"Minimalisten sind die glücklicheren Menschen. Minimalisten sind im Job erfolgreicher. Minimalisten sind zufriedener." Solche Aussagen hast Du im Zusammenhang mit der sogenannten Bedürfnislosigkeit sicher schon oft gehört. Wir auch.
Aber was ist ein Minimalist überhaupt?
Unseren Recherchen zufolge gibt es gar keine richtige Definition. Das ist auch nicht schlimm. Schließlich braucht es kein Label, um beim minimalistisch Leben Erfahrungen zu sammeln.
Trotzdem: Damit wir Dir von unseren Erlebnissen mit dem minimalistischen Dasein berichten können, haben wir uns einfach selbst eine Definition ausgedacht: Für uns bedeutet Minimalismus, wirklich nur die Sachen zu besitzen, die wir brauchen und die uns Freude bringen.
Wir sind krasse Minimalisten
Doch jetzt zu unseren Erkenntnissen.
Ganz kurz noch vorab: Wir halten uns im Vergleich zum Durchschnitt der Gesellschaft schon für krasse Minimalisten. Und sicher ist, dass der minimalistische Lebensstil für uns Vieles deutlich besser gemacht hat.
Nimm also gern die ein oder andere Anregung für Dich mit und schaue, was Du daraus machen kannst.
Wieso Minimalismus Menschen so positiv verändern kann
Was reizt uns überhaupt am minimalistischen Alltag?
Ganz einfach: In der aktuellen Zeit sind unsere Leben in allen Bereichen überladen. Wir konsumieren Güter, Social Media, Fernsehen, werden überschüttet mit Informationen, arbeiten, kümmern uns um Kinder usw.
Ja, wir haben sogar sogenannten Freizeitstress.
Die Unordnung und Masse dessen, was wir in unserem Leben so unterbringen müssen, spielt uns nicht gerade positiv in die Karten, sondern überlastet unsere sowieso schon zugestopften und überlaufenen Gehirne.
Das ist kein Zustand.
Es ist an der Zeit, Ordnung in den ganzen Kram zu bringen
Also muss aufgeräumt werden, um den suboptimalen Zustand zu ändern. Genau das machen Minimalisten: Sie räumen ihr Zeug auf. Alles, was wir anhäufen, das über unser Genug hinausgeht, ist Kram.
Dieser Kram bringt Dir null Mehrwert, nimmt aber dennoch Platz in Deinem Leben ein.
Macht es dann nicht total Sinn, sich von solchen Dingen zu trennen? Jap, auf jeden Fall.
Für die meisten ist das aber nicht so einfach wie es klingt. Denn Dinge gehen zu lassen, kann oft starke Widerstände auslösen; für viele klingt Sparsamkeit und Reduktion nach Verzicht, Mangel oder Not.
Doch das Gegenteil ist der Fall: Reduktion macht Platz für Aufmerksamkeit, Kreativität und Freiheit.
Übrigens: Kram beschränkt sich nicht mal auf nur materielle Dinge. Sinnlose Aktivitäten sind genauso Kram.
Darum geht’s minimalistisch lebenden Menschen
Vielleicht schreckst Du jetzt erst einmal zurück. "Was, ich soll mich von allen materiellen Freuden trennen und auf Netflix-Abende verzichten? "
Nein, sollst Du nicht.
Beim Minimalismus steckt die Idee dahinter, mehr Ordnung in Deine Dinge und Deinen Kopf zu bringen und so eine Veränderung herbeizuführen.
Es soll nicht darum gehen, wild alles zu verbannen, sondern darum, dass Du eben genau Genug hast.
Es geht auch nicht um “weniger ist mehr”, sondern die für Dich richtige Menge herauszufinden – ohne Exzess.
Deshalb macht es auch wenig Sinn, den (minimalistischen) Lebensstil von anderen vollständig zu übernehmen: Was genug Veränderung ist, kannst nur Du entscheiden!
Unsere Minimalismus-Erfahrungen – wie es vorher war
Wir, das sind Anna und Eddy. Anna war eigentlich schon immer minimalistisch und ordentlich unterwegs, hatte immer ein schön aufgeräumtes Zimmer und den Durchblick.
Eddy war das genaue Gegenteil.
Bei ihm war es schon immer chaotisch im Zimmer und in diesem Sinne wurden alle möglichen Dinge aufgehoben.
Das hat sich auch zu Studentenzeiten nicht geändert, als es in der Bude immer aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Statt Feng also eher Peng Shui, sozusagen.
Sich von Sachen zu trennen hat bei Eddy nicht wirklich gut geklappt. Stattdessen wurde nur immer mehr gekauft und nie benutzt.
Einen Anstoß, daran etwas zu ändern, haben unter anderem Bücher gegeben, in denen die Rede davon war, wie befreiend es ist, sich von Kram zu trennen.
Der Weg zum minimalistischen Leben ging trotzdem nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Prozess, der sich mittlerweile über 10 Jahre hinzieht: Schritt für Schritt verlässt immer mehr Kram die Wohnung.
Was sich geändert hat
So richtig Schwung kam in die Sache, als wir zusammengezogen sind. Da wurde dem kleinen Messi Eddy von seiner Partnerin unter die Arme gegriffen.
Also haben wir über Jahre Schritt für Schritt unseren Haushalt auf das für uns Wesentliche reduziert und immer mehr Dinge entsorgt.
Das heißt konkret, dass wir nur noch Sachen haben, die wir auch so alle 1-6 Monate mal benutzen.
Und ja, wenn die Minimalismus-Polizei bei uns vorbeischauen würde, würde sie sicher auch Kleinigkeiten finden, die wir schon länger als 6 Monate nicht benutzt haben 😉
Manchmal ist es nicht so einfach, zu entscheiden, was Kram ist und was nicht.
Schauen wir uns zum Beispiel die Küche an. Eddy kocht gern.
Klar, dass da auch einige Spezialgeräte am Start waren, die zwar irgendwann und irgendwie mal benutzt wurden, aber halt nur gefühlt so alle Lichtjahre mal. Also, weg damit!
Eine Spätzlemaschine zum Beispiel ist eine coole Sache, wenn man dreimal die Woche Spätzle macht. Ansonsten kann man sie auch professionell vom Brett schaben.
Genau so läuft es mit dem Frittieren: Wenn Du jeden Tag Pommes isst, kannst Du eine Fritteuse gebrauchen, ansonsten tut es auch ein Topf oder halt einfach der Backofen.
Du weißt, was gemeint ist, oder?
Aktiviere Deinen Messi-Alarm
Als Minimalist brauchst Du einen Messi-Alarm im Kopf. Mit etwas Übung aktiviert der sich von ganz allein, keine Sorge.
Grundsätzlich sollte Dein Messi-Alarm bei Geräten angehen, die nur für genau eine Sache gut sind.
Eben Kram wie Fritteusen, Spätzleschaber, Eiswürfelmaschinen, Waffeleisen und so. Sowas braucht man im Grunde nicht. Wenn man sich seinen Kram regelmäßig ansieht und konsequent ausmistet, minimiert sich der Hausstand von ganz alleine.
Sogar Anna, die ja eh schon verhältnismäßig wenig Sachen hatte, hat durch unseren gemeinsamen Prozess auch noch einmal eine ganze Menge Ballast abgeworfen.
Zum Beispiel hat sie alle alten Foto-Alben entsorgt und einfach von den Fotos, die ihr etwas bedeuten, Bilder mit dem Handy gemacht. Genau so wenig, wie sie die Alben angeschaut hat, schaut sie nun auf die Handy-Fotos, aber egal 🙂
Auch "Relikte" wie CDs sind bei uns nicht mehr zu finden.
Tipps für angehende Minimalisten
Wir schauen uns regelmäßig zuhause um und überlegen, was noch rausfliegen könnte. Aber damit allein ist es nicht getan. Du kannst Dir Dein Leben als Minimalist mit ein paar Tricks noch einfacher machen.
Weihe Freunde und Familie ein
Das haben wir auch gemacht. Unsere Familien und Freunde wissen, dass wir keine Sachen haben wollen. Es hält sich zwar nicht immer jeder dran, aber was will man machen 😀
Wenn uns jemand etwas schenken möchte, dann sollen es entweder Sachen sein, die sich verbrauchen lassen oder Erlebnisgeschenke. Die sind uns sowieso am liebsten, weil sie aus unserer Sicht die meiste Freude im Leben bringen und Erinnerungen schaffen, die bleiben.
Oder wie oft denkst Du freudig an Sachen, die Du geschenkt bekommen hast, im Vergleich zu gemeinsamen Erlebnissen oder Events?
Überlege mal, an was Du in Deinem Leben mit Freude zurückdenkst und wie viel das mit Gegenständen zu tun hat.
Hilfe bei der emotionalen Trennung
Wenn Du Dich nicht von einem Gegenstand, Klamotten oder anderem Kram trennen kannst, zu dem Du eine besondere emotionale Bindung hast, mach ein Foto davon. So machen wir das und so kannst Du sicher sein, dass die Erinnerung nicht verlorengeht.
Wir sind nämlich der Ansicht, dass man mehr an der Erinnerung an eine Sache hängt als an der Sache selbst. Mit einem digitalen Foto ist die Erinnerung konserviert und jederzeit abrufbar – und der Gegenstand selbst kann getrost in den Müll wandern.
Urlaub als Reduzierungshilfe nutzen
Wenn wir nach längeren Aufenthalten außerhalb von unserer Wohnung zurückkommen, schauen wir eigentlich immer, was wir alles noch reduzieren können – und finden immer was!
Einem Freund von uns ist leider das Eigenheim abgebrannt. Da waren dann alle Sachen weg. Er hat aus der Misere eine Tugend gemacht und hat nur das Nötigste neu gekauft. Er lebt jetzt minimalistischer als jemals zuvor.
Doch auf diese ganz harte Tour musst Du es natürlich nicht angehen.
Wie es uns damit ergangen ist
So, Zeit für ein Resümee.
Wir haben mittlerweile eine regelrechte Aversion gegen Kram im Allgemeinen entwickelt, aber auf eine richtig positive Art.
Wenn wir etwas kaufen, tun wir das wohl überlegt. Das führt auch dazu, dass wir mit den Dingen, die wir haben, achtsam umgehen und uns zusätzlich viel schneller und einfacher von Dingen trennen können.
Der emotionale Lösungs-Prozess geht jetzt außerdem deutlich zügiger.
Ob Du es glaubst oder nicht: Mit weniger klarzukommen, verändert Deine Einstellungen zu allem und ist eine tolle Erfahrung.
Unser Attachment zu Sachen, Emotionen und Identitäten ist auf ein Minimum geschrumpft.
Wir haben ein Gefühl dafür entwickelt, was wirklich wichtig und essenziell ist – und das ist einfach auf diversen Ebenen großartig.
Nachteile gibt es nicht?
Um es auf den Punkt zu bringen: Nein.
Unser minimalistisches Leben ist für uns eine einzige positive Erfahrung. Grund genug, weiterzumachen und immer mehr statt weniger zu geben.
Klar, es passiert, dass man mal etwas weggibt und später feststellt, dass man es doch noch hätte gebrauchen können, aber im Grunde ist das nicht der Rede wert.
Und wenn doch einmal etwas Aussortiertes schmerzlich fehlt, lässt es sich ganz schnell irgendwo wieder besorgen.
Auch bei Geld lohnt sich ein minimalistischer Ansatz
Noch ein ganz wichtiger Punkt, der nicht zu kurz kommen sollte: Minimalistisch sein erstreckt sich auf alle Lebensbereiche, also auch auf das Thema Finanzen.
Auch hier lohnt sich ein minimalistischer Ansatz. Das nennt sich dann Frugalismus. Genau das erklären wir in unserer Geld-Challenge, bei der Du lernst, genau darauf zu schauen, wofür Du Deine Moneten ausgibst.
Wenn Du das weißt, kannst Du den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen.
Beim Thema Finanzen zielt der minimalistische Ansatz vor allem darauf ab, immer zu wissen, wohin Deine Kohle geht und dabei im Blick zu haben, dass jede Ausgabe die Sache auch Wert ist.
Im Schnitt wirst Du so viel weniger Cash brauchen, ein besseres Leben leben und schon jetzt easy für später vorsorgen können.
So ist es bei uns: Wir fühlen uns gut, weil wir genau wissen, wofür und warum wir etwas ausgeben.
Wir haben die Sache unter Kontrolle und leben glücklicher und ohne Schuldgefühle.
Freiräume schaffen
Diese Teilnehmerin der Challenge hat sich Freiräume geschaffen, indem sie in ihrem Leben aufgeräumt hat. Das ist nicht immer einfach, aber das wirklich Entscheidende, wenn wir etwas verändern wollen.
Um wirklich etwas bewegen zu können, ist zuallererst entscheidend, Platz zu machen. Denn wenn Du keine Zeit und insbesondere keine geistige Kapazität hast, kannst Du nichts verändern, ohne Dich zu stressen.
Schau also mal, was sich in Deinem Leben reduzieren lässt, um wieder mehr Fokus zu bekommen.
Derek Sievers schreibt das sehr schön in seinem kurzen Blogpost “Substract”:
“It’s easy to think I need something else. It’s hard to look instead at what to remove.”
Uns hat das Reduzieren in jeglicher Hinsicht extrem viel geholfen und wir praktizieren es immer noch regelmäßig. Früher wollten wir auch immer noch mehr zu unserem Leben hinzufügen.
Das ist heute anders. Die Reduktion aufs Wesentliche bringt uns Freiheit und wesentlich mehr Freude.
Teilnehmer-Geschichte aus unserer Geld-Challenge
Wie großartig es sein kann, sich von Kram zu befreien, haben schon viele Teilnehmer unserer Challenge erlebt. Hier haben wir einen Erfahrungsbericht für Dich:
Fazit zu unseren Erfahrungen
Wir sind mega glücklich mit unserem minimalistischen Lebensstil und wollen das Ganze eher noch ausbauen. Außerdem glauben wir, dass es jedem Menschen guttut, unnötigen Kram aus seinem Leben zu verbannen und nur Dinge zu behalten, die das eigene Leben bereichern. Unsere Erfahrungen damit sind ausnahmslos positiv.
Manchmal denken wir sogar darüber nach, unsere Wohnung in Hamburg ganz aufzugeben und dem Ganzen so die Krone aufzusetzen. Ob wir das aber wirklich irgendwann durchziehen, sei mal dahingestellt.
Jeder in seinem eigenen Tempo
Minimalismus ist aus unserer Sicht kein Sprint, sondern ein Marathon. Es geht nicht von heute auf morgen – und das soll es auch gar nicht. Jeder soll den Weg zum "weniger ist mehr" in seinem eigenen Tempo gehen und auch nur, wenn er es möchte.
Wir sind absolut keine Fans davon, Menschen zu etwas zu drängen, ganz im Gegenteil: Uns ist es wichtig, den minimalistischen Lebensstil vorzuleben und unsere Erfahrungen an andere Menschen weiterzugeben.
Wenn Du diese ganze Sache spannend findest und denkst, sie könnte etwas für Dich sein, kannst Du gleich die erste Challenge auf Dich nehmen: Suche Dir genau EINE etwas emotionalere Sache aus und entsorge sie.
Dann schau über die nächsten Tage und Wochen, was dieser Schritt mit Dir macht: Bereust Du ihn? Vermisst Du den Gegenstand? Hat Dich das Wegwerfen befreit? Willst Du aufhören oder weitermachen?
Wie sind Deine Erfahrungen mit Minimalismus? Hau sie in die Kommentare