Wenn Du wissen willst, ob Du finanziell auf dem richtigen Weg bist, kommt es nur auf eine Zahl an. Welche das ist und wie Du sie bestimmst, das schauen wir uns jetzt mal an.
Vorab ein kleines Geständnis: Eigentlich wollten wir hier ein anderen Blogpost machen. Nämlich die verschiedenen Regeln und Modelle zusammenfassen, mit denen Du herausfinden kannst, ob Du finanziell in die richtige Richtung gehst.
Da gibt es zum Beispiel die 50-30-20 Regel die besagt, dass 50% des Einkommens für den Lebensunterhalt, 30% für Spaß und Urlaub und 20% fürs Sparen verwendet werden sollen. Oder die 60-20-20 Regel, bei der man nach dem gleichen Prinzip sein Einkommen aufteilt, nur eben mit einer leicht anderen Gewichtung.
Bei der Umsetzung dieser Regeln helfen dann auch oft Kontenmodelle, wo man für jede Kategorie mit verschiedenen Konten arbeitet, um die Sachen gut auseinanderzuhalten und zu budgetieren.
Nun ist aber ja die Annahme bei diesen Regeln, dass Du finanziell gut dastehst, wenn Du eben zum Beispiel von Deinen Einnahmen 50% für Deine Fixkosten wie Wohnen und Nahrungsmittel ausgibst, 30% für Urlaube oder andere Späße und 20% sparst.
Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video oder hör Dir unsere Podcastfolge zum Thema an:
Das Problem mit Faustregeln
Und genau da liegt die Krux: Das stimmt ganz oft gar nicht. Beziehungsweise kann man daraus gar nicht den Rückschluss ziehen, ob jemand “auf dem richtigen Weg” ist. Denn jeder hat andere Wünsche an die Lebensgestaltung, aber auch andere Sparziele.
Dem einen ist zum Beispiel das Wohnen besonders wichtig. Er kauft sich ein großes Haus und hat eine fette Kreditrate. So eine Person wird also verhältnismäßig hohe Fixkosten haben und dann möglicherweise lieber am Urlaub sparen.
Der andere lebt hingegen in einer kleinen Wohnung und hat kein Auto, geht dafür aber richtig gerne gut Essen und steht auf hochwertige Designerklamotten.
Hier sehen wir schon, dass eine Aufteilung zwischen Fixkosten und „Spaßkosten” überhaupt nicht lebensnah bzw. sogar willkürlich ist. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Wer ein großes Haus hat, hat das ja meist auch irgendwo aus “Spaßgründen”. Überlebensnotwendig ist das vermutlich nicht.
Fixkosten heißen zwar Fixkosten, aber sie werden ja auch maßgeblich von unserem Lifestyle bestimmt, den wir uns aussuchen.
Also, eine Verschiebung der prozentualen Verteilung von Fix- nach variablen Kosten oder umgekehrt, um sich an irgendeine Regel zu halten, würde unsere beiden Beispielleute sicherlich nicht glücklicher machen.
Der eine dürfte dann kein großes Haus haben und müsste seine Fixkosten reduzieren, um mehr für den Urlaub übrig zu haben, der andere müsste weniger Essen gehen, um den Prozentsatz für seine Freizeitausgaben einzuhalten. Das wäre ja völliger Quatsch.
Was bedeutet eigentlich “auf dem richtigen Weg”?
Aber mal abgesehen davon: Bei der Frage, ob jemand finanziell auf dem richtigen Weg ist, geht es den meisten aus unserer Erfahrung doch vor allen Dingen darum, ob man auch später genug Geld haben wird, sprich, genug zur Seite legt.
Doch auch hier sind die Ziele total unterschiedlich: Der eine will einfach nur seine Rentenlücke schließen, damit er im Alter seinen Lebensstandard halten kann, die andere will hingegen mit 50 Jahren schon die finanzielle Unabhängigkeit erreicht haben und ihren bisherigen Job an den Nagel hängen.
Für diese Ziele müssen wir also unterschiedlich viel sparen und nicht pauschal 20% vom Einkommen. 20% werden für denjenigen, der früher in den Ruhestand will, vermutlich nicht reichen. 20% können aber auch unnötig hoch sein, wenn jemand schon früh mit dem Sparen beginnt und nur seine Rentenlücke schließen will.
Egal, wann wir den Ruhestand anstreben – die große Frage lautet natürlich: „Wohin mit meinen Ersparnissen?“.
Wie Du Dir schon denken kannst: Wenn wir unser Geld einfach auf dem Tagesgeldkonto liegen lassen, wird für fast jeden finanzielle Unabhängigkeit unerreichbar werden. Allein schon deswegen, weil die Inflation dann ungehindert kontinuierlich den Wert unseres Geldes auffrisst.
Wir müssen unser Geld also investieren. Damit was bei der Anlage rumkommt, wir aber gleichzeitig möglichst wenig Risiko eingehen, ist eine wissenschaftlich fundierte Anlage in ganz einfache, globale Aktien-ETFs sinnvoll, die historisch gesehen durchschnittliche Gewinne von 7-8% vor bzw. 5-6% nach Inflation aufweisen. In solche ETFs kann heutzutage jeder sehr einfach und mit wenig Aufwand investieren. Genau so machen wir das auch.
Falls Du wissen willst, wie eine Anlage in ETFs funktioniert und warum sie die beste Methode ist, um finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen, schau Dir unser Webinar an.
Auf diese eine Zahl kommt es an
Wir machen jetzt mal weiter mit einem Rechenbeispiel, wie viel wir investieren müssen, um zu unterschiedlichen Zeitpunkten finanziell unabhängig zu werden:
Angenommen, Du bist 30 Jahre alt und schaust auf Deinen letzten Rentenbescheid. Schätzungsweise wirst Du ab Rentenbeginn mit 67 Jahren 1.000 Euro monatlich zusätzlich brauchen, natürlich netto und basierend auf heutiger Kaufkraft.
Legst Du ab jetzt Dein Geld in globale ETFs an, müsstest Du im Monat rund 175 Euro investieren. Dann könntest Du, bis Du 90 Jahre alt bist, Deine Rentenlücke stopfen. Da Du aktuell netto 2.600 Euro verdienst, reicht eine Sparquote von 7% aus, um Dein Ziel zu erreichen.
Und hier ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass Du vermutlich Gehaltssteigerungen haben wirst. Bei einer gleichbleibenden prozentualen Sparquote würdest Du also absolut immer mehr sparen können.
Übrigens, die Werte sind komplett bereinigt um Kosten, Steuern und Inflation!
Schauen wir mal weiter:
Angenommen, Du bist immer noch 30 Jahre alt und hast weiterhin 2.600 Euro netto zur Verfügung, willst aber schon mit 55 Jahren aufhören, zu arbeiten. Ab dann hättest Du gerne monatlich 2.000 Euro an Rente. Das ist zwar nicht viel, aber Du lebst recht sparsam. Eine gesetzliche Rente wirst Du nicht bekommen, weil Du selbstständig bist.
So müsstest Du im Monat fast 930 Euro sparen, um Dir die 2.000 Euro, bis Du 90 Jahre alt bist, auszahlen zu können. Das entspricht einer Sparquote von 36%.
Das Zwischenfazit lautet also: Unsere Sparquote ist die einzige Zahl, die darüber entscheidet, wann wir die finanzielle Unabhängigkeit erreichen und welchen Lebensstandard wir dann haben können.
Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Sparquote
Aber auch, wenn die Sparquote allein entscheidend ist, ist das nicht ganz so trivial. Es gibt einige Fallen, die wir auf dem Schirm haben sollten:
Zum einen optimieren viele Leute an der falschen Ecke, wenn sie mehr zur Seite legen wollen. Sie versuchen dann, bei ihren Lebensmitteleinkäufen zu sparen oder verzichten auf den Takeaway-Kaffee.
Viel wichtiger ist es aber, die großen Kostenblöcke genau zu kennen:
Wenn ich mir zum Beispiel ein Eigenheim kaufen will, sollte ich nicht nur mit der Kreditrate kalkulieren. Ich muss unter anderem auch die Kaufneben- und Instandhaltungskosten einbeziehen und darauf basierend entscheiden, ob ich mir das wirklich leisten kann bzw. will.
Das ist mit ein Grund, warum es zum Beispiel echt fahrlässig ist, beim Eigenheimkauf nur die Kreditrate mit seiner aktuellen Miete zu vergleichen und darauf basierend eine Kaufentscheidung zu treffen. Da werden die ganzen weiteren Kosten überhaupt nicht berücksichtigt.
Schau Dir mal unseren Blogpost zum Thema an, wenn Du für Dich eine ordentliche Vergleichsrechnung machen willst.
Gleiches gilt beim Auto: Der Kaufpreis ist nur ein Teil, den ich zahle. Hinzu kommen natürlich Spritkosten, aber auch Reparaturen, Steuern und Versicherungen. Das sollte alles bei der Entscheidung mit einfließen, ob bzw. welches Auto ich mir zulege.
Das klingt alles total offensichtlich, aber die wenigsten rechnen das richtig durch!
Um einigermaßen zuverlässig unsere Sparquote bestimmen zu können, müssen wir für solche großen Anschaffungen immer die Gesamtkosten über die komplette Nutzungszeit schätzen, also die sogenannten Total Cost Of Ownership.
Zum anderen reden wir zwar von der „Sparquote“, aber wer sich allein aufs Sparen konzentriert, wird nur bedingt weit kommen. Das ist auch logisch: Sparen können wir nur begrenzt – irgendwo müssen wir ja leben und irgendwas müssen wir ja essen – aber unser Einkommen ist theoretisch unbegrenzt.
Mindestens genauso wichtig ist es also, an der Einnahmenseite zu schrauben. Je mehr wir verdienen, desto leichter wird es natürlich, eine hohe Sparquote zu erreichen.
Doch viele machen einen großen Fehler, wenn sie mehr verdienen. Und der führt dazu, dass sie der finanziellen Unabhängigkeit trotz mehr Einkommen nur im Schneckentempo näher kommen. Oder sie vielleicht nie erreichen werden – egal, wie viel sie verdienen.
Welcher Fehler das ist und wie Du ihn bei Dir selbst erkennst, bevor es schwer wird, ihn wieder auszubügeln – das erfährst Du in diesem Blogpost.