Altersvorsorge – Warum wir in Deutschland arm dran sind

Lesezeit: ca. minuten

private Altersvorsorge

Wir sind in Deutschland echt arm dran, was die Altersvorsorge betrifft.

Fast ein Fünftel Deines Gehalts fließen jeden Monat in Deine gesetzliche Altersvorsorge. Und was hast Du davon?

Verhältnismäßig wenig. Ganz grob kannst Du davon ausgehen, dass Du 40% von Deinem letzten Gehalt an Rente bekommen wirst.

Diese Angabe ist zwar bereits nach Sozialabgaben, aber noch vor Steuern, darum schauen wir mal auf ein konkretes Beispiel: Wenn Du vor Renteneintritt 2.800 Euro netto monatlich verdienst, also rund 54.000 Euro brutto, wären es in der Rente nur noch 1.300, die Du zur Verfügung hast.

Kannst Du von 1.300 Euro überhaupt noch nette Dinge wie kleine Reisen und Ausflüge machen oder kannst Du so gerade mal Deine Kosten für Miete und Essen decken?

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

Der Punkt ist ja: Wenn wir aktuell mehr Geld haben wollen, als wir verdienen, sind wir ja noch handlungsfähig. Wir können schlichtweg mehr arbeiten oder uns einen neuen Job suchen.

Aber später haben wir diese ganzen Handlungsmöglichkeiten nicht mehr! Da sind wir der Situation ausgeliefert. Wir können nicht den Job wechseln oder unser Gehalt neu verhandeln.

So viel gesetzliche Rente wirst Du bekommen

Die Realität sieht also erstmal so aus, dass die gesetzliche Rente einfach nicht reichen wird. Und obwohl wir mittlerweile eigentlich alle wissen, dass wir privat vorsorgen müssen, machen das viele nicht oder nur unzureichend. Nur ein Drittel der Leute sorgt nach eigener Aussage ausreichend für das Alter vor.

Und ganz ehrlich, das ist auch mehr als verständlich! Weil die Altersvorsorge-Welt total intransparent ist und großes Misstrauen gegenüber den Vorsorgeprodukten besteht. Wir bekommen ja auch alle immer wieder mit, wie viel da schiefgeht.

Das Problem mit Riester

Zunächst sollte Riester ja die Rettung sein, aber viele Verträge entpuppen sich nun schon seit Jahren eher als Klotz am Bein statt als hilfreiche Altersvorsorge:

Sie kosten nämlich ziemlich viel Geld, während die Renditen zu wünschen übrig lassen. Das liegt aber nicht nur an der Zins-Situation, vielmehr geht es um die vertraglichen Gewinn- und Rentengarantien, die in Riester-Verträgen enthalten sind. Damit die Versicherer diese einhalten können, sind sie gezwungen, in konservative Anlagen zu investieren.

Und jetzt kannst Du eins und eins zusammenrechnen: Wenn die Verträge kaum Rendite bringen, aber weiterhin viel Geld kosten, was denkst Du, wovon die laufenden Gebühren bezahlt werden? Richtig – von Deinen eigenen Einzahlungen und von eventuell erhaltenen Zulagen und Förderungen. Riester ist also ein „astreines“ Minusgeschäft.

Bei der Altersvorsorge bzw. dem Vermögensaufbau kommt es vor allem auf zwei Dinge an: gute Renditen und niedrige Kosten. Du kannst jede Menge Geld reinschieben und Zulagen vom Staat einsacken – alles schön und gut. Aber wenn Du keine Rendite erwirtschaftest und nach dem Abzug von laufenden Kosten noch nicht einmal die Inflation ausgleichen kannst, erreichst Du genau Null-Komma-Nix.

Gegen den Ruhestand versichern?

Das Dilemma betrifft übrigens nicht nur Riester, sondern auch die Kapitallebens- oder Ren­ten­ver­si­che­rungen, von denen seit Jahren von seriösen Stellen wie den Verbraucherzentralen, dem Bund der Versicherten, Finanztip und ungefähr allen Wissenschaftlern abgeraten wird, da Du ein astronomisches Lebensalter erreichen müsstest um Deine Einzahlungen wieder rauszubekommen – und trotzdem gibt es jedes Jahr millionenfache Neuabschlüsse. Wie kann das sein?

Naja, Deutschland ist nunmal ein Versicherungsland. Hier hat die Lobby wirklich hervorragende Arbeit geleistet. In den Niederlanden und Großbritannien beispielsweise ist der provisionsbasierte Vertrieb von Finanzdienstleistungen mittlerweile verboten. Leider nicht hier.

Bei uns wird einfach toleriert, dass für eine Lebensversicherung 5-6% unserer eingezahlten Beiträge allein an Provisionen an den Versicherungsvermittler draufgehen. Und immer natürlich zuzüglich laufenden, also jährlichen Verwaltungskosten versteht sich.

„Schlechte und bisweilen fehlerhafte Finanzberatung ist hierzulande leider nicht die Ausnahme. Verbraucherinnen und Verbraucher leiden seit Jahren darunter – mit ernstzunehmenden Folgen für die Altersvorsorge”.

– Theresa Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband

Eine “ernstzunehmende Folge”, von der wir immer wieder hören, ist, dass sich Menschen in der Sicherheit wogen, mit einer Versicherung für ihr Alter ordentlich vorzusorgen, um dann ein paar Jahre später festzustellen, dass ihr Vermögen kaum wächst oder sogar weniger wird. Sie verlieren also real Geld, obwohl sie doch ihre Rentenlücke schließen wollten!

Summa summarum ist es so, dass nur jeder zehnte Vertrag eine Rendite von über 2% erzielt, während jeder zweite sogar Verluste macht, ohne Berücksichtigung der Inflation! Und auch um die fondsgebundenen Varianten steht es nicht besser. Zumindest ergaben das umfassende Stichproben.

Es ist nunmal so: Versicherungen sind ja dazu da, sich gegen ein Risiko abzusichern, das wir alleine nicht tragen können. Im Grunde liegt aber da das Problem schon. Denn unser Ruhestand ist kein „Risiko“, gegen den müssen wir uns nicht versichern, sondern wir müssen ein Vermögen aufbauen, um uns zu finanzieren.

So hilfst Du Dir selbst

Das Gute ist aber, nach all der Aufregung: Du musst wegen der schlechten Produkte nicht in Schockstarre verfallen. Und Du musst auch nicht auf ein Wunder hoffen, dass unser Rentensystem gescheit reformiert wird.

Glücklicherweise kannst Du selbst Deine Altersvorsorge eigenständig aufbauen und musst weder allein auf die gesetzliche Rente noch auf Riester und Versicherungen vertrauen.

Wenn wir im Alter genug Geld haben wollen, ist die vorteilhafteste Variante – da sind sich alle seriösen Experten einig – eigenständig in ETFs zu investieren.

Im Prinzip ist es so: Mit ETFs kannst Du – einfach ausgedrückt – an der globalen Wirtschaftsentwicklung teilnehmen und gleichzeitig die Risiken minimieren, denen Du ausgesetzt wärst, wenn Du Dir z.B. einzelne Aktien aussuchen oder in Immobilien investieren würdest.

Und das Gute ist: Das zugrundeliegende System blickt auf 120 Jahre Geschichte und somit Daten zurück. Es hat sich also über Jahrzehnte, trotz richtig schlimmer Krisen, immer wieder bewährt. Das ist kein neuer Trend, sondern eine recht stumpfe und langweilige, altbewährte Methode.

ETFs sind transparent und dabei sehr günstig. Bei Deiner eigenen Anlage bist Du außerdem maximal flexibel, was Deine Ein- und Auszahlungen betrifft. Und: Die in Europa zugelassenen ETFs sind viel, viel strenger reguliert als Lebens- oder Rentenversicherungen.

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 25. November, 2022
LETZTE AKTUALISIERUNG: 11. Dezember, 2023
Diese Artikel könnten Dir auch gefallen

Schließ Dich über 35.000 neugierigen Menschen an

Erhalte wöchentlich unsere neuesten Momentaufnahmen – mit spannenden Punkten zu ausgewählten Themen, über die wir in den letzten Tagen gestolpert sind – normalerweise über Geld, Produktivität, Psychologie. Trag Dich jetzt ein und sei dabei.

>