Wie viel Geld brauchst Du eigentlich später mindestens, wenn Du in den Ruhestand gehst?
Wir und viele andere Kanäle auf YouTube rechnen ja gerne mal vor, was Du machen musst, um später zum Beispiel 2.000 Euro an monatlicher Rente zu bekommen. Aber woher sollst Du wissen, ob Dir diese 2.000 Euro reichen werden oder ob Du mehr oder weniger brauchen wirst?
Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:
Das ist eine sehr wichtige Frage, aber auf den ersten Blick leider echt schwer zu beantworten. Viele geben daher schnell auf und verdrängen das Thema wieder, weil sie sich total überfordert damit fühlen, eine Antwort auf die Frage zu finden. So ging uns das früher auch.
Das Problem ist aber: Wenn ich nicht zumindest einigermaßen grob für mich abschätzen kann, was ich später brauchen werde, kann ich mir ja auch kein sinnvolles Sparziel setzen. Ich kann mir zwar irgendeine Zahl ausdenken, aber so habe ich ja keinen blassen Schimmer, wie viele Jahre ich später mit dem Vermögen auskommen werde. Das ist aus meiner Sicht kein schönes Gefühl, mit so einer nagenden Unsicherheit zu leben.
In diesem Blogpost schauen wir daher mal, wie Du für Dich gut abschätzen kannst, was Du später wirklich an Geld brauchen wirst, um Deinen Ruhestand zu genießen.
Das Problem mit der Rentenlücke
So, das Erste, an was wir bei der Frage denken, ist die Bestimmung der Rentenlücke, also die Differenz zwischen Deinem Arbeitseinkommen und Deinen Einkünften aus den Rentenzahlungen. Da gibt es ja auch viele Anleitungen online, wie man diese ermitteln kann. Viele Leute nutzen das dann als Musterlösung, wie viel sie im Alter brauchen und leiten dann davon ab, wie viel sie selbst investieren müssen.
Das Problem damit ist aber: Die Rentenlücke ist ausschließlich einnahmeorientiert, das heißt wir vergleichen hier nur das, was aktuell reinkommt aus Arbeitseinkommen mit den zukünftigen Einnahmen aus der Rente.
Worauf es aber wirklich ankommt, sind Deine Ausgaben. Vielleicht bist Du ja jemand, der sehr großzügig wohnt, ein Auto hat und zweimal im Jahr den Luxus-Urlaub will. Oder Du hast eine kleine Wohnung, fährst nur Fahrrad und stehst total auf Zelten in der Natur.
Für diese beiden Beispiel-Lifestyles bräuchten wir ja völlig unterschiedliche Rentenhöhen! Und genau deswegen ist die Formulierung Deiner Lifestyle-Ziele und der damit verbundenen Kosten der Schlüssel für die Klarheit, wie viel Du im Alter brauchen wirst.
Dabei hilft Dir kein Rentenrechner und kein Finanzberater, weil das Ganze damit startest, was du willst. Und erstaunlicherweise stellen sich die meisten gar nicht diese Frage, sondern arbeiten einfach hart, um immer mehr zu verdienen, aber sie wissen gar nicht, ob das für ihre Ziele so richtig ist.
Das ist quasi ein blindes Ackern, um sich über viel Geld Sicherheit zu verschaffen. Aber wenn wir nicht wissen, wo wir hinwollen, werden wir immer unsicher sein bzw. dann wird der Betrag auf dem Konto ja nie groß genug sein, weil wir ja nicht wissen können, ob er reichen wird.
Ja, und genau darum ist der Blick auf die Rentenlücke allein nicht aussagekräftig. Schauen wir uns also nun einmal an, wie Du das Ganze deutlich sinnvoller ermitteln kannst.
Und kurz vorab: Du musst jetzt nicht mitschreiben oder Dir das hier alles merken. Wir haben eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Dich, mit der Du nach dem Blogpost nochmal alles für Dich selbst nachvollziehen und ausrechnen kannst.
Kommen wir nun zu:
Schritt 1: Ermittlung Deiner aktuellen Ausgaben
Weiß Du eigentlich, wie viel Du aktuell jeden Monat brauchst? Wenn es Dir wie den meisten Leuten geht, hast Du vermutlich keinen genauen Überblick. Darum würde ich Dir schwer empfehlen, mal über ein Jahr zu schauen, was Du jeden Monat für Wohnen, Lebensmittel, Fortbewegung, Versicherungen, Reisen, Kleidung und Co. ausgibst.
Nach einem Jahr kannst Du dann gut erkennen, was Du im Schnitt jeden Monat brauchst, weil manche Kosten ja unregelmäßig anfallen. Deswegen schauen wir auf ein ganzes Jahr.
Du musst jetzt auch gar nicht warten, bis ein Jahr rum ist, sondern kannst das auch rückwirkend machen und einfach mal Deine Kontenbewegungen durchgehen. Das ist jetzt einmal ein bisschen Fleißarbeit, aber super wichtig. Denn ohne zu wissen, was Du aktuell ausgibst, kannst Du erst recht nicht erahnen, was Du später brauchen wirst.
Schauen wir mal auf ein Beispiel: Diese Person hier braucht 2.000 Euro im Monat für ein gutes Leben. Darin enthalten ist ihre Miete mit 1.000 Euro, Lebensmittel und Fortbewegungskosten mit insgesamt 500 Euro, Freizeitkosten mit 200 Euro und die restlichen 300 Euro gehen in Gesundheit, Klamotten, Versicherungen und Co.
Aber: Unsere Ausgaben werden sich ja ziemlich sicher im Ruhestand verändern. Womit müssen wir also später rechnen?
Schritt 2: Veränderungen Deiner Ausgaben in der Rente
Im Ruhestand wirst Du Dir viele Ausgaben sparen können, zum Beispiel alles, was aktuell mit Deiner Arbeit zu tun hat, wie die Pendelei, besondere Kleidung oder teure Mittagessen. Und natürlich die Ausgaben für Deine Altersvorsorge und eventuelle Berufsunfähigkeitsversicherung, die fallen dann auf jeden Fall weg.
Vielleicht hast Du auch eine Immobilie, die dann abbezahlt ist, so dass die Darlehensraten wegfallen oder die Kinder sind aus dem Haus und haben die teure Ausbildungs- bzw. Studienzeit hinter sich.
Auf der anderen Seite willst Du vielleicht erstmal mehr reisen oder neue Hobbies entdecken, die Geld kosten.
In unserem Beispiel lassen wir das Immobilienthema außen vor, weil die Person zur Miete lebt. Die Ausgaben für die Altersvorsorge hatten wir ja eh schon nicht berücksichtigt, weil sie im Alter ja wegfallen werden.
Für die Rente gehen wir davon aus, dass die Person einerseits 300 Euro weniger im Monat brauchen wird, weil sie sich künftig das Auto für die Arbeit spart. Andererseits erhöht sich das Reisebudget um 200 Euro im Monat. Somit landen wir bei 1.900 Euro, also 95% von den Ausgaben während des Arbeitslebens.
Schätze einmal für Dich, wie sich Deine Ausgaben verändern werden. Falls Dich das gerade total überfordert oder Du noch gar keinen Plan hast, wie Du später leben möchtest, kannst Du auch davon ausgehen, dass Du das Gleiche wie im Berufsleben brauchen wirst, also das aus Schritt 1.
Oder Du nutzt mal vom Statistischen Bundesamt den sogenannten Konsumvergleich, um zu schauen, wie sich das Verhältnis von Ausgaben während des Erwerbslebens gegenüber der Rente in Deiner Vergleichsgruppe ändert.
Klar, das sind jetzt nur Annäherungen, weil Du natürlich nicht bis auf den letzten Cent abschätzen kannst, was Du später brauchen wirst. Vielleicht willst Du auch noch einen Puffer von rund 10% einbauen, um Dir zum Beispiel auf jeden Fall ein gutes Pflegeheim gönnen zu können, sollte das mal notwendig werden.
Aber hast Du einmal die Rechenübung für Dich gemacht, hast Du ein viel viel besseres Gefühl dafür, in welche Richtung das Ganze gehen wird. Und das macht einen riesigen Unterschied.
So, eins haben wir noch vergessen: Die Inflation. Wenn wir, basierend auf heutiger Kaufkraft, davon ausgehen, dass unsere Beispielperson 1.900 Euro an Rente brauchen wird, ist das später natürlich eine ganz andere Hausnummer.
Falls zwischen heute und Renteneintritt zum Beispiel noch 30 Jahre liegen, werden aus den 1.900 Euro später 3.400 Euro, die die Person monatlich brauchen wird.
Wenn Du nun die Steigerungen für Deine Ausgaben abschätzen willst, nutze diesen Rechner hier mit einer Inflationsrate von 2%. Denn das ist der langfristige historische Durchschnittswert.
Ok, jetzt weißt Du ungefähr, was Du später brauchen wirst. Aber wie wirst Du das Ganze finanzieren? Schauen wir jetzt mal auf die nächsten beiden Schritte, die sich um Deine Einnahmen drehen:
Schritt 3: Deine gesetzliche Rente schätzen
Falls Du angestellt bist, wirst Du später auch was aus der gesetzlichen Rente bekommen, da zahlst Du ja auch fleißig ein.
Auf Deinem Rentenbescheid, den Du jedes Jahr zugestellt bekommst, kannst Du sehen, was Du bekommen würdest, wenn Du genau so weiter in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen würdest wie jetzt. So bekommst Du schonmal einen Eindruck davon, mit welchem Betrag Du monatlich ab 67 rechnen kannst. Aber Achtung, davon gehen nochmal Steuern und Sozialabgaben runter.
Bevor Du jetzt denkst, Du musst das alles selbst ausrechnen: Hier findest Du einen guten Rechner, der Dir hilft, Deine künftige Rente zu schätzen, natürlich unter Berücksichtigung von Steuern und Co. und auch von Gehaltserhöhungen. Denn hoffentlich wird sich Dein Gehalt ja auch nochmal etwas entwickeln, bis Du den Ruhestand antrittst.
Vielleicht hast Du Dich beim Blick auf Deinen Rentenbescheid auch erschreckt: So sonderlich viel ist das ja nicht! Genau genommen muss unsere Generation damit rechnen, noch nicht einmal 40% ihres letzten Nettoeinkommens an gesetzlicher Rente zu bekommen.
Bei unserer Beispielperson gehen wir auch davon aus, dass ca. 40% von ihrem Bedarf, also 1.360 Euro, später aus der gesetzlichen Rente monatlich zur Verfügung stehen wird. Ab Renteneintritt darf übrigens mit einem groben Inflationsausgleich gerechnet werden, das ist ja schonmal ganz gut.
Aber über 2.000 Euro künftig, bzw. aus Sicht heutiger Kaufkraft 1.100 Euro, müssen irgendwie finanziert werden, die werden fehlen!
Oder Du bist, genau wie wir, selbstständig und musst eh zu 100% selbst schauen, wo später Deine Rente herkommt. Darum schauen wir jetzt mal, wie Du entweder die Lücke auffüllen oder eben komplett eigenständig vorsorgen kannst:
Schritt 4: Eigenständig vorsorgen
Der Betrag, der jetzt noch übrig ist, muss also von Dir selbst angespart werden. Vielleicht denkst Du jetzt an private Rentenversicherungen, die sehr gerne in Deutschland vertrieben werden, aber die sind in den meisten Fällen ein astreines Minusgeschäft für Dich.
Falls Dich das näher interessiert, schau Dir mal unseren Blogpost hierzu an.
Die beste Methode für die eigene Altersvorsorge sind globale ETFs – da ist sich die Wissenschaft einig. Das sind große Aktienkörbe, in denen Tausende von Aktien liegen – aus der ganzen Welt.
Verhältnismäßig risikoarm ist das, weil wir sehr breit anlegen. Wir investieren weltweit und branchenweit in Tausende Aktien gleichzeitig und spekulieren nicht auf die Entwicklung von einzelnen Firmen.
Und wir investieren langfristig, also mindestens über 10-15 Jahre, damit uns kurzfristige Kursschwankungen nichts anhaben können.
Mit so einer Anlage nehmen wir einfach die globale Marktrendite mit und die lag langfristig während der letzten 120 Jahre im Schnitt bei 7-8% bzw. inflationsbereinigt bei 5-6%.
Nur mal zum Vergleich: Bei der Mehrzahl von Riester- oder Rürup-Produkten bekommst Du langfristig noch nicht mal einen Inflationsausgleich. Oder anders ausgedrückt: Du machst real Verluste. Das ist also keine gute Sache für die Altersvorsorge.
Falls Du jetzt genau wissen willst, wie viel Du investieren müsstest, um unter Berücksichtigung aller Kosten, Steuern und Inflation Deinen Ruhestand gut finanzieren zu können, lad Dir unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung herunter, mit der Du das ausrechnen kannst.