sehen wir immer wieder an den Mails und Kommentaren, die uns erreichen, können die wenigsten die tagesaktuellen Nachrichten richtig einschätzen.
Die wenigsten wissen zum Beispiel, was eine Rezession genau ist und was sie für ihre persönlichen Finanzen bedeuten kann.
Das sehen wir schon alleine daran, dass eine Rezession per se als etwas ungewöhnliches, dramatisches empfunden wird. Eine Rezession ist aber etwas ganz Normales und Teil unseres Wirtschaftskreislaufs.
Sie ist ein bisschen wie der Winter, den finden viele ja auch nicht besonders schön, aber er gehört nunmal zu unserem Leben hier dazu. Dann ziehen wir uns eben eine Jacke an und richten uns entsprechend ein.
Wir müssen also wissen, wie wir das Ganze inhaltlich einzuordnen haben. Und außerdem sollten wir unbedingt lernen, welche anderen Faktoren einen viel größeren Einfluss auf unsere Finanzen haben.
Das gleiche gilt für die Inflation und den ganzen anderen Kram.
Wenn Du Dich über die Bedeutungen von Rezession, Inflation und Depression nochmal aufschlauen willst, haben wir hier übrigens ein Video für Dich, in dem das einfach erklärt wird.
Gut, also die Konsequenzen aus dem ganzen Nachrichten-Gegucke sind klar: Wir haben Angst, weil alles ungewiss scheint. Wir verlieren tatsächlich Geld durch Übersprungshandlungen oder die Inflation frisst es auf, weil wir gar nicht erst investieren und das Geld wie viele Deutsche auf dem Girokonto “anlegen”.
Wir sind total überfordert, weil wir die ganzen Infos überhaupt nicht einordnen können und sie im Alltag wie eine schwarze Wolke über uns hängen.
Was wir aus der Vergangenheit lernen können
Wie können wir uns aber jetzt besser verhalten und in Krisen unsere finanzielle Situation sogar verbessern?
Machen wir mal eine kleine Reise ins Jahr 1997. Das ist das Jahr, in dem Prinzessin Diana gestorben ist, falls sich wer erinnert.
Also, was ist seitdem passiert? Hier kommen ein paar Lowlights:
- Die Dotcom-Blase ist geplatzt
- 9/11 fand statt, gefolgt vom Irakkrieg
- Die Weltwirtschaftskrise ab 2007, wiederum gefolgt von der Euro-Krise
- Staatsbankrotte von Russland, Argentinien und Venezuela
- eine globale Pandemie namens Corona
- und der Russland-Ukraine-Krieg.
Wäre es also 1997 eine gute Idee gewesen, mit diesem Wissen über die Zukunft Dein Geld in Aktien zu investieren? Sicherlich hätte es sich nicht so angefühlt.
Nun schauen wir aber mal auf die Fakten: Hättest Du zum 1. Januar 1997 10.000 Euro am globalen Aktienmarkt angelegt, wären daraus bis heute über 65.000 Euro geworden. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von über 7% und somit übrigens ganz grob den durchschnittlichen nominalen Renditen seit dem Bestehen des Aktienmarktes.
Wie kann das sein, obwohl alle Zeichen auf einen Zusammenbruch hindeuteten?
Weil die Menschen schlichtweg erfinderisch sind und immer nach Lösungen von Problemen suchen. Individuen und Unternehmen versuchen immer, auf die Widrigkeiten und Hindernisse zu reagieren und Dinge zu verbessern. Und sie sind verdammt anpassungsfähig.
Das kann man zum Beispiel gut beobachten, wenn man sich anschaut, wie sich die Arbeitswelt seit Corona verändert hat.
Es gab schon immer schlimme Ereignisse und es gab gute Ereignisse. Das Ergebnis ist aber in Summe positiv, weil die vielen guten Entwicklungen überwiegen! Die Menschen haben also mit ihren Innovationen immer wieder das Ruder rumgerissen sozusagen.
Das Gefühl, das wir haben, ist nur ein anderes, denn Nachrichten berichten von schrecklichen Momentaufnahmen. Langfristige Entwicklungen über Jahrzehnte werden nie erläutert. Zum Beispiel haben die wenigsten damals auch nur ansatzweise erahnt, inwieweit das Internet unser komplettes Leben revolutionieren wird.
Also, kaum wer hätte damals in 1997 vorausgesagt, dass wir so eine hohe Rendite am Aktienmarkt sehen würden. Doch die hätte jeder mitnehmen können, der breit diversifiziert angelegt hätte.
Was nicht funktioniert
Wir merken uns: Keiner kann seriös ansatzweise vorhersagen, wie sich die Kurse in der Zukunft entwickeln werden. Keiner weiß, ob es übermorgen bergauf geht oder ob es ein bisschen bergauf und dann wieder bergab geht oder was auch immer da so passiert.
Rückschlüsse aus aktuellen wirtschaftlichen Ereignissen zu ziehen, funktioniert sowieso total schlecht. Außerdem stehen sie oftmals in gar keinem Zusammenhang mit der Entwicklung der Aktienkurse!
Wir blicken mittlerweile auf zahlreiche Studien aus den letzten 50 Jahren und alle kommen zu dem gleichen Ergebnis: 1. geht es immer wieder mit den Aktienkursen bergauf, nachdem es bergab ging und 2. funktioniert das Vorhersagen von irgendwelchen „richtigen“ oder „falschen“ Einstiegszeitpunkten einfach nicht. Das zu versuchen ist wirklich schädlich für Deine Geldanlage, weil Dir so viel zu viel Rendite entgeht.
Das lohnt sich
Es lohnt sich einfach am meisten, stumpf regelmäßig in Dein breitgestreutes ETF-Portfolio zu investieren und entspannt alle Marktphasen mitzunehmen, anstelle irgendein Timing zu versuchen, das reine Glückssache ist.
Unsere Message sollte klar sein: Rauszoomen, langfristig denken und auf globale Zusammenhänge achten, weniger Nachrichten konsumieren und Tagesaktuelles meiden!
Und das betrifft aus unserer Sicht nicht nur die Berichterstattung normaler Nachrichtenportale, sondern gilt genauso für Finanznews.
Wir konsumieren schon seit fast 10 Jahren keine tagesaktuellen Nachrichten mehr und hatten noch keine negativen Folgen für uns: im Gegenteil. Wir sind über die wichtigen Dinge besser informiert denn je, weil wir unsere Zeit nicht mit Schlagzeilen vergeuden.
Wir lesen lieber lange Artikel und Bücher von Bloggern und Autoren, die Themen aus der Vogelperspektive betrachten. Und lesen uns tief in Dinge ein.
So sind wir recht entspannt, was unsere Geldanlage angeht und können unaufgeregt regelmäßig investieren.
Wir suchen aktuelle Themen nur von uns ausgehend, wenn wir die Info jetzt gerade brauchen. Also just in time und nicht just in case.
Und ja, am Anfang fühlt es sich komisch an, wenn bei der Arbeit alle über aktuelle Geschehnisse reden und Du nicht weißt, um was es geht.
Auf dem Laufenden zu sein hat noch einen hohen sozialen Wert.
Die Frage ist einfach: Was ist Dir wichtiger?
Über alles Bescheid zu wissen oder Seelenfrieden zu haben und keine schlechten Geld-Entscheidungen aus einer Panik heraus zu treffen?
Also wir entscheiden uns klar für Letzteres.
Was aber, wenn jetzt mal echt eine harte Krise ist und die Kurse massiv in den Keller gehen? Viele glauben, dass so ein Ereignis verheerend für die Geldanlage ist. Eine Krise kann aber tatsächlich positiv für Deinen Vermögensaufbau sein, wenn Du gewisse Sachen beachtest. Welche das genau sind, erfährst Du in diesem Beitrag hier.
** Kleine Auswahl an Studien: