In diesem Beitrag zeige ich Dir, warum und wie Du ‚frugalen Wohlstand‘ praktizieren solltest – selbst, wenn Du schon ordentlich Kohle auf der Seite hast bzw. sogar genau deswegen.
Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:
Was können wir ausgeben, was sollten wir behalten?
Wenn Du den Prinzipien folgst, die wir hier auf unserem Blog immer wieder beschreiben – nämlich kein Geld für Dinge auszugeben, die Dich nicht langfristig glücklich machen, konsequent ordentlich Geld zur Seite zu legen und langfristig zu investieren – dann stellt sich gar nicht die Frage, OB du vermögend wirst, sondern nur, wann!
Doch je mehr Vermögen wir aufbauen, desto mehr können wir in Versuchung geraten, unsere Ausgaben auch wieder unbewusst hochzuschrauben.
Vielleicht kennst du solche Situationen: Im Urlaub solls auf einmal grundsätzlich das bessere Hotel sein. Oder Du denkst, so ein bisschen mehr Wohnraum wäre doch eigentlich auch ganz nett und ziehst in eine größere Wohnung oder Du kaufst fast nur noch Markenartikel.
Und solche Tendenzen sind auch normal: Wir Menschen haben ja alle einen natürlichen Hang dazu, von Familie, Freunden, Arbeitskollegen und gar Fremden auf der Straße gesehen werden und Anerkennung bekommen zu wollen.
Vielleicht hast Du auch keine Lust mehr, von Deinen Eltern und Geschwistern für Deinen Lebensstil kritisiert zu werden. Und willst allen zeigen, dass Du beruflich erfolgreich bist, z.B. dadurch, dass Du Dir eine entsprechende Wohnung oder ein Haus leisten kannst.
Aber genau das ist der Punkt, wo es finanziell sehr tricky wird:
Denn ab einem gewissen Vermögen macht es zwar total Sinn, das Geld wieder gescheit auszugeben. Die Sache ist nur, dass die meisten Leute zu schnell wieder in den Ausgabe-Modus schalten.
Nun gilt es also, super wachsam zu sein. Denn wie viel Geld wir behalten und wie viel Geld wir guten Gewissens ausgeben können, ist aus unserer Sicht eine der herausforderndsten Entscheidungen, die wir regelmäßig treffen müssen.
Herausfordernd, weil wir entweder Gefahr laufen, über unseren Verhältnissen zu leben und unser Geld zu früh aufzubrauchen. Oder auf der anderen Seite, uns zu viel zu verkneifen. Wir würden dann zu viel Arbeiten für Geld, das wir gar nicht sinnvoll nutzen können, bevor wir ableben.
Eddy und ich glauben aber, dass es uns am besten geht, wenn wir es schaffen, keine Anerkennung mehr zu brauchen. Mit anderen Worten, wenn es uns eigentlich egal ist, was andere Leute denken. Dann sind wir wirklich frei in unserem Leben und können unser Geld auch möglichst sinnvoll verwenden.
Wenn wir kontinuierlich der Versuchung widerstehen, in irgendeiner Weise Bestätigung erhaschen zu wollen, können wir uns darauf konzentrieren, was in unserem Leben wirklich wichtig ist.
Vielleicht denkst Du jetzt: “Ich bin ja nicht so einer. Ich kaufe mir keine Sachen, um irgendwo dazuzugehören!”
Das kann aber genauso für immaterielle Dinge wie zum Beispiel Ausbildungen, Abschlüsse, Doktortitel und so weiter gelten. Also wenn ich zum Beispiel Medizin studiere, nur, weil ich etwas hoch Angesehenes machen will und nicht, weil ich ein inneres Interesse daran habe.
Also kurzum für all das, was wir nur machen, um irgendwo dazuzugehören.
Reich und frugal?
Schauen wir uns doch mal ein lebensechtes Beispiel an: Warren Buffett hat ein Vermögen von über 100 Milliarden Dollar.
Er könnte sich die teuerste Villa kaufen und sie ganz entspannt aus der Portokasse zahlen. Dennoch lebt er heute noch im gleichen Haus, das er damals 1958 für 31.500 Dollar gekauft hat.
Warum macht er das? Weil er echten frugalen Wohlstand lebt. Er sagt über sein Haus:
„Ich bin dort glücklich. Ich würde umziehen, wenn ich denke, dass ich woanders glücklicher wäre.“
– Warren Buffett
Bei Buffett gibt es noch mehr so Beispiele: Erst 2020 hat er sein 20 Dollar Klapphandy durch ein iPhone ersetzt.
Wenn Du jetzt Vermögen aufgebaut hast, aber eigentlich glücklich mit dem bist, was Du hast, gibt es auch keinen Grund, mehr auszugeben! Darum empfehlen wir Dir, sowas wie Wohnraum, Kleidung oder Fortbewegungsmittel nicht zu krass zu verändern. Sondern nur die Sachen, die Dich auf jeden Fall weiterbringen werden.
Natürlich können das auch mal Dinge sein. Buffett besitzt auch eine Rolex und einen Privat-Jet. Aber wir dürfen bei ihm wohl darauf vertrauen, dass er sich den Kauf dieser beiden Sachen sehr gut überlegt haben wird.
Risikotragfähigkeit
Ja, Vermögen gibt Dir finanzielle Sicherheit, aber nur, wenn du es bewahrst und nicht unüberlegt ausgibst. Ein unerwarteter Notfall, Arbeitslosigkeit, Krankheit oder andere unvorhergesehene Umstände können einen erheblichen finanziellen Druck erzeugen.
Wenn Du einen wohl durchdachten Lebensstil beibehältst – auch dann, wenn Du wohlhabend bist – baust Du ein finanzielles Sicherheitsnetz auf. Dieses „Polster“ kann Dir helfen, solche finanziellen Notlagen besser zu bewältigen, ohne dass Du in Panik geraten oder drastische Veränderungen in Deinem Leben vornehmen musst.
Sparsamkeit bedeutet auch, dass Du weniger abhängig von Deinem aktuellen Einkommen bist. Wenn Du weniger ausgibst, bist Du logischerweise auch weniger auf ein hohes Einkommen angewiesen, um deine Lebenshaltungskosten zu decken.
Das wiederum kann Dir mehr Freiheit geben, auch mal wichtige Risiken einzugehen. Also zum Beispiel einen Job zu wechseln oder eine Auszeit zu nehmen.
Konsummanagement
Wandeln wir unser Geld hingegen regelmäßig in Konsumgüter um, entstehen dadurch immer weitere Kosten und Verpflichtungen.
Das beste Beispiel ist wahrscheinlich ein Eigenheim-Kauf: Andauernd muss etwas repariert werden und durch den vermutlich größeren Wohnraum brauchen wir mehr Möbel und müssen ja auch alles pflegen. Gleiches passiert bei einem Autokauf oder so banalen Dinge wie einer Siebträger-Kaffeemaschine.
Dann landen wir schnell im Konsum-Management, das uns stressen kann.
Wenn wir aber darauf schauen, was uns im Leben wirklich wichtig ist, halten wir solche Konsum-Management-Auswüchse im Zaum. Darum hab ich mich übrigens gegen einen Siebträger zu Hause entschieden 😉
Also, frugaler Wohlstand mindert Deinen Stress.
Vorbild sein
Und noch ein ganz wichtiger Punkt. Frugaler Wohlstand macht Dich zum Vorbild. Denn ein sozusagen effizienter Lebensstil – selbst wenn Du reich bist – ist ein starkes Statement.
Erstens kannst Du Kindern damit zeigen, dass Glück und Erfolg nicht unbedingt an den Besitz von Dingen gebunden sind. Kinder, die sehen, dass ihre Eltern sparsam leben, lernen ja, dass Geld und Besitztümer nicht der Schlüssel zu Glück und Zufriedenheit sind.
Sie erleben, dass es wichtiger ist, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen und es in Dinge zu stecken, die einen echten Wert haben, also wie Bildung, Gesundheit und tolle Erfahrungen.
Zweitens kann ein durchdachter Lebensstil auch anderen in Deinem Umfeld oder Freundeskreis als Vorbild dienen. Denn oftmals fühlen sich Leute ja unter Druck gesetzt, ihren Lebensstil „aufzurüsten“, um mit ihren Freunden und Nachbarn mithalten zu können.
Aber wenn Du trotz Deines Wohlstands ein einfaches, glückliches Leben führst, kann das anderen die Erlaubnis geben, das Gleiche zu tun. Es zeigt ihnen ja, dass es in Ordnung ist, weniger auszugeben und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt, anstatt ständig mehr und mehr konsumieren zu müssen.
Insgesamt kann das Praktizieren von frugalem Wohlstand in der Öffentlichkeit anderen helfen, eine gesündere Einstellung zu Geld und Konsum zu entwickeln.
Schlüssel für glückliches Leben
1938 hat Harvard eine der längsten Studien aller Zeiten gestartet, in der 268 Studenten über die nächsten 80 Jahre hinweg begleitet wurden, um zu beobachten, was die Schlüsselkomponenten für ein gesundes und glückliches Leben sind.
Dabei kam heraus, dass enge Beziehungen den größten Glücksfaktor für uns Menschen darstellen.
Wenn wir uns auf frugalen Wohlstand konzentrieren, wie wir es eben beschrieben haben, werden wir viele unnötige Ablenkungen im Leben vermeiden. Und der effiziente Einsatz unseres Vermögens gibt uns mehr Raum für die wichtigen Dinge, wie eben Beziehungen, Gesundheit, Familie, Freunde und persönliches Wachstum.
Aber frugaler Wohlstand bedeutet wiederum nicht, dass für jeden der Frugalismus das Richtige ist. Klingt verwirrend? Klarheit dürfte da unser Blogpost hier bringen, in dem wir erklären, warum wir keine Frugalisten mehr sind.