Nur 10.000 Euro sparen und nie wieder Sorgen um Geld machen, kann das wirklich funktionieren? Wir haben vor einiger Zeit ein Beitrag darüber gemacht, ob 100.000 Euro reichen. Die Antwort war ziemlich klar: Ja, das reicht in den allermeisten Fällen.
Aber nur 10.000 Euro? Wir bekommen immer wieder die Frage gestellt, ob das stimmen kann, dass man mit so wenig Geld nie wieder Geldsorgen haben muss. Darum schauen wir uns das mal genauer an.
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Wie investieren?
„Aber was soll das überhaupt heißen, 10.000 Euro und gut ist, soll ich die einfach auf dem Konto liegen lassen?“
Natürlich bringt es nichts, 10.000 Euro einfach auf dem Girokonto liegen zu lassen, da würden wir tatsächlich Geld verlieren, weil die Inflation unser Vermögen nach und nach auffrisst. Denn die sorgt dafür, dass wir uns jedes Jahr von unserem Geld weniger kaufen können.
Und zwar sehr drastisch: Bei einer Inflationsrate von 2%, das ist der langfristige Durchschnittswert, wären unsere 10.000 Euro nach 30 Jahren nur noch 5.500 Euro wert!
Damit das mit dem finanziell sorgenfreien Leben überhaupt funktionieren kann, müssen wir unser Geld also so anlegen, dass es mehr und nicht weniger wird.
Jetzt denken einige vielleicht an hochriskante oder spekulative Investments wie Kryptowährungen oder einzelne Aktien. Das ist aber keine gute Idee, weil das Geld auch hier mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger werden oder sogar ganz weg sein kann.
Wir brauchen also etwas, wo unser angelegtes Geld mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mehr wird und wir gleichzeitig so wenig Risiko wie möglich eingehen.
Deshalb gehen wir von einer langfristigen, seriösen Anlage in stinknormale globale Aktien-ETFs aus. Das sind im Grunde Aktien-Töpfe mit den größten Firmen der Welt drin. Die Gewinne, die wir damit machen können, spiegeln – so ganz vereinfacht ausgedrückt – die Entwicklung der Weltwirtschaft wider. Nicht mehr und nicht weniger. Und diese Gewinne lagen in den letzten 120 Jahren im Schnitt bei 7-8% bzw. inflationsbereinigt bei 5-6%.
Annahmen
Doch egal, welche Investments wir zugrunde legen: Um auf realistische Ergebnisse zu schauen, müssen die Beträge noch um Inflation, Steuern und Kosten bereinigt werden, was viele bei solchen Videos gerne mal vergessen.
Und wir nehmen für die Rente niedrigere Renditen als in der Ansparphase an. Wir sollten nämlich dann, wenn wir das Geld wirklich brauchen, auch etwas konservativer anlegen, damit wir nicht in Gefahr laufen, dass unser Geld am Ende nicht reicht, weil es gerade schlecht an der Börse aussieht. Darum legen wir dann die Hälfte in Bankguthaben oder in konservative Anleihen-ETFs an.
Schauen wir uns also mal verschiedene Szenarien mit konkreten Zahlen an, um nicht nur abstrakt darüber zu reden:
Anlage mit 30 Jahren
Im ersten Szenario legen wir im Alter von 30 Jahren 10.000 Euro an, lassen die bis zum Renteneintritt mit 67 liegen und gehen von einer Rentendauer von 23 Jahren aus. Wir nehmen also an, dass wir bis zum Alter von 90 das Geld aufbrauchen dürfen.
Schmeißen wir all die Zahlen und Annahmen in einen Finanzrechner, können wir im Ergebnis ab 67 Jahren mit knapp 360 Euro Rente pro Monat aus unseren ETFs rechnen. Das Ganze ist zwar, wie erwähnt, schon eher konservativ gerechnet. Also nicht nur abzüglich Kosten, Steuern und Inflation, sondern auch mit konservativen Anlage-Anteilen in der Rentenphase.
Aber ganz ehrlich: 360 Euro an Zubrot sind nur was für jemanden, der eine super kleine Rentenlücke hat. Mal ein Beispiel: Wenn jemand aus unserer Generation aktuell 3.000 Euro netto verdient, wird die Person eine gesetzliche Rente von ca. 1.200 Euro bekommen – so ganz grob geschätzt. 1.800 Euro fehlen dann, wenn sie weiterhin 3.000 Euro im Monat zur Verfügung haben will. Mit 360 Euro zusätzlich kommen wir also nicht weit.
Aber das Gute ist ja: Die meisten von uns kommen erst ab 30 so richtig in Schwung, wenn es um die Karriere geht. Das bedeutet, es ist auch gar nicht sonderlich realistisch, wenn wir annehmen, dass wir nur 10.000 Euro einmalig mit 30 sparen können und dann wars das.
Wenn wir nun also davon ausgehen, dass wir initial 10.000 Euro und weiterhin nur 100 Euro jeden Monat investieren, dann können wir ab 67 monatlich 870 Euro als Rente entnehmen. Das ist schonmal eine andere Hausnummer!
Vermutlich wird es aber im Laufe unseres Erwerbslebens immer einfacher, mehr zu sparen. Gehaltserhöhungen im gleichen Job liegen nämlich meist zwischen 3 und 8%, während größere Sprünge von 15 bis 20% möglich sind, wenn wir entweder intern in eine verantwortungsvollere Position wechseln oder einen neuen Job annehmen. Dazu müssen wir natürlich unser Gehalt regelmäßig verhandeln, klar.
Aber selbst, wenn wir nur moderate Gehaltssprünge machen, ergibt sich dadurch ein ordentlicher Unterschied:
Nehmen wir an, dass wir – zusätzlich zu den einmal investierten 10.000 Euro – mit einer Sparrate von 100 Euro mit 30 Jahren starten, diese aber jedes Jahr um nur 2% steigern. Im ersten Jahr läge unsere Sparrate also bei 100 Euro im Monat, im zweiten bei 102 Euro und so weiter, bis kurz vor Renteneintritt bei 204 Euro.
Wenn wir so investieren, kommen wir auf eine Rente von fast 1.000 Euro monatlich.
Wenn wir nicht 100, sondern 300 Euro monatlich zusätzlich sparen, landen wir bei fast 1.900 Euro. Und wenn wir die 300 Euro auch noch jährlich um 2% steigern können, kommen wir auf eine Rente von rund 2.280 Euro.
Falls wir noch mehr sparen können ab 30, nämlich 500 Euro monatlich neben den einmaligen 10.000, dann kommen wir auf eine Rente von 2.920 Euro, also fast 3.000 Euro!

Anlage mit 40 Jahren
Legen wir die 10.000 Euro „erst“ mit 40 an, sparen aber nichts weiter bis zum Ruhestand, landen wir bei einer Rente von knapp 210 Euro. Das ist jetzt wirklich nur ein Mini-Beitrag, dann sollten wir definitiv eine ordentliche gesetzliche Rente bekommen oder weiterhin andere Einkünfte beziehen.
Wenn wir jetzt auch annehmen, dass wir initial 10.000 Euro und weiterhin 100 Euro jeden Monat investieren, dann können wir ab 67 monatlich rund 490 Euro als Rente entnehmen.
Nehmen wir an, dass wir – zusätzlich zu den einmal investierten 10.000 Euro – mit einer Sparrate von 100 Euro mit 40 Jahren starten, diese aber jedes Jahr um 2% steigern, dann kommen wir auf eine Rente von rund 540 Euro.
Wenn wir nicht 100, sondern 300 Euro monatlich zusätzlich sparen, landen wir bei über 1.000 Euro. Und wenn wir die 300 Euro auch noch jährlich um 2% steigern, kommen wir auf eine Rente von fast 1.200 Euro.
Falls wir noch mehr sparen können ab 40, nämlich 500 Euro monatlich neben den einmaligen 10.000, dann kommen wir auf eine Rente von fast 1.600 Euro.

Reichen 10.000 Euro nun?
Also zusammenfassend würde ich mal festhalten: 10.000 Euro reichen nicht, um keine Geldsorgen mehr zu haben. 10.000 Euro sind aber ein super wichtiger Meilenstein!
Denn wenn wir von da aus auch nur mit kleinen Sparbeträgen weitermachen, können wir richtig viel erreichen. Das ist auch viel einfacher und realistischer, als mit 30 Jahren schon den Betrag für seine komplette Altersvorsorge auf der Seite zu haben.
Das Wichtigste ist sowieso, dass wir so früh wie möglich loslegen:
Warum früh starten so wichtig ist
Denn je früher wir die 10.000 Euro zusammen haben und je früher wir mit weiteren Sparraten starten, desto mehr Kohle haben wir am Ende durch den Zinseszins. Der kann dann länger für uns arbeiten. Das Anfangsalter kann dadurch sogar entscheidender sein als die Menge an Geld, die wir investieren!
Legen wir beispielsweise 10.000 Euro mit 30 Jahren an, werden daraus bis zum Renteneintritt mit 67 schätzungsweise fast 67.000 Euro – natürlich wieder netto und inflationsbereinigt, also nach Kosten, Steuern und Inflation.
Wenn wir aber erst mit 40 starten, müssten wir über 17.000 anlegen, um auf die 67.000 Euro zu kommen.

Das liegt schlicht und ergreifend am Zinseszins, der sozusagen seine volle Kraft erst über viele Jahre hinweg entfaltet.
Beim Zinseszins werden die Gewinne, die unsere ETFs durch Kurssteigerungen oder Dividenden erwirtschaften, jedes Jahr wieder reinvestiert – das Geld arbeitet also quasi immer mehr für uns. Dadurch steigt unser Vermögen im Laufe der Zeit exponentiell, wenn wir früh genug anfangen.
Die Zeit spielt also eine doppelte Rolle: Sie kann sowohl Freund als auch Feind sein.
Sie ist knallhart, wenn es um den Wert unseres Geldes geht. Denn die Inflation knabbert Stück für Stück unsere Kaufkraft ab. Damit zwingt uns die Zeit, proaktiv zu werden und unsere Finanzen durch Investitionen und kluge Entscheidungen zu schützen.
Gleichzeitig ist sie ein extremer Booster für alle, die bereit sind, geduldig zu sein und langfristig zu investieren. Sie belohnt also Durchhaltevermögen mit dem Zinseszins. Die Zeit wird dann zu einem der größten Hebel.
Ja, ich weiß, “starte früh, damit Du lange investieren kannst” klingt total offensichtlich. Aber wenn wir das nicht beachten, können wir unser Versäumnis nur mit super hohen Sparraten später wieder gutmachen.
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