Solltest Du mieten oder kaufen?

Lesezeit: ca. minuten

mieten oder kaufen entscheiden

Ein Eigenheim kann eine der besten Entscheidungen Deines Lebens sein…

… oder Dich im schlimmsten Fall ruinieren.

Eins ist aber klar: Ein Eigenheim ist für viele von uns die wahrscheinlich wichtigste finanzielle Entscheidung unseres Lebens!

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

Damit Du das jetzt richtig für Dich klären kannst und nicht später irgendwas bereust, gebe ich Dir in diesem Beitrag hier ein paar Entscheidungshilfen an die Hand. Damit kannst Du für Dich überprüfen, ob Du lieber mieten oder kaufen solltest.

Kenne die Mythen und Marketingbotschaften rund um Immobilien

„Ein Haus gehört zum guten Leben dazu.“

Eddy und ich erinnern uns noch gut an die viele Werbung, die wir als Kinder schon gesehen haben: Kaufe ein Eigenheim, da hast Du was Eigenes. Das ist sicher, ein tolles Investment und einfach eine gute Sache. Insbesondere Bausparkassen und Banken rühren seit jeher die Werbetrommel für das eigene Häuschen.

Für Familien ist das oft ein klarer Fall – ist der Nachwuchs da, muss ein Eigenheim her! Die Kinder sollen doch im Garten spielen können und die Nachbarn nicht stören, wenn sie durch die Gegend trampeln. Dass wir ein Haus auch mieten können, wird dabei selten in Erwägung gezogen. Warum eigentlich?

Zunächst verdienen viele Leute sehr viel Geld mit dem Immobilienhandel. Von der Finanzierung über die Einrichtung und Instandhaltung – da fließt die Kohle! Und das haben natürlich alle Branchenvertreter erkannt und machen entsprechendes Marketing.

Teilweise geht das Ganze so weit, dass sich Leute ohne Eigenheim minderwertig fühlen. Nur mit eigenem Häuschen gehören wir dazu, sonst haben wir es im Leben irgendwie nicht geschafft.

Vielleicht schmunzelst Du darüber, aber auch in weniger traditionellen Teilen der Gesellschaft gelten Immobilien immer noch als das Statussymbol.

”Ich zahl’ doch lieber monatlich meinen Kredit ab, als das ganze Geld meinem Vermieter in den Rachen zu werfen.”

Jeder Vermieter zockt Dich ab – so der allgemeine Tenor. Und klar, das Gefühl, abgezockt zu werden, mag keiner, weshalb so Sätze fallen wie: „Wenn Du ein Eigenheim kaufst, kostet es vielleicht mehr, aber wenigstens zahlst Du nicht Deinem Vermieter seinen Lebensunterhalt. Miete ist rausgeworfenes Geld.“

Bei einem Restaurantbesuch aber sagt niemand, dass das Essen lecker war, aber „dass ich denen jetzt ihren Lebensunterhalt damit bezahle, das stößt mir echt übel auf…”

Bei Immobilien hingegen werden die Leute nicht müde, genau das immer und immer wieder zu betonen. Doch warum sollte es ok sein, für die eine Dienstleistung zu bezahlen, für die andere aber nicht?

„Ein Eigenheim ist ein gutes Investment.“

Die allgemeine Annahme, ein Hauskauf sei immer eine gute Idee, ist nicht zu guter Letzt auf die von Gerd Kommer so treffend bezeichnete “traditionelle Desinformation” durch Kapitalgeber und Baugewerbeindustrie zurückzuführen. Eine vernünftige Vergleichsrechnung bei der Bank zu bekommen, ob ich lieber kaufen oder mieten soll, ist natürlich eine Illusion.

Generell gehen viele von starken Wertsteigerungen bei Immobilien aus. Klar – jeder Verkäufer wird Dir erzählen, warum genau seine Immobilie in den nächsten Jahren rasant an Wert zulegen wird. Statistisch gesehen gibt es solche grandiosen Steigerungen aber gar nicht langfristig!

Ganz im Gegenteil: Zwischen 1971 und 2015 zum Beispiel lagen die Wertsteigerungen in Deutschland im Durchschnitt inflationsbereinigt, also real, bei -0,2% pro Jahr.

Auf was allerdings alle nur gucken, ist eine kurze Zeitspanne von völlig ungewöhnlichen, krassen Wertsteigerungen. Zwischen 2016 und 2020 gab es nämlich exorbitante reale Steigerungen von über 7% pro Jahr.

Jedoch gibt es kaum etwas Ungünstigeres, als von einer so kurzen Datenreihe darauf zu schließen, dass in Zukunft die Renditen so hoch bleiben. Renditen kehren grundsätzlich zu ihrem langfristigen Durchschnittswert zurück. Kein festes Glauben an dauerhafte Überperformance wird hieran etwas ändern.

Außerdem werden fast immer Weichkosten beim Kauf, Instandhaltung, Steuern und andere unsichtbare Kosten unterschätzt oder teilweise außen vor gelassen.

Kaum wer führt Buch über das, was über die gesamte Zeit investiert wird und rechnet garantiert nicht die eigene Arbeitszeit mit ein, die in Renovierung und Verwaltung der eigenen Immobilie fließen.

Überlege also mal ganz ehrlich für Dich, welche allgemeinen Aussagen Du rund um Immobilien glaubst, ohne dass Du die Fakten dahinter wirklich kennst.

Und sei Dir bewusst, dass gerade zum Thema Immobilien viele Stammtisch-Weisheiten im Umlauf sind. Hinterfrage die ab jetzt kritisch und denke an die hier aufgeführten Anregungen und Daten.

Passt ein Eigenheim zu Deinem (gewünschten) Lifestyle?

Es ist erst einmal am wichtigsten, dass Du herausfindest, ob eine Immobilie zu deinem ganz persönlichen Lebenstraum passt. Du kannst Dir ja mal die folgenden Fragen stellen:

Möchtest Du räumlich flexibel sein? Oder willst Du an einem Ort leben? 

Eddy und ich sind z.B. gerne unterwegs und länger im Ausland, freuen uns also, kein Haus zu haben.

Wo möchtest Du wohnen und wie sieht der Markt aus? Gibt es dort überhaupt Eigentum, das Du bezahlen kannst?

Also was ist Dir wichtiger: die Lage oder dass Du in der eigenen Immobilie wohnst?

Wenn Du Dich für eine eigene Immobilie entscheidest, sollte das eine sehr langfristige Entscheidung sein. Bist Du bereit, Dich für mindestens zehn Jahre an diesen Ort zu binden?

Wenn Du nicht weißt, ob Du Deinen Job irgendwann änderst und somit berufsbedingt nochmal umziehen wirst, solltest Du das einkalkulieren.

Ist das Wohnen im Eigenheim für Dich in erster Linie eine Lifestyle-Sache? Oder siehst Du eine Immobilie eher als Investment und der Wert darf auf keinen Fall sinken? 

Dann, das weißt Du jetzt ja schon, solltest Du möglicherweise Dein Geld lieber anders investieren.

Diese Fragen müssen wir nach aktuell bestem Wissen und vor allen Dingen ehrlich zu uns selbst beantworten. Und wir sollten so eine Entscheidung auf keinen Fall leichtfertig treffen, ohne ordentlich Gehirnschmalz reinzustecken. Das bringt uns zum nächsten Punkt:

Rechne es durch

Um das eigenständige Rechnen wirst Du nicht drum herumkommen, denn viel zu viele Menschen verdienen bei Deinem Hauskauf mit, was dazu führt, dass Immobilien stark positiv vermarktet werden – wie bereits zu Anfang beschrieben.

Benutze also gerne unseren Mieten-oder-Kaufen-Rechner, um Dir ein Bild davon zu machen, mit welchen finanziellen Vor- oder Nachteilen Du beim Hauskauf rechnen kannst. Unser Rechner ist leicht zu benutzen und mit vielen Erklärungen.

Ist das Eigenheim für Dich nur eine reine Lifestyle-Entscheidung, stellt sich auch lediglich die Frage, ob Du es Dir leisten kannst. Aber auch dann solltest Du aber mal den Rechner nutzen, um herauszufinden, ob die monatliche Kredittilgung drin ist.

Es ist Deine Entscheidung… und zwar nur Deine

Wenn Du Dich mit den genannten Punkten ausgiebig befasst, solltest Du Klarheit darüber gewinnen, ob Du Dir eine Immobilie zulegen willst. 

Und mit ausgiebig meine ich auch wirklich ausgiebig. Hier geht es um Hunderttausende Euros und um eine große Veränderung in Deinem Leben. Da sollten wir weit mehr als ein paar Tage Recherche reinstecken.

Immobilien sind auf jeden Fall eine valide Option für all die, die sich bewusst dafür entscheiden, und es nicht einfach nur machen, “weil man das eben so macht”. 

Vielleicht bist Du Dir aber auch sicher, dass Mieten eigentlich richtig für Dich ist – so geht es Eddy und mir übrigens auch.

Doch klar ist: Wenn wir mieten, müssen wir das Geld, das wir sonst in die Immobilie gesteckt hätten, vernünftig investieren. Sonst haben wir später gar nichts.

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 16. August, 2023
LETZTE AKTUALISIERUNG: 11. Dezember, 2023
Diese Artikel könnten Dir auch gefallen

Schließ Dich über 35.000 neugierigen Menschen an

Erhalte wöchentlich unsere neuesten Momentaufnahmen – mit spannenden Punkten zu ausgewählten Themen, über die wir in den letzten Tagen gestolpert sind – normalerweise über Geld, Produktivität, Psychologie. Trag Dich jetzt ein und sei dabei.

>