10 Jahre in ETFs investiert – DAS würde ich heute anders machen

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10 Jahre in ETFs investiert

Vor über zehn Jahren habe ich mit dem Investieren in ETFs angefangen. Heute teile ich mal mit Dir, welche Fehler mir unterlaufen sind und was ich mittlerweile anders machen würde bzw. natürlich auch anders mache.

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

Mein damaliges Portfolio

Darauf, dass man mit ETFs seine Altersvorsorge regeln kann, hat mich damals mein älterer Bruder gebracht. Er hat mir den Klassiker „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“ von Gerd Kommer und zwei Blogs zum Thema empfohlen.

So viel mehr gab es damals auch gar nicht – zumindest nicht im deutschsprachigen Raum.

Basierend auf dem, was ich gelesen hab und auf dem Austausch eben mit meinem Bruder, hab ich mir ein ETF-Portfolio gebaut, was im Grunde eine Mischung aus den Quellen war.

Mein Portfolio war darum auch ziemlich groß, so ca. acht ETFs. Ich hab zum Beispiel selbst die einzelnen Regionen wie USA, Europa und Asien durch einzelne ETFs abgebildet und auch nochmal unterschieden nach ETFs mit etablierten, alteingesessenen Unternehmen vs. wachstumsstarken Firmen und so weiter.

Auch damals gab es eigentlich schon große, globale Aktien-ETFs, die im Grunde alles beinhalten. Aber mir ging genauso, wie uns auch heute immer wieder Leute schreiben: Ich konnte schlichtweg nicht glauben, dass ein bis zwei ETFs reichen sollen, sondern wollte ja auch das Maximale an Gewinnen rausholen und ein „fortgeschrittenes“ Portfolio haben.

Darum hatte ich auch ein paar ETFs dabei, die den Fokus auf hohe Ausschüttungen legen. Sowas sind zum Beispiel ETFs mit Aktien von Unternehmen, die besonders hohe Dividenden auszahlen, oder Anleihen, die einen besonders hohen Zins bringen. Im Fachjargon nennt man diese auch hochausschüttende ETFs.

Ich dachte nämlich, dass ja so dann über die Zeit ein nettes passives Einkommen zustandekommen kann und ich nur noch entspannt entscheide: Mach ich was mit dem Geld oder schieb ich es zurück in meinen ETF, damit mein Vermögen weiter wächst?

Allerdings hat das dazu geführt, dass ich natürlich auch immer wieder die Ausschüttungen reinvestieren musste. Denn ich wollte ja mein Vermögen aufbauen und nicht die paar Euros für irgendwas ausgeben. Am Anfang ist da nämlich erstmal nix mit passivem Einkommen.

Das war aber ehrlicherweise das kleinste Problem, weil ich mich ja ganz gern damit beschäftigt hab. Viel nerviger wurde, dass ich nach einiger Zeit immer öfter angezweifelt hab, ob das Ganze so richtig ist. Denn bei einigen ETFs wurde mir langsam klar, dass sie ganz schön risikoreich waren.

Hinzu kam, dass ich immer mehr Zweifel an diesem Fokus auf ausschüttende ETFs bekam. Und ehrlicherweise musste ich einsehen, dass das gar keinen Sinn macht. Ich erklär mal, warum:

Also, uns fragen immer wieder Leute, wie sie so investieren können, dass sie später von den Zinsen oder Dividenden leben können, damit sie ihr Vermögen nicht antasten müssen. Zum einen wäre das doch viel besser, weil man so sein Portfolio komplett erhalten kann. Man würde keine “Substanz” verbrauchen. Zum anderen könnte man so entspannt ein passives Einkommen erzielen – das dachte ich damals ja auch.

Doch denken wir, das uns Ausschüttungen einen Vorteil gegenüber Verkäufen bringen, unterliegen wir knallhart dem sogenannten Dividenden-Fehlschluss:

Der Dividenden-Fehlschluss

Der Irrtum ist, zu glauben, dass man irgendwann keine Anteile mehr hat, wenn man ständig verkauft, um Geld zu entnehmen, während bei Entnahmen über Dividenden diese Gefahr nicht besteht. Tatsächlich ist es aber egal, ob man Geld durch den Verkauf von Anteilen oder durch Dividenden erhält.

Beide Varianten verringern den Gesamtwert des Portfolios gleich stark, da bei Dividenden der Wert der Aktienkurse sinkt. Denn die Dividenden gibt es nicht umsonst, sie spiegeln sich immer in einer niedrigeren Kurssteigerung wider. Der Verlust im Depot ist also in beiden Fällen gleich. Das einzige, was da hilft, ist, weniger Geld zu brauchen 😉

Inwieweit unser Portfolio reichen wird, um unseren Ruhestand zu finanzieren, hat also gar nichts damit zu tun, ob wir Teile unserer ETFs verkaufen oder ob wir von den Ausschüttungen leben. Das fühlt sich zwar anders an, ist es aber nicht.

Der Fokus auf hochausschüttende ETFs ist jedoch leider nicht einfach neutral zu sehen, sondern sogar schädlich, und zwar aus zwei Gründen:

Erstens sind wir damit nicht breit genug diversifiziert. Während beispielsweise der größte globale Standardindex fast 9.000 Unternehmen beinhaltet, umfasst der größte Dividendenindex gerade mal 2.000. So erhöhen wir also unter anderem Branchen- und Länderrisiken, wenn wir auf Dividenden-ETFs setzen.

Dem können wir natürlich durch die Hinzunahme “normaler” ETFs entgegenwirken, das hab ich damals auch gemacht, aber dennoch hatte ich das andere Problem nicht auf dem Schirm:

Niedrigeres Gesamtvermögen

Zweitens werden wir statistisch gesehen ein niedrigeres Gesamtvermögen haben als ein ausschließlich „normal“ Investierender ohne derartige Strategien. Das liegt daran, dass in Dividenden-ETFs reife und stabile Unternehmen stecken, die kaum noch wachsen. Die zahlen nämlich einigermaßen zuverlässig Dividenden aus.

Aber wachstumsstarke Unternehmen fehlen, da sie noch nicht ausschütten, sondern ihre Gewinne erstmal reinvestieren (wenn sie überhaupt schon welche machen). Ihr Kurswachstum ist aber viel, viel stärker als das von den dividendenstarken Aktien.

Und damit kommen wir zum entscheidenden Punkt: Es kommt immer auf die Summe aus beidem an, also Ausschüttungen und Kurssteigerungen. Das nennt sich im Fachjargon Gesamtrendite und das ist das Einzige, was uns als Anleger interessieren sollte. Denn es kann mir ja völlig schnuppe sein, wieviel Prozent meiner Gewinne aus Kurssteigerungen oder Ausschüttungen stammen.

Allerdings wird meine Gesamtrendite niedriger, wenn ich nur auf Ausschüttungen optimiere. Dann übersehe ich ja den anderen wichtigen Teil, nämlich die Unternehmen, die noch stark wachsen. Dieser Nachteil in der Gesamtrendite ist beim Blick auf langfristige historische Daten auch klar erkennbar.

Ja, ehrlicherweise ist es sowieso für die meisten von uns eher ein Wunschdenken, später ausschließlich von Ausschüttungen zu leben: Wir brauchen ein viel höheres Gesamtvermögen, als wenn wir auch bereit sind, Anteile zu verkaufen. Denn Ausschüttungen können ja nur einen kleinen Teil des Gesamtwerts unserer Anlagen ausmachen.

Wenn wir aber auch Anteile verkaufen, können wir mehr Geld aus unserem gesamten Vermögen nehmen. Dadurch reicht ein verhältnismäßig deutlich kleineres Vermögen aus, um den gleichen Lebensstandard zu finanzieren.

Fazit

In der Konsequenz hab ich mein Portfolio deutlich verkleinert und auf thesaurierende ETFs umgestellt. Denn so fließen alle Ausschüttungen wieder zurück in meine ETFs, was mein Gesamtvermögen schneller wachsen lässt und auch noch Steuern spart.

Ich hab jetzt ein wunderbar langweiliges Weltportfolio, das aus zwei ETFs besteht und verstanden, dass das der beste Weg ist. Und meiner Leidenschaft für das Thema Vermögensaufbau gehe ich weiterhin nach, indem ich anderen beibringe, wie sie sich auch ein langweiliges Portfolio bauen 😉

Das waren die Fehler, die ich bei der Anlage in ETFs anfangs gemacht hab. Den schlimmsten Fehler hab ich glücklicherweise aber gar nicht gemacht: das Thema aufzuschieben. Ganz viele Leute prokrastinieren hier, weil es ihnen eben einfach zu kompliziert erscheint. Sie informieren sich immer wieder, aber hören dann wieder auf und kommen einfach nicht in die Umsetzung.

Auch, weil sie denken, sie müssten noch mehr lesen, noch mehr verstehen und noch mehr optimieren.

Wenn Du aber das Ganze nicht weiter aufschieben willst und auf der Suche nach einer Abkürzung bist, um nicht meine Fehler oder viele andere Anfängerfehler auch zu machen, dann schau Dir unser kostenloses Webinar an. Du musst nur die Basics verstehen, um Dir ein Portfolio bauen zu können, womit Du ein für allemal das Thema Vermögensaufbau bzw. Altersvorsorge abhaken kannst.

Falls Dir unser Webinar gefällt, hast Du im Anschluss auch die Gelegenheit, unseren kostenpflichtigen Kurs zu buchen, wo wir Dich Schritt-für-Schritt in die Umsetzung bringen. Du brauchst im Grunde nur noch nachzumachen, was Tausende andere bereits erfolgreich umgesetzt haben.

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 14. Oktober, 2024
LETZTE AKTUALISIERUNG: 14. Oktober, 2024
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