Nutzt Du in erster Linie Deine Willenskraft, um Deinen Finanzen zu optimieren, wird das auf Dauer vermutlich nicht gutgehen. Warum?
Wenn Du zum Beispiel mal nach Spartipps googlest, wird Dir sicher die eine oder andere Frugalisten-Webseite unterkommen. Dort findest Du dann so Vorschläge wie nur einmal pro Tag die Toilette zu spülen oder nur rabattierte Nahrungsmittel einzukaufen. Diese Ratschläge hätten schon dem ein oder anderen die frühe Rente beschert.
Prinzipiell ist an diesen Tipps nichts falsch. Damit sich diese Methoden aber nennenswert auf Dein Vermögen auswirken, musst Du viele solcher “Hacks” konstant durchziehen und auch wirklich leben. Für die meisten von uns entsteht aber bei den Vorschlägen ein innerer Widerstand. Um trotzdem dranzubleiben, musst Du immer etwas von Deiner Willenskraft abzwacken. Diese ist jedoch stark begrenzt.
Anders ausgedrückt: Wenn Du nicht aus voller Überzeugung diese Sparmaßnahmen durchziehst, wirst Du irgendwann Probleme bekommen, sie durchzuhalten. Das führt dann zu Frustration und Schuldgefühlen.
Nehmen wir das beliebte Beispiel vom Kaffee auf dem Weg zur Arbeit: Angenommen, Du holst Dir morgens super gerne bei Deinem Lieblings-Barista einen Kaffee und genießt ihn auf dem Weg zur Arbeit. Nun hast Du zum Beispiel auf unserem Blog gelesen, dass Du drei Jahre früher in Rente gehen kannst, wenn Du auf den Kaffee verzichtest und das gesparte Geld investierst.
Sich den Kaffee auf dem Weg zu sparen und erst im Büro einen zu trinken, mag für einige Leute wunderbar funktionieren, für andere aber nicht. Der entscheidende Punkt ist hierbei, ob es sich einfach “nur” um eine Angewohnheit handelt (die man verändern kann, schreiben wir demnächst was zu 🙂 oder ob Dir der Kaffee wirklich viel Freude bereitet!
Ist letzteres der Fall, wirst Du jedes Mal viel Willenskraft aufbringen müssen und ein Gefühl des Entbehrens haben, wenn Du an dem Café eisern vorbeiziehst. Deine Willenskraft ist wie ein Muskel: Du kannst sie zwar trainieren, aber Du hast nur begrenzt davon pro Tag zur Verfügung!
An einem schlechten Tag wirst Du vermutlich mal einknicken, Dir zum Trost den Kaffee gönnen und ziemlich schnell wirst Du Dir wieder angewöhnen, regelmäßig Dein Lieblings-Getränk mitzunehmen.
Und wieder hat es nicht geklappt mit dem Sparen. Ist für Dich der Ruhestand jetzt abgeschrieben oder gibt es noch Hoffnung?
Folgendes kannst Du tun:
Überlege Dir erst einmal, wofür Du wirklich gerne Dein Geld ausgeben möchtest. Was bereitet Dir Freude, was macht Dich dauerhaft glücklich? Und dann schau mal genau hin, wofür Du Dein Geld tagtäglich ausgibst. Passt das zu dem, was Dir wichtig ist? Bei dieser Übung wirst Du schon erste Sparpotentiale erkennen und sehen, worauf Du verzichten kannst.
Am leichtesten geht das, indem Du mal 1-3 Monate Deine Ausgaben überprüfst. Dafür musst Du kein umständliches Haushaltsbuch führen: Bist Du bei einer “modernen” Bank, kannst Du deren Tools (wie z.B. den Finanzmanager der comdirect*) nutzen und mal sehen, wo die Kohle hinfließt. Allerdings solltest Du in der Zeit möglichst viel bargeldlos bezahlen, um es besser tracken zu können. Falls Du mehr der “nur Bares ist Wahres”-Typ bist, besorge Dir eine App zum Festhalten Deiner Ausgaben.
Kostet Dich die Übung Willenskraft? Vermutlich! Aber: Das Ganze ist nur temporär! Du musst es also nur einmal machen und analysieren, dann kannst Du Dein Ausgaben-Tracking wieder ruhen lassen.
Egal, ob Du einige Sparpotentiale identifizieren kannst oder da nicht mehr viel Luft ist: Lies unsere Tipps, wie Du ohne Verzicht sparen kannst. Die helfen Dir dabei, nicht mehr weiter Geld zum Fenster hinauszuwerfen.
Identifiziere nun die Hebel, die am meisten bringen. Klar, Kleinvieh macht auch Mist, aber es nervt einfach tierisch, jeden Cent zweimal umzudrehen. Setze also die Dinge von oben einmal um bzw. neu auf und dann ist erstmal gut! Im nächsten Schritt ist es am wichtigsten, Deine Gewohnheiten zu beobachten und aufmerksam zu bleiben, wofür Du Dein Geld so ausgibst.
Allein durch die obige Übung wirst Du Deine Sinne für Dein Ausgabeverhalten deutlich schärfen und viel schneller bislang unbewusste Verhaltensmuster – zum Beispiel beim Einkaufen im Supermarkt – erkennen.
Eigentlich geht es nur darum: Spare massiv dort, wo es nicht wehtut!
Ein kleines Beispiel: Vielleicht bereitet Dir die Falafel an der Dönerbude genauso viel oder sogar mehr Freude als ein Besuch im Restaurant. Folglich gehst Du eher zu einem Imbiss und meidest Restaurants im Alltag.
Auf diese Weise wirst Du sicherlich einiges an Geld freisetzen. Zum einen kannst Du das natürlich für Dinge ausgeben, die Dir wirklich Freude bereiten. Am besten investierst Du aber den Großteil in die Lösung echter Probleme, zum Beispiel in Deine Altersvorsorge 🙂
Wo kannst Du leicht sparen, was anderen schwerfällt? Hast Du Ausgaben, die Dir eigentlich keine Freude bereiten, sondern nur Angewohnheiten sind?