Immer wieder kommen Leute auf uns zu und fragen nach Empfehlungen für eine sichere Geldanlage. Denn das Investieren in Aktien, z.B. auch über globale ETFs, ist ihnen zu risikoreich.
Was da wirklich dran ist und ob es möglich ist, ohne Risiko Geld anzulegen, schauen wir uns jetzt mal an.
Banken und Versicherungen bieten ja gerne „sichere“ Anlagen an: Da werden gewisse Rentenhöhen oder Zinsen garantiert. Und klar, warum sollte ich ein Risiko eingehen, wenn ich das scheinbar nicht muss.
Auf dem Tagesgeldkonto bekommen wir jetzt ja auch endlich wieder Zinsen. Das ist doch eine gute Sache, oder? Da treffen doch ordentliche Zinsen auf Sicherheit?
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Nominale vs. reale Zinsen
Naja. Eine ganz wichtige Sache, die beim Thema Zinsen leider gerne „vergessen“ wird, ist die Inflation.
Banken und Versicherungen werben immer mit nominalen Renditen. Das ist das, was Du liest und hörst, also zum Beispiel 4% aufs Tagesgeld. Womit wir aber rechnen müssen, um realistisch einschätzen zu können, was unsere Anlage bringt, sind reale Renditen. Das sind die um die Inflation bereinigten Werte.
Wenn Du das weißt, dann verstehst Du auch, dass Dir zum Beispiel 9,3% Zinsen weniger als 3,3% Zinsen bringen können. Das hab ich mir nicht einfach ausgedacht, sondern das ist ein reales Beispiel:
Im Jahr 1973 lagen die nominalen Zinsen, also die vor der Inflation, für zehnjährige deutsche Bundesanleihen bei 9,3%. In 2009 hingegen betrugen die Zinsen nur 3,3% vor Inflation.
Die besagte Inflation lag allerdings 1973 bei über 7%. Das bedeutet, die Kaufkraft sank von ‘72 auf ‘73 sehr stark.
Inflationsbereinigt lagen somit die Zinsen 1973 bei nur 1,5%. 2009 war die Inflation deutlich niedriger; die realen, inflationsbereinigten Zinsen betrugen daher 2,4%, also deutlich mehr als im Jahr 1973.
Und das ist ein total moderates Beispiel und für eine langfristige Bindung in Staatsanleihen über 10 Jahre! Jetzt schauen wir mal, wie es denn in der jüngsten Zeit aussieht und zwar für täglich verfügbares Geld auf der Bank.
Hier siehst Du die Realzinssätze auf Bankeinlagen gemäß der Deutschen Bundesbank, also die echten Zinsen, wo die Inflation bereits abgezogen wurde:
Die Zahlen sprechen wohl für sich: Die Zinsen, die wir auf der Bank bekommen, können nur bestenfalls die Inflation auffangen. Aber noch nicht mal das in letzter Zeit, obwohl es ja wieder viel mehr Zinsen gab als zuvor!
Du siehst also: Zinsangaben ohne Inflation sind schlicht irreführend und helfen uns nicht! Ganz im Gegenteil: Sie sind super gefährlich, denn ganz viele Menschen fallen aktuell auf die hohen nominalen Zinsen rein und lassen ihr Geld so auf dem Tagesgeldkonto auch noch guten Gewissens liegen. Weil sie nicht mitbekommen, was für einen schlechten Deal sie da eigentlich eingehen.
Und das ist nichts Neues:
Während es – wie erwähnt – immer wieder Phasen gibt, wo nominale Zinsen hoch sind, sind hohe reale Zinsen für sichere Anlagen die absolute Ausnahmeerscheinung und nur kurzfristig möglich. Im Schnitt pendeln die realen Zinsen einfach um die Null herum.
Somit gibt es grundsätzlich auch keine Möglichkeit, viel mehr als einen Inflationsausgleich für risikoarme Anlagen auf Spar- und Tagesgeldkonten zu bekommen.
Warum bei sicheren Anlagen nichts zu holen ist
Aber warum ist es eigentlich so, dass nach Berücksichtigung der Inflation bei “sicheren” Geldanlagen nichts zu holen ist und das vermutlich auch in Zukunft nie längerfristig der Fall sein wird?
Ganz einfach, weil – wie bereits erwähnt – Zinsen eine Belohnung für das Tragen eines Risikos sind. Wenn wir nun versuchen, gar kein Risiko einzugehen, können wir auch keine großen Renditen erwarten. Denn leider gibt es keine Rendite ohne Risiko.
Eine Anlage, die super sicher ist, weil zum Beispiel das Geld auf dem Bankkonto rumliegt und immer super kurzfristig verfügbar ist oder auch bei Staatsanleihen auf ein super stabiles Land, kann uns daher auch keine Belohnung in Form von hohen realen Zinsen bringen.
Das gilt übrigens auch für vermeintlich „sichere“ Versicherungsprodukte. Mit solchen Garantieprodukten werden wir am Ende garantiert wenig haben.
Daraus ergibt sich wiederum, dass wir ein ganz anderes Risiko eingehen, wenn wir eigentlich Risiken vermeiden wollen: Nämlich niemals finanziell unabhängig zu werden, was wir aber per Definition werden müssen, wenn wir irgendwann mal in Rente gehen wollen.
Die Problematik sehen wir auch immer wieder bei unseren Zuschauern und Lesern. Dann wird zum Beispiel ewig darüber gegrübelt, ob jetzt in den nächsten Jahren die komplette Weltwirtschaft für immer zusammenbricht, was natürlich ein ziemliches Problem wäre. Denn damit ETFs auf Dauer funktionieren, muss es natürlich weiterhin eine Wertschöpfung geben.
Die Konsequenz ist dann, dass manche Leute nie mit ihrer Geldanlage starten, weil sie sich nie sicher genug fühlen. Demzufolge werden sie aber definitiv nicht genug Geld im Alter haben! Die Angst vor dem theoretischen Risiko des “Weltuntergangs” führt quasi zu einem realen!
Auf diese Art bleibt finanzielle Unabhängigkeit unerreichbar, klar.
Zum Thema: „Was passiert, wenn die Aktienmärkte nicht mehr weiter steigen und ETFs somit auch nicht mehr?“ haben wir übrigens einen kompletten Blogpost gemacht, denn Du Dir hier anschauen kannst.
Echte Sicherheit kommt nicht von dem Versuch, alle möglichen Risiken zu eliminieren oder sich gegen jegliches erdenkliche Worst-Case-Szenario abzusichern, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit auch noch super gering ist. Wie zum Beispiel der dauerhafte Zusammenbruch der Weltwirtschaft.
Gute vs. schlechte Risiken
Der Schlüssel liegt also nicht darin, Risiken per se zu vermeiden, sondern erstmal gute von schlechten Risiken zu unterscheiden:
Bei schlechten Risiken ist es so, dass es total unklar ist, wie das Ganze ausgehen wird. So wie im Kasino. Die sollten wir natürlich vermeiden, weil sie ziemlich sinnlos sind, denn es gibt zwar keine Rendite ohne Risiko, aber es gibt Risiko ohne Rendite 🙂
Im Fachjargon sagt man dazu auch, dass wir keine systematische Belohnung erwarten können. Darum nennen sich schlechte Risiken auch unsystematische Risiken.
Das sind zum Beispiel Wetten auf die Entwicklung einzelner Aktien bzw. Branchen, Regionen, Immobilien, Kryptowährungen und so weiter.
Bei guten Risiken hingegen ist systematisch eine Kompensation zu erwarten. Und genau das erleben wir, wenn wir in ganz breit gestreute ETFs anlegen: Wir tragen zwar ein Risiko, dass sich hier in erster Linie in Kursschwankungen ausdrückt.
Aber es ist sinnvoll, das zu tun, weil wissenschaftlich gesehen systematisch davon ausgegangen werden kann, dass wir langfristig eine ordentliche Rendite als Belohnung erhalten werden.
Wenn wir eben breit streuen und nicht auf einzelne Werte setzen. Das ist der entscheidende Punkt.
Also haben wir einmal Risiken richtig eingeordnet und unsere existenzgefährdenden Risiken bestmöglich abgesichert, sollten wir unbedingt gute Risiken eingehen. Nur so können wir auch gute Renditen erwarten.
Wenn wir das einmal richtig begriffen haben, können wir uns auch wirklich sicher fühlen. Ohne ein grundlegendes Verständnis hingegen haben wir keine Chance auf Seelenfrieden, weil wir gute und schlechte Risiken nicht unterscheiden können und sich einfach alles unsicher anfühlt.
Wenn Du sicher beim Thema Geldanlage werden willst, schau Dir unbedingt unser kostenloses Webinar an. In diesem Video-Workshop erklären wir Dir alles Wichtige, um Durchblick im Altersvorsorge- und Geldanlage-Dschungel zu bekommen. Und Du wirst sehen, es ist alles deutlich einfacher als gedacht.