Wir bekommen regelmäßig E-Mails von Leuten, die sich fragen, ob sie zu alt für die Altersvorsorge sind. Nadine schrieb uns neulich: “Ich bin jetzt schon 46, da ist ist es sicherlich schon zu spät, oder?”
Klar ist, je früher Du anfängst, desto besser, weil desto länger kann Dein Geld für Dich arbeiten und Du hast im Alter mehr zur Verfügung. Wann ist es aber wirklich zu spät und was sollte man beachten, wenn man später als andere anfängt?
Um diese Fragen beantworten zu können geht es in erster Linie gar nicht um das Alter, sondern um die Art der Altersvorsorge.
Das Problem ist: normale Vorsorgeprodukte mit Garantien bringen kaum Renditen. Man muss also enorm viel anlegen um am Ende auch etwas herauszubekommen, gerade wenn man nicht mehr so viel Zeit bis zur Rente hat wie ein 20jähriger.
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Viele Vorsorgeprodukte bringen noch nicht einmal einen Inflationsausgleich. Denn die Garantien und die Kosten von Versicherungsprodukten fressen so gut wie immer etwaige Steuervorteile auf, mit denen so gerne geworben wird.
Wenn man eine Anlage sucht, die auch renditestark ist, kommt man an Aktien eigentlich kaum vorbei. Aber auch hier gibt es ein Problem: Die Anlage in Aktien ist super risikoreich, wenn man nur wenige, einzelne besitzt.
Darum sind ETFs die viel bessere Wahl. Hierbei handelt es sich um riesige Töpfe, die z.B. Tausende von Aktien beinhalten. Damit streut man das Risiko enorm und muss nicht auf einzelne Unternehmen wetten.
Eine Sache ist enorm wichtig bei Geldanlage
Was angelegt ist, sollte – basierend auf historischen Daten – ab dem Zeitpunkt des Investierens mindestens 10-15 Jahre nicht gebraucht werden. Denn auch die Kurse von ETFs schwanken und natürlich kommt es immer wieder zu temporären Einbrüchen am Weltmarkt.
Im absoluten Worst Case in den letzten Jahrzehnten hätte man also erst nach 15 Jahren eine positive Rendite gehabt. Was jetzt dramatisch klingt, ist aber eigentlich halb so wild: Denn dieser Worst Case bezieht sich nur auf die Sparrate, die zum ungünstigsten Zeitpunkt angelegt wurde!
Normalerweise schiebt man ja regelmäßig Geld in seine ETFs, also zu verschiedenen Zeitpunkten, und nimmt so völlig unterschiedliche Kursstände mit.
Außerdem braucht man normalerweise zu Rentenbeginn nicht sein komplettes Vermögen, sondern wird sich vermutlich Stück für Stück eine monatliche Rente auszahlen oder ab und zu mal mehr rausnehmen, um zu reisen oder so.
Somit muss ja nicht bereits das ganze Vermögen so lange gelegen haben, wenn man in Rente geht, sondern nur die ersten Einzahlungen sollten so lange zurückliegen. Und wie gesagt, das ist auch nur im absoluten Worst Case der Fall.
Also kurzum: Für Nadine, die ja schrieb, dass sie 46 ist, ist es definitiv noch nicht zu spät, WENN sie folgendes beachtet:
Sie sollte jetzt unbedingt anfangen. Und das hat mit dem Zinseszins zu tun. Um das besser zu verstehen schauen wir mal auf ein Beispiel, natürlich basierend auf historischen Daten:
Legst Du nur 100 Euro jeden Monat an, jedoch über 35 Jahre, kommt da bereits ein Vermögen von 97.808 Euro bei rum – nach Kosten, Steuern und Inflation! Doch legst Du nur ein Jahr länger an, also 36 Jahre insgesamt, sind es 103.809 Euro (natürlich ebenfalls nach Kosten, Steuern und Inflation).
Dein letztes Sparjahr alleine bringt Dir 6.000 zusätzliche Euros – netto und inflationsbereinigt.
4.801 Euro davon sind reiner Jahresgewinn, also ohne Deine Einzahlung von 1.200 Euro in dem Jahr.
Das ist die Power des Zinseszins.
Das bedeutet nun umgekehrt: Wenn Du später anfängst, musst Du auch mehr Geld investieren als die, die früher angefangen haben. Logisch!
Wann es wirklich zu spät für die Altersvorsorge ist, ist pauschal somit nicht zu beantworten und hängt vielmehr davon ab, wie viel Geld Du in Deiner verbleibenden Zeit noch investieren kannst.
Als Faustregel mit Blick auf das Risiko bei ETFs kann man auf jeden Fall festhalten:
Wenn Du noch nicht Mitte 50 bist, also noch mindestens 15 Jahre bis zur Rente hast, kannst Du auf jeden Fall noch durchstarten.
Wenn Dein Renteneintritt schon näher ist, wäre es wichtig, dass Du eine Cashreserve für die ersten Jahre der Rente hast, bis Du sicher anfangen kannst, Deine ETFs zu entsparen. Auch dann ist es also nicht zu spät für die Anlage.