Drei unbemerkte Finanzfehler die (fast) jeder macht

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unbemerkte Finanzfehler

Die meisten Leute machen drei grobe Finanzfehler. Und das Fiese daran ist: Sie merken es gar nicht, oder leider erst viel zu spät. Was das für Finanzfehler sind und wie Du sie erkennen und verhindern kannst – das schauen wir uns jetzt genauer an.

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

1. Das Paradox des Wohlstands

Wir Menschen haben ja aufgrund unseres Überlebenstriebs das starke Bedürfnis, gemocht zu werden und zur Gruppe dazuzugehören.

Viele Methoden, mit denen wir das erreichen wollen, laufen recht unbewusst ab. Also zum Beispiel spiegeln wir die Körpersprache anderer oder passen uns an Gruppendynamiken an, wenn wir dazugehören wollen.

Das zeigen viele Studien wie zum Beispiel Leon Festingers “Theorie des sozialen Vergleichs”.

Eine weitere Methode ist das “Vor sich her Tragen” des eigenen Wohlstands. Hiermit wollen wir – ob jetzt ganz bewusst oder unbewusst – Bewunderung erreichen. Was ja auch wieder nur eine Taktik ist, um gemocht zu werden und dazuzugehören.

Das Paradoxe daran ist aber: Das funktioniert nicht!

Also, mal ganz plakativ: Stell Dir vor, Du siehst jemanden in einer schicken Karre. Denk zum Beispiel an einen Ferrari – oder wenn Du eher auf Oldtimer stehst, nimmste so einen.

Denkst Du jetzt: “Man, was ist das für ein cooler Typ oder eine coole Frau in dem Auto?” Oder denkst Du: “Boah, wenn ich mir das leisten könnte, hätte ich es geschafft und jeder würde mich für die coolste Person ever halten?”

Überraschung: Letzteres ist das, was die meisten Leute empfinden. 

Also, Menschen, die ihren Wohlstand vor sich hertragen, machen das, um gemocht und bewundert zu werden. Aber diese Bewunderung gibt es gar nicht, weil jeder Betrachter nur an sich selbst und an seinen Wunsch nach Bewunderung denkt.

Dieses Paradoxon stellte Morgan Housel ausführlich in seinem Buch Über die Psychologie des Geldes* dar: Die anderen nehmen unseren Wohlstand nur als Messlatte für sich selbst und gleichen daran ab, was es angeblich braucht, um selbst geliebt und bewundert zu werden. Aber bewundert wird am Ende niemand!

Wenn Du jetzt denkst, Autos sind sowieso nicht so mein Ding:

Es geht hier auch nicht nur um Gegenstände wie eben Autos, Häuser oder irgendwelche technische Gadgets; auch die Größe unserer Firma, unsere Karriere, Uniabschlüsse, sportliche Leistungen, körperliche Eigenschaften wie ein Sixpack, generell unser Lifestyle oder sogar Geschenke sind alles Varianten, mit denen wir unseren “Wohlstand” nach außen kommunizieren können.

All das soll oft anderen zeigen, wie toll wir sind. Du kannst ja mal schauen, was auf Dich zutreffen könnte. Ich hab mich auf jeden Fall bei einigen Sachen schon im Laufe meines Lebens ertappt.

Das Problem für unsere Finanzen ist natürlich, dass wir viel zu viel Geld ausgeben – angetrieben von unserem sozial bedürftigen Ego, was uns aber gar nicht zum Ziel führt, wie wir eben gesehen haben.

Mit Blick auf Deine alltäglichen Kaufentscheidungen kannst Du also mal für Dich schauen, welche davon von sozialen Vergleichen getrieben sind. Dann hinterfrage diese Muster und triff künftig bewusstere Entscheidungen darüber, wie Du Dein Geld ausgeben möchtest – ohne hier dem Wunsch nach Anerkennung stattzugeben.

Wenn es hingegen um Zugehörigkeit oder – ganz allgemein –  gute Beziehungen geht, sollten wir es lieber mal mit Zuhören, sich verletzlich zeigen und Empathie versuchen. Denn das sind Eigenschaften, mit denen wir echte Verbindungen aufbauen können.

2. Von finanzieller Sicherheit besessen sein

Finanzielle Sicherheit ist in einem bestimmten Maße ein ziemlich erstrebenswertes Ziel. Zum Beispiel sollten wir einen Notgroschen für unvorhergesehene Ausgaben haben und genug investieren, um unseren Ruhestand später entspannt finanzieren zu können.

Denn dann können wir unser Leben im Hier und Jetzt auch viel mehr genießen.

Doch bei vielen Leuten, gerade hierzulande, geht das Sicherheitsbedürfnis leider ein ganzes Stück zu weit. Das Paradoxe dabei ist:

Je besessener wir versuchen, jegliches Risiko zu vermeiden und absolute Sicherheit zu erreichen, desto stärker wird das Gefühl der Unsicherheit.

Also, das Verlangen nach Sicherheit und das Gefühl von Unsicherheit sind eigentlich zwei Seiten derselben Medaille. Wir haben dann mit der sogenannten Kontrollillusion zu kämpfen:

Also, wenn Menschen versuchen, alle Aspekte ihres Lebens zu kontrollieren, werden sie sich oft der zahlreichen Unsicherheiten und Stellschrauben bewusst, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen. Hierdurch werden sie immer unsicherer, weil sie erkennen, dass sie sich nicht perfekt absichern können.

Das Problem sehen wir auch immer wieder bei unseren Zuschauern und Lesern. Dann wird zum Beispiel ewig darüber gegrübelt, ob jetzt in den nächsten Jahren die komplette Weltwirtschaft für immer zusammenbricht.

Die Konsequenz ist dann, dass manche Leute nie mit ihrer Geldanlage starten, weil sie sich nie sicher genug fühlen, und sie demzufolge definitiv nicht genug Geld im Alter haben werden! Die Angst vor dem theoretischen Risiko führt quasi zu einem viel größeren, aber realen!

Echte Sicherheit kommt nicht von dem Versuch, alle möglichen Risiken zu eliminieren oder jedes erdenkliche Worst-Case-Szenario zu verhindern.

Haben wir einmal Risiken richtig eingeordnet und unsere existenzgefährdenden Risiken bestmöglich abgesichert, sollten wir vielmehr die innere Arbeit machen. 

Wir können zum Beispiel unsere Energie darauf verwenden, gelassener zu werden. Und uns darauf konzentrieren, gesunde Beziehungen zu pflegen und uns um unsere körperliche und mentale Fitness zu kümmern. Also um all das, was in unserem unmittelbaren Einflussbereich liegt.

All das kann uns ein Gefühl der Sicherheit geben, das nicht von äußeren Umständen abhängt.

In diesem Sinne ist die Suche nach Sicherheit nicht etwas, das wir zwanghaft verfolgen sollten, sondern im Wesentlichen eine innere Reise, die wir unternehmen. 

Das Ziel ist es, Sicherheit in der Unsicherheit zu finden, wenn Du verstehst, was ich meine.

3. Die Zeit ist sowohl unser Verbündeter als auch unser Feind

Stell Dir vor, Du hast 50.000 Euro auf Deinem Girokonto und schaust erst nach drei Jahrzehnten wieder auf Dein Konto.

Dann hast Du zwar keinen einzigen Euro verloren, aber der Wert Deines Geldes hat im Laufe der Zeit abgenommen. Aufgrund der Inflation wird jeder Euro Dir mit der Zeit immer weniger kaufen können.

Das ist die Realität: Die Zeit ist ein Feind unserer Kaufkraft. Jeder Tag, der vergeht, raubt unseren Euros einen kleinen Teil ihres Wertes.

Aber lass uns jetzt mal die andere Seite anschauen: Die Zeit kann auch unsere stärkste Verbündete sein.

Wenn wir die eben genannten 50.000 Euro zum Beispiel in ein einfaches, globales ETF-Portfolio investieren, statt sie auf dem Girokonto vergammeln zu lassen, dann wird jeder Tag, der vergeht, unserem Geld einen kleinen Schub geben.

Aus den 50.000 Euro werden – mit Blick auf historische Daten – nach drei Jahrzehnten ca. 230.000 Euro, und zwar nach Kosten, Steuern und Inflation. Hier wird die Zeit zu unserer Verbündeten, die unser Geld kontinuierlich wachsen lässt.

Die Zeit kann sogar wichtiger sein als die investierte Geldmenge! Schauen wir dazu mal auf ein Beispiel:

Nehmen wir an, Sandra investiert im Alter von 25 bis 35 Jahren 100 Euro pro Monat und lässt das Geld danach einfach liegen. Arno hingegen wartet 10 Jahre länger als Sandra und investiert dafür ab 35 Jahren bis zum Renteneintritt mit 67 die 100 Euro im Monat. Während Arno also 32 Jahre lang spart, macht das Sandra nur 10 Jahre lang.

Was ist das Ergebnis? Sandra investiert über 26.000 Euro weniger als Arno und hat am Ende trotzdem mehr Geld auf der Seite! Das ist die Power vom Zinseszins!

Die Zeit spielt also eine doppelte Rolle: Sie kann sowohl Freund als auch Feind sein.

Sie ist knallhart, wenn es um den Wert unseres Geldes geht. Damit zwingt sie uns, proaktiv zu werden und unsere Finanzen durch Investitionen und kluge Entscheidungen zu schützen.

Gleichzeitig ist sie ein extremer Booster für alle, die bereit sind, geduldig zu sein und langfristig zu investieren. Sie belohnt also Durchhaltevermögen mit der Power des Zinseszins.

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 07. November, 2023
LETZTE AKTUALISIERUNG: 11. Dezember, 2023
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