Drei Gründe NICHT in ETFs zu investieren

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nicht in ETFs investieren

ETFs gelten als die vielleicht beste Form der Geldanlage für normale Menschen wie Dich und mich. Das ist heutzutage kein wirkliches Geheimnis mehr. Aber sind ETFs nun wirklich immer eine gute Sache?

Wir wollen heute mal der Frage nachgehen, wann wir unser Geld lieber nicht in ETFs stecken sollten. Dabei haben wir drei Gründe bzw. spezifische Situationen gefunden, die wir in diesem Blogpost mit Dir teilen wollen.

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

Grund 1: Keine Reserve

ETFs machen langfristig Sinn, aber was, wenn Du heute dringend Geld brauchst, weil plötzlich eine größere Autoreparatur notwendig ist, die nicht absehbar war? Oder weil es bei Deinem Eigenheim einen Wasserrohrbruch gibt? Oder weil Dir unerwartet eine Scheidung oder Trennung bevorsteht? Oder weil uns allen nichtsahnend so etwas wie Corona passiert und Dein Einkommen von heute auf morgen ausfällt?

Das alles sind alles Gründe, die Dich in eine finanziell ziemlich unangenehme Situation bringen können.

Wenn Du dann an Deine ETF-Investitionen müsstest, aber noch nicht lange genug investiert bist und die Börsenkurse stehen zufällig gerade schlecht, dann würdest Du ordentlich was von Deinem Ersparten verlieren.

Für unvorhergesehene Fälle solltest Du daher unbedingt etwas Geld zur Seite legen, an das Du jederzeit rankommst. Hab also auf jeden Fall einen Notgroschen, bevor Du in ETFs investierst.

Dieser Puffer sollte nicht auf Deinem Girokonto liegen, damit er von dem Geld getrennt ist, womit Du Deine gewöhnlichen Ausgaben tätigst. Am besten eignet sich ein Tagesgeldkonto für den Notgroschen. So kommst Du zwar jederzeit an Dein Geld, läufst aber nicht Gefahr, es “aus Versehen” auszugeben.

Wie hoch Dein Notgroschen genau sein sollte, ist nicht pauschal zu beantworten und hängt von mehreren Faktoren ab. In der Regel liegt die Höhe irgendwo zwischen drei und zehn Netto-Monatsgehältern. 

Wenn bei Dir zum Beispiel jeden Monat 2.500 Euro auf Deinem Girokonto an Einkommen landen, solltest Du mindestens 7.500 Euro als Notgroschen zur Seite legen.

In diesem Beitrag erfährst Du, wie Du die richtige Summe für Dich ermitteln kannst.

Aber könntest Du nicht parallel zum Aufbau des Notgroschens schon mit dem Investieren in ETFs beginnen?

Hier scheiden sich die Geister. Wir sehen das aber so:

Solltest Du selbst wenig Verpflichtungen haben und / oder leicht finanzielle Hilfe von Deinem Umfeld bekommen – also im Falle des Falles – dann kannst Du nebenbei schon investieren und z.B. 50% Deiner Ersparnisse in den Notgroschen, 50% in ETFs stecken. Ist der Notgroschen dann vollständig aufgebaut, stellst Du komplett auf Deine ETFs um.

Gibt es hingegen mehr Risiko in Deinem Leben durch abhängige Familienmitglieder, hohe Fixkosten oder ähnliches, solltest Du Dich erst einmal auf den Aufbau des Notgroschens konzentrieren und dann erst mit dem Investieren in ETFs beginnen, wenn Du Deine Schäfchen ins Trockene gebracht hast, also Dein Puffer groß genug ist.

Für manche Leute ist es aus Motivationsgründen auch unheimlich wichtig, schnellstmöglich mit dem Investieren zu beginnen. Auch dann kannst Du schonmal einen Teil Deiner Ersparnisse in ETFs schieben, während Du parallel den Notgroschen aufbaust.

Mach es also unbedingt so, dass Du gut am Ball bleiben kannst und Dich wohlfühlst! Auch, wenn Finanzen an sich eine super fakten- bzw. datenbasierte Sache sind, ist das alles eine hoch emotionale Geschichte für die meisten Leute.

Wohlfühlen steht daher immer auf Platz 1.

Grund 2: Keine Zeit

Nichts ist nur gut oder nur schlecht. Mit global diversifizierten ETFs kannst Du massiv Dein Risiko reduzieren und dabei super Renditen einfahren, aber nur, wenn Du – genau – langfristig anlegst.

ETFs sind keine Wunderwaffe, die Dich zum schnellen Reichtum führen. So etwas gibt es übrigens eh nicht – auch, wenn Dir hier auf YouTube manche Leute etwas anderes erzählen…

ETFs können also ein massiver Booster für Deinen Vermögensaufbau sein, aber nur, wenn Du ihnen Zeit gibst. Wer passiv in ETFs investiert, wählt den Weg, langsam, aber möglichst sicher sein Geld zu vermehren.

Die nötige Anlagedauer von ETFs ist der Preis, den Du quasi für Rendite und Sicherheit in einem zahlst.

Was in ETFs angelegt ist, sollte somit – basierend auf historischen Daten – ab dem Zeitpunkt des Investierens mindestens 10-15 Jahre nicht gebraucht werden. Denn auch die Kurse von ETFs schwanken und natürlich kommt es immer wieder zu temporären Einbrüchen am Weltmarkt.

Nach zehnjähriger Haltedauer gab es aber nur wenige Jahre – also nur die jüngsten, schweren Finanzkrisen – wo Du bei Verkauf Verluste gemacht hättest.

Im absoluten Worst Case in den letzten Jahrzehnten hätte man erst nach 15 Jahren eine positive Rendite gehabt.

Diese Fälle beziehen sich aber übrigens nur auf die Sparrate, die zum ungünstigsten Zeitpunkt angelegt wurde.

Normalerweise schiebt man ja regelmäßig Geld in seine ETFs, also zu verschiedenen Zeitpunkten, und nimmt so völlig unterschiedliche Kursstände mit.

Außerdem ist es ja auch noch so: Geht es um Deine Altersvorsorge, brauchst Du normalerweise zu Rentenbeginn nicht Dein komplettes Vermögen, sondern wirst Dir vermutlich Stück für Stück eine monatliche Rente auszahlen oder ab und zu mal mehr rausnehmen, um zu reisen oder sowas.

Daher muss ja nicht bereits Dein gesamtes Vermögen so lange gelegen haben, wenn Du in Rente gehst oder das Geld entnehmen möchtest, sondern nur die ersten Einzahlungen sollten so lange zurückliegen. Und wie gesagt, das ist auch nur im absoluten Worst Case der Fall.

Solltest Du Dein Geld aber direkt auf einmal brauchen, kann die Sache schon anders aussehen. Eine komplette Entnahme vor den 10-15 Jahren könnte dann mit Verlusten einhergehen.

Genau, Du siehst schon, auch dieser Punkt ist nicht ganz so simpel, weshalb der folgende Grund eigentlich am meisten dagegen spricht, in ETFs zu investieren:

Grund 3: Kein Wissen

Wenn Du so gar nicht verstehst, wie ETFs funktionieren, warum Krisen eigentlich gar kein Problem für die Geldanlage sind oder was genau das Konzept eines Weltportfolios ist, solltest Du möglicherweise besser nicht in ETFs anlegen.

Zuvor solltest Du Dir zumindest über Deine Risikotragfähigkeit bewusst sein und somit die Gewichtung Deiner offensiven und defensiven Anlageklassen klar haben.

Du musst also selbst einmal ein paar Aspekte verstehen, die wichtig sind. Das ist nicht viel, aber sehr entscheidend für Deine Zukunft. Und wesentlich wichtiger als zum Beispiel den besten ETF für Dich zu finden.

Denn hast Du die Basics nicht sicher drauf, steigt massiv die Gefahr, dass Du durch Dein Unwissen falsch handelst. Am Ende hast Du dann womöglich  weniger Geld als vorher, weil Du einen klassischen Anfängerfehler begehst.

Das könnte zum Beispiel sein, dass Du ständig Deine ETFs wechseln willst, weil es einen neuen „besseren“ gibt.

Oder Du hast kein Vertrauen in Deine Strategie und investierst deshalb keine ausreichend hohen Summen.

Oder Du überlegst, wieder alles auf Eis zu legen und zu hinterfragen, weil Dein Depot in den ersten Monaten oder Jahren im Minus ist. 

Vielleicht tätigst Du sogar Panikverkäufe, weil Du das Konzept von langfristigen Renditen nicht richtig verstanden hast und bei dem ersten ordentlichen Kursabrutsch denkst, das alles den Bach runtergeht.

Oder Du fängst an, Regionen überzugewichten, weil Dir Dein Gefühl sagt, dass sich Land A oder B doch besser entwickeln MUSS und Du Dich nicht auf die Datenlage verlässt. Vielleicht hast Du sogar eine unbewusste Übergewichtung von einzelnen Regionen oder Branchen, weil Du überschneidende ETFs gekauft hast.

Ich könnte noch mehr aufzählen, aber das sind ein paar der klassischen Fehler, die wir immer wieder bei Menschen sehen, die das Thema nicht grundlegend durchdrungen haben.

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 09. Mai, 2023
LETZTE AKTUALISIERUNG: 11. Dezember, 2023
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