Das Dilemma des deutschen Rentensystems
Schau mal auf Deine letzte Gehaltsabrechnung: Einmal mehr hat Dein Arbeitgeber wie gesetzlich vorgeschrieben 9,3 % Deines Bruttogehalts an die Rentenkasse abgeführt. Er selbst hat den gleichen Anteil noch einmal obendrauf gepackt. Stolze 18,6 % und damit fast ein Fünftel Deines Gehalts fließen also jeden Monat in Deine gesetzliche Altersvorsorge. Und was hast Du davon?
Seien wir ehrlich: Eigentlich kaum was. Statt dass Du Dich auf ein gesichertes Alterseinkommen verlassen darfst, musst Du Dir Gedanken machen, wie das Geld in Deinem verdienten Ruhestand reichen soll.
Vielen Menschen – genauer mehr als 20 % der heute zwischen 18- und 25-Jährigen – droht sogar Altersarmut. Und als wäre das noch nicht genug, steht auch noch immer wieder die „Länger-Arbeiten-Debatte“ im Raum.
Der Grund: Das sinkende Rentenniveau (Stichwort „Standardrente“) und die immer härteren Voraussetzungen, um überhaupt dieses Rentenniveau erreichen zu können (Stichwort „Rentenpunkte“).
Worüber reden wir hier?
Erste Crux: Die Rentenpunkte
Die „Standardrente“ und das „Rentenniveau“ hängen unmittelbar zusammen. Gemeint ist, wie viel Rente jemand ausgezahlt bekommt, wenn er oder sie zum Renteneintritt 45 Rentenpunkte gesammelt hat.
Jeder Rentenpunkt hat einen bestimmten Geldwert, der jährlich angepasst wird. Im Moment (2024) liegt der Geldwert eines Punktes bei 37,60 Euro. Wenn Du keinerlei Abzüge durch eine verfrühte Rente oder eine Erwerbsminderung hast, kannst Du Deine Rente leicht errechnen: Rentenpunkte x Geldwert.
Logische Schlussfolgerung: Je mehr Rentenpunkte Du im Arbeitsleben sammeln konntest, desto besser. Doch das ist leichter gesagt als getan. Um auch nur einen Punkt pro Jahr zu verdienen, brauchst Du 2024 ein monatliches Einkommen von 3.535 Euro brutto! Das entspricht dem durchschnittlichen monatlichen Einkommen aller gesetzlich Rentenversicherten.
Wenn Du beispielsweise „nur“ 1767,50 Euro brutto verdienst – also die Hälfte – bekommst Du 0,5 Rentenpunkte für das Jahr. Solltest Du überdurchschnittlich verdienen: Freu Dich, denn dann gibt es im gleichen Verhältnis sogar bis zu 2 Rentenpunkte.
Zweite Crux: Die Standardrente
Wir halten fest: Die Einkommens-Voraussetzungen für den einzelnen Rentenpunkt sind hoch. Viele können sie nicht erfüllen und werden zum Rentenbeginn deutlich weniger als 45 Punkte haben. Und selbst wenn man es schafft und tatsächlich 45 Punkte erzielt – die Rente ist auch dann alles andere als üppig. Ab 2030 reden wir bei diesen 45 Punkten von einem erwarteten Rentenniveau von nur 44,6 % des durchschnittlichen Einkommens.
Wer z.B. dieses Jahr in Rente geht und 45 Punkte mitbringt, erhält anhand des Geldwerts eine Rente von 1.692 Euro brutto. Erschreckend wenig, oder? Und davon gehen noch die Krankenversicherung sowie eventuell Steuern ab.
Hat man nur 22,5 Punkte – also die Hälfte – gibt es nur 846 Euro. Solch eine niedrige Rente ginge übrigens schon mit der Berechtigung auf Grundsicherung einher. Streng genommen reden wir also von drohender Altersarmut, auch, wenn Du ein Leben lang über 1.500 Euro im Monat verdient hast.
Welche Möglichkeiten der privaten Vorsorge gibt es?
Grob kann man unterscheiden zwischen geförderten Vorsorgeprodukten wie Riester, betrieblicher Altersvorsorge und Co. sowie der eigenen Altersvorsorge, z.B. mit ETFs. Wir haben einen umfangreichen Überblick zu Altersvorsorge-Möglichkeiten erstellt, indem wir einzelne Methoden vorstellen und bewerten. Da kannst Du schauen, was für Dich Sinn macht.
Der Luxus-Fall: Früher in Rente
Es gibt aber noch eine ganz andere Situation: Vielleicht möchtest Du verfrüht in den Ruhestand gehen? Gute Nachrichten: Solltest Du erstens viel Geld verdienen, aber zweitens wenig brauchen, ist das ein durchaus realistisches Szenario!
Falls Deine private Vorsorge also zum Ziel hat, mit 40 in Rente zu gehen, lautet das Motto: Viel sparen, wenig ausgeben. Wenn Du mal genau ausrechnen möchtest, ab wann Du in den Ruhestand gehen kannst, nutze unseren Finanzielle-Freiheit-Rechner hierfür.