Ab wann lohnt sich ein Finanzberater?

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Finanzberater

Viele Menschen in Deutschland gehen zu einem Finanzberater, um sich beim Thema Geldanlage eine Expertenmeinung zu holen. Schließlich beschäftigt der sich ja jeden Tag mit dem Thema und ist dafür ausgebildet – anders als die meisten von uns.

Allerdings sieht es in der Realität so aus, dass uns Finanzberater in den allermeisten Fällen sogar ärmer machen. Warum das so ist, woran Du einen guten Finanzberater erkennst und welche Alternativen Du hast, erfährst Du in diesem Beitrag.

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

Zunächst ist es ja total logisch, dass wir uns bei einem Experten sicher fühlen. Alles ist einfach und schnell erledigt. Ein kurzes Treffen mit einem Berater reicht und der Vertrag ist unterschrieben. Ab dann müssen wir uns um nichts mehr kümmern.

Wo liegt das Problem?

Wendest Du Dich mit Deinem Wunsch nach einer ordentlichen Geldanlage zum Beispiel an Deine Bank, wird Dir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein sogenannter aktiv gemanagter Investmentfonds verkauft.

Nun gibt es zwei Probleme mit solchen aktiven Fonds:

Zum einen kosten sie richtig viel Geld. Das Fondsmanagement wird nämlich fürstlich entlohnt und die Bank zwackt sich ebenfalls ihre Anteile für die Vermittlung ab.

Das wäre ja auch alles nicht so schlimm, wenn der Fonds die Kosten durch etwaige Überrenditen wieder reinholen würde. Das Gegenteil ist aber der Fall:

Zahlreiche Studien** der letzten 50 Jahren haben belegt, dass es langfristig nahezu unmöglich  ist, den Markt zu schlagen, also die Gewinneraktien auszuwählen, die sich besser als der Durchschnitt entwickeln werden. Und zwar auch nicht für „Profis“ wie Fondsmanager.

In einer Studie von Aon Hewitt und der Cass Business School kam heraus, dass Affen mit ihrer Zufallsauswahl deutlich bessere Ergebnisse erzielen, als Fondsmanager, die technisch und fundamental analysieren.

Jetzt fragst Du Dich vielleicht, wie es sein kann, dass es solche Fonds trotzdem überall zu kaufen gibt?

Warum sind aktive Fonds beliebt?

Das ist recht einfach erklärt: Damit lässt sich richtig viel Geld verdienen. Aktives Investieren ist aufwendig und die ganzen Prognosen, die für eine aktive Anlage getroffen werden müssen, verursachen laufend neue Kosten.

All diese Aufwände werden durch zusätzliche Gebühren beim Kunden wieder reingeholt.

So schreibt auch Gerd Kommer in seinem Buch Souverän Investieren mit Indexfonds*: “Rund 750 Milliarden Dollar an Gebühren, die die globale Finanzbranche jährlich in der Vermögensverwaltung und dem Wertpapierhandel verdient, sind ein mächtiger Anreiz, die Dinge so zu lassen, wie sie sind.”

Übrigens ein ausgezeichnetes Buch, falls Du dazu noch mehr wissen möchtest.

Indexfonds

Das bedeutet jetzt aber auch nicht auf der anderen Seite, dass Aktienfonds an sich eine schlechte Sache sind. Sondern dass es deutlich mehr Sinn macht, die erfolgreichere Fonds-Variante zu wählen, die sich auch über viele Jahrzehnte hinweg bewährt hat: die sogenannten Indexfonds.

Wenn Du als Anleger auf einen großen Index setzt, muss sich niemand überlegen, welche Unternehmen gut oder schlecht performen werden, sondern Du hast immer automatisch die “Best Of” im Körbchen.

Und auch hier empfiehlt es sich, richtig groß zu denken. Mit globalen ETFs kannst Du in den bedeutendsten Teil der Weltwirtschaft investieren. Der MSCI ACWI z.B. beinhaltet fast 3.000 einzelne Aktien.

Und jetzt kommts: In ETFs kannst Du ganz alleine und ohne fremde Hilfe investieren. Was erstmal nach Arbeit klingt, bietet Dir massive Vorteile, die den Aufwand dafür in Null komma nix wettmachen.

So viel Geld steht auf dem Spiel

Du sparst Dir so horrende Gebühren und Kosten. Lass uns mal eine ganz vereinfachte Rechnung anschauen, damit das klarer wird:

Nehmen wir an, wir investieren monatlich 200 Euro, und zwar über 35 Jahre. Einmal in ein breit gestreutes ETF-Portfolio und einmal in einen aktiven Fonds.

Wir nehmen an, beide hätten die gleiche Rendite von 7%. Wie gesagt, aktive Fonds performen statistisch gesehen langfristig viel, viel schlechter, aber das lassen wir sogar hier außen vor.

Für das ETF-Portfolio zahlst Du 0,15% an Gebühren und für den aktiv gemanagten Fonds 1,85% Gebühren. Das entspricht einfach aktuellen Durchschnittswerten.

Wenn wir nun bei beiden Varianten unser Vermögen am Ende vergleichen, könnte man aus den Latschen kippen. Nur aufgrund der “leicht höheren” Kosten haben wir mit dem aktiven Fonds über 100.000 Euro weniger!

Du siehst, das ist mehr als nur ein Kleinwagen.

Mit einem ETF-Portfolio hast Du aber am Ende nicht nur mehr Geld, sondern bist zusätzlich auch flexibler und kannst – im Vergleich zu Produkten, die Du über Deine Bank oder andere Vermittler kaufst – auf sich verändernde Lebensumstände reagieren.

Ohne Grundwissen ist man verloren

Hinzu kommt noch: Wenn wir uns auf einen Berater oder Vermögensverwalter verlassen, hat das oft zur Konsequenz, dass wir nicht verstehen, was wir machen oder was mit unserem Geld passiert. Was dazu führen kann, dass wir uns im Alltag konstant unwohl fühlen.

Klar, ist es die bequemere Lösung für uns, die Verantwortung für unser Geld an jemand anderen abzugeben. Wenn dann unsere Geldanlage nicht erfolgreich ist, können wir das auf unseren Finanzberater schieben. Die Konsequenzen müssen wir aber trotzdem am Ende selbst tragen – nämlich weniger Geld zu haben als erhofft.

Da ist es dann egal, wer Schuld ist.

Wir erhalten regelmäßig Emails, in denen uns Leute schreiben, dass sie alle möglichen Verträge unterschrieben haben, aber immer noch nicht wissen, wie gut sie abgesichert sind.

Auch uns ging es so

Eddy und mir ging es früher wie wahrscheinlich vielen: Wir hatten keinen Plan von Geldanlage und haben “Experten” mehr oder weniger blind vertraut.

Eddy hat dadurch über 8.000 Euro in der Finanzkrise 2008 verloren, weil er finanziell nicht genug gebildet war und sich auf seinen Bankberater mit Top-Ausbildung (ha ha) verlassen hatte.

Ja, wenn Du finanziell ungebildet bist, hängt das Thema Finanzen für immer wie eine dunkle schwarze Wolke über Dir.

Neben der Unsicherheit im Alltag kommt dann noch hinzu, dass Du einfach sehr viel Geld verlierst, das für Gebühren und Verwaltungskosten draufgeht. Und natürlich durch Renditeeinbußen. Das ist besonders mies, wenn es bessere Alternativen gibt.

Also nochmal zusammengefasst: Du hast deutlich weniger Rendite, wenn Du in die von Beratern vertriebenen Finanzprodukte investierst – im Vergleich dazu, wenn Du Dich einmal selbst darum kümmerst und Dir ein breit gestreutes ETF-Portfolio aufbaust.

Um diese „Finanzberatung“ solltest Du einen Bogen machen

Es handelt sich also definitiv um einen Irrglauben, dass man sich als normaler Mensch nicht alleine um seinen Vermögensaufbau kümmern kann. Wir erleben es täglich bei unserer Arbeit. Und das ist auch der Grund, warum es LazyInvestors überhaupt gibt.

Denn Du kannst Dich vor Fehlern nur schützen, wenn Du Dich selbst mit Deinen Finanzen auseinandersetzt. Und das lohnt sich massiv – nicht nur für Deine Finanzen.

Damit erlangst Du im Hier und Jetzt Sicherheit und kannst Entscheidungen bewusst treffen, statt blind Leuten vertrauen zu müssen, die Geld an Deinem Unwissen verdienen.

Ist es also nie sinnvoll, zu einem Finanzberater zu gehen?

Erstmal vorab, uns geht es nicht darum, alle Finanzberater schlecht zu reden bzw. über einen Kamm zu scheren. Das wäre schlichtweg falsch. 

Aber um Menschen, die mit ihrer „Beratung“ provisionsbasiert Geld verdienen, würden wir persönlich einen riesigen Bogen machen. Dadurch entstehen einfach zu starke Interessenkonflikte, weil es die Verkäufer dazu verleitet, Dir Produkte mit hoher Provision zu verkaufen – was wiederum heißt, das sehr viel von Deinem Geld für unnötige Gebühren draufgeht und einfach weg ist.

Das schafft falsche Anreize und es entstehen so Geschichten wie damals bei einer größeren Bank. Da haben sich die Bank”Berater” nämlich auf die Suche nach LEOs gemacht. LEO stand dabei für Leicht Erreichbare Opfer. Leider kein Scherz.

Die bessere Alternative

Breitgestreute ETFs sind aus Sicht von allen ernstzunehmenden, also seriösen Experten auf Verbraucherseite das beste Instrument für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge von Privatpersonen.

Das sagt zum Beispiel auch der Professor und Finanzwissenschaftler Andreas Oehler von der Uni Bamberg, der ist Mitglied des Sachverständigenrates für Verbraucherfragen der Bundesregierung:

„Hinsichtlich einer Altersvorsorge kann es meines Erachtens für eine Grundsicherung nur um ETF gehen, die weltweit breit streuende Indizes abbilden“

Das sagen die Verbraucherzentralen, die großen, seriösen Finanzkanäle auf YouTube wie zum Beispiel Finanztip oder Finanzfluss, Stiftung Warentest…

Und auch der aktuell erfolgreichste Investor aller Zeiten, Warren Buffett, propagiert ETFs immer wieder. Er will sogar, dass sein Milliardenvermögen nach seinem Ableben in ETFs gesteckt wird.

Und dafür braucht es noch nicht einmal einen Robo-Advisor (die auch wieder Geld kosten), sondern das kann wirklich jeder selbst in die Hand nehmen.

Die einzigen, die gegen ETFs wettern, sind Vertreter der Versicherungs- und Bankenbranche. Also Leute, die kein Geld mehr verdienen, wenn wir uns für ein einfaches, selbstgeführtes ETF-Portfolio entscheiden.

Da müssen wir doch nur 1 und 1 zusammenzählen.

Altersvorsorge in Eigenregie

Also ja, aus unserer Sicht brauchen wir Normalos für unsere Geldanlage keinen Finanzberater. Wir können ja alles relativ einfach selbst machen.

Warum sollten wir dann von unserem hart verdienten Geld etwas für Provisionen und sinnlose Verwaltungsgebühren abgeben?

Solltest Du Hilfe benötigen, Dich in ETFs einzuarbeiten oder wenn Du einfach Zeit sparen willst, können wir Dich dabei unterstützen oder viele andere im Netz, die sich auf die eigenständige Investition in ETFs spezialisiert haben.

Anbieter wie wir nehmen einmalig Geld für die Wissensvermittlung und bringen Dich in die Umsetzung. Danach entstehen keine weiteren Kosten und Du fühlst Dich sicher in dem, was Du machst.

Du gehst dann mit neuen Fähigkeiten nach Hause, die Dir auf ewig dabei helfen, Dein Geld besser zu managen.

Aber – und das ist der große Unterschied – Du brauchst uns nicht zwingend. Du kannst Dir auch alles selbst beibringen. Auf unserem Blog findest Du alle Inhalte umsonst.

Wir würden Dir somit folgendes empfehlen:

Mach Dich, wie wir damals auch, selbst schlau. Gerne auch hier auf unserem Kanal oder bei anderen, die auf der Verbraucherseite stehen.

Ein guter Finanzberater ist aus unserer Sicht jemand, der Dich befähigt, gut mit Deinem Geld umzugehen und Dir kein Finanzprodukt verkauft, die Dir eher schadet. Sondern Dich wirklich im wahrsten Sinne des Wortes berät.

Honorarberatung

Das können manchmal auch Honorarberater sein. Deutschlandweit gibt es allerdings aktuell nur 306 echte Honorarberater, also Menschen, die wirklich komplett ohne Provisionen arbeiten. Im Vergleich zu insgesamt fast 40.000 Finanzanlagenvermittlern und über 190.000 Versicherungsvermittlern, die auf Provisionsbasis arbeiten.

Schau Dir mal diesen Blog hier an, da schreibt ein Hochschulprofessor gemeinsam mit Honorarberatern darüber, was für schlechte Produkte den Leuten von derartigen Vermittlern angedreht werden.

Jetzt denkst Du vielleicht: „Aber was ist denn mit den ganzen Steuervorteilen bei Versicherungen, da spar ich doch einen Haufen Geld!“ Ob das wirklich der Fall ist und wann sich Steuervorteile lohnen können, erfährst Du in diesem Beitrag hier.

** Kleine Auswahl an Studien:

– https://www.spglobal.com/spdji/en/research-insights/spiva/#europe

– https://web.stanford.edu/~wfsharpe/art/active/active.htm

– http://mba.tuck.dartmouth.edu/bespeneckbo/default/AFA611-Eckbo%20web%20site/AFA611-S8C-FamaFrench-LuckvSkill-JF10.pdf

– https://www.nber.org/papers/w19891

– https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/asmb.2271

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 13. März, 2023
LETZTE AKTUALISIERUNG: 11. Januar, 2024
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