Erfahrungsbericht: Freunde finden (auch als Introvertierter und/oder mit 30+)

Lesezeit: ca. minuten

Freunde finden

Vor einigen Jahren waren wir mit unserem Sozialleben alles andere als zufrieden. Wir hatten die 30 schon längst überschritten und waren bereits etliche Jährchen im Beruf. Auch bei uns trat ein, was viele Menschen in dem Alter erleben:

Wir hatten nicht mehr sonderlich viele Freundschaften und die, die wir hatten, haben uns nicht wirklich erfüllt.

Lag das an unseren Freunden? – vielleicht. Es lag aber mit Sicherheit zum viel größeren Teil an uns.

Hinzu kommt, dass wir beide introvertiert sind. Vor allem größere Ansammlungen von Menschen ziehen uns viel Energie, was es augenscheinlich nicht einfacher macht.

Anna und Eddy angestrengt zwischen vielen Menschen
Unsere introvertierte Seite macht es nicht leichter

Aber uns unserem „Schicksal“ einfach zu ergeben kam nicht in Frage. Also haben wir damals den Entschluss gefasst, etwas zu ändern und das Thema aktiv anzugehen. Heute können wir glücklicherweise verkünden, dass wir mit unserem Sozialleben sehr zufrieden sind. Seit geraumer Zeit herrscht bei uns eher Freizeitstress als soziale Langeweile.

Auch haben wir keine Angst mehr davor, dass sich etwas ändern könnte: Sollten wir uns von unserem aktuellen Freundeskreis entfernen, haben wir das Vertrauen, jederzeit neue Freundschaften schließen zu können.

Denn es gibt genug Menschen da draußen mit denen man sich verbinden kann. Nun wollen wir unsere Learnings aus den letzten Jahren mit Dir teilen.

Warum Freunde und soziale Beziehungen so gut sind

Gute Beziehungen machen glücklich

Freundschaften sind super wichtig. Da Du diesen Artikel hier liest, wird Dir das vermutlich schon klar sein.

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Freunde bzw. enge Kontakte spielen eine große Rolle für Deine Glückseligkeit. Das wurde auch in einer der längsten Studien zum Thema Glück herausgefunden: Die Menschen mit den besten sozialen Beziehungen waren am zufriedensten in ihrem Leben.

Freunde helfen einem, das Leben zu meistern. Sie machen Deine schönen Momente noch schöner und Deine nicht so schönen weniger schlimm als wenn Du alleine wärst.

Also glasklare Sache: Gute Freundschaften aufzubauen ist ein sinnvolles Ziel und sollte eine hohe Prio haben.

Wenn Du uns schon etwas länger folgst, weißt Du, dass Gemeinschaft und Freundschaften bei uns den höchsten Stellenwert genießen. Nicht umsonst haben wir so ein Interesse an Co-Living, Co-Working, tiefen Gesprächen und sind selbst Teil einer Community.

Aber wie kann es überhaupt sein, dass man auf einmal mit so wenig erfüllenden Freundschaften dasteht, obwohl man nicht der totale Freak ist?

Warum es mit über 30 so schwer ist neue Freunde zu finden

Haariger Freund

Die erste Ära, in der wir richtig viele Freundschaften geschlossen haben, war unsere Studienzeit in Ilmenau. Ilmenau ist eine Kleinstadt in Thüringen, deren Einwohner zu einem großen Teil Studenten sind. Außenrum ist nur Grün und die nächstgrößere Stadt Erfurt liegt eine Zugstunde entfernt.

Das führte dazu, das sich eigentlich alle selbst darum gekümmert haben, eine gute Zeit ohne Großstadt-Angebote zu haben:

So ziemlich jeden Tag gab es irgendwo Hausparties oder die Studenten-Clubs hatten auf. Ständig waren in der eigenen WG Leute zu Besuch. Es gab super viele Vereine und Co. – Anna und ich haben uns übrigens beim Studentenfernsehen kennengelernt, wo wir mit großer Leidenschaft gearbeitet haben.

Um sozialen Kontakt brauchte sogar ich mir als schüchterner Introvertierter keine Sorgen machen. Wenn man sich nicht komplett eingeigelt hat, sind Kontakte einfach so entstanden – ob man wollte oder nicht 🙂

Zu Studienzeiten hatten wir also erstens Zeit, zweitens Nähe zu vielen Leuten mit ähnlichen Interessen und es war drittens so gut wie immer was los. Das war die perfekte Brutstätte für gute Freundschaften.

Nach dem Studium haben sich dann alle in unterschiedliche Städte verzwiebelt und die Zeit des einfachen Soziallebens war zu Ende. Natürlich hat sich jeder irgendwie anders entwickelt und von den vielen engen Freundschaften rutschten immer mehr in den Bekanntenkreis ab.

Als berufstätiger Erwachsener ändert sich was

Ab 30 jongliert man Kinder, Midlife Crisis Beruf, Pflichten und Finanzielle Sorgen

Als Kind und junger Erwachsener muss man sich nicht sonderlich anstrengen, um neue Freunde zu finden. Freundschaften ergeben sich einfach so; man muss keinen großen Beitrag leisten.

Aber je älter man wird, desto schwieriger ist es natürlich, erstens neue Leute zu treffen und zweitens auch die notwendige Zeit zu investieren, um andere gut kennenzulernen.

Die Ausbildungszeit ist daher für die meisten die letzte perfekte Umgebung. Danach scheint die Möglichkeit, einen neuen besten Freund zu finden, mit dem man durch dick und dünn geht, vorbei zu sein.

Für neue Freundschaften ist elementar, dass man Raum für gemeinsame Erlebnisse hat und einem zusammen z.B. mal etwas Verrücktes passiert. Denn dies verbindet. Klar, für derartige Vorkommnisse wird die Wahrscheinlichkeit immer geringer, wenn alle in Vollzeitjobs und/oder Kindererziehung stecken.

Doch auch, wenn sich die Lage geändert hat, kannst Du mit der richtigen Herangehensweise sehr enge und sogar wesentlich bessere Freundschaften aufbauen als es zu Schul- und Studienzeiten der Fall war.

Du weißt nämlich viel besser, was Dir wichtig ist, kannst das auch ausdrücken, wertschätzen und gleichzeitig Grenzen ziehen.

Wir müssen uns zunächst klarmachen, dass Freundschaften nicht mehr einfach so passieren wie früher, sondern wir uns aktiv darum kümmern müssen (was eine richtig gute Sache ist, mehr dazu gleich).

Kommen wir erstmal zu den Voraussetzungen, um Freundschaften überhaupt bilden zu können.

Die Grundpfeiler für eine solide Freundschaft

Psychologen haben bereits in den 50er Jahren folgende Aspekte als unabdingbar für eine solide Freundschaft identifiziert:

Nähe, wiederholte, ungeplante Interaktionen und ein Umfeld, das die Menschen dazu ermutigt, sich zu öffnen und sich einander anzuvertrauen.

Der Ex-FBI Psychologe John R. Schafer geht noch detaillierter darauf ein und hat eine Freunde-Formel* entwickelt. Die ist ziemlich hilfreich, um ein Grundverständnis zu bekommen, wie man echte Freundschaften aufbaut.

Die Freunde-Formel: Wie Du nachhaltig Freunde findest und hältst

Ja, ich weiß, alleine der Name klingt sehr technisch bis unseriös. Aber das Ganze macht total Sinn 🙂

Die Formel lautet: Freundschaft = Nähe x (Häufigkeit + Dauer) x Intensität.

Bei der Freundesformel gibt es also vier Elemente: Nähe, Häufigkeit, Dauer und Intensität.

Nähe

Ohne Nähe läuft nichts bei einer Freundschaft. Ist ja logisch: Wie willst Du mit jemanden befreundet sein, den Du nicht siehst? Ohne dass man sich trifft, kann sich also auch nichts entwickeln.

Deshalb ist auch klar, dass Leute, die näher beieinander oder gar in einer WG zusammen wohnen, eine viel engere Beziehung aufbauen. Das ist, was Psychologen als das Gesetz der Nähe verstehen (Proximity Principle).

Wir spüren das in Hamburg immer deutlich. Wenn jemand in einem anderen Stadtteil wohnt, wird es bereits schwieriger, eine gute Beziehung aufzubauen. Sich mal eben kurz zum Mittagessen zu treffen geht nur mit Anstrengung und findet daher deutlich seltener statt als würde man nur zehn Minuten auseinander wohnen.

Häufigkeit und Dauer

Häufigkeit und Dauer entscheiden mit darüber, wie stark Ihr Euch bzw. Eure Gedanken und Handlungen gegenseitig beeinflusst. Wenn Du viel Zeit mit einer Person verbringst, nähert Ihr Euch in Denkmustern und Verhaltensweisen an – das kennst Du bestimmt.

Die Dauer verhält sich meist umgekehrt zur Häufigkeit:

Siehst Du eine Freundin öfters, wird die Dauer kürzer ausfallen. Wenn Du einen Freund nicht so häufig siehst, vergrößert sich tendenziell die Dauer Eurer Treffen.

Seht ihr Euch oft, wisst ihr ziemlich genau Bescheid, was beim anderen los ist. Habt ihr Euch länger nicht gesehen, werdet Ihr wahrscheinlich erstmal ordentlich Zeit damit verbringen, Euch gegenseitig upzudaten. Das ist aus unserer Sicht eine Falle:

Auch, wenn man sich länger nicht getroffen hat, sollte man das vermeiden und lieber direkt darüber sprechen, was einen aktuell bewegt. Ein reiner Faktentausch ist nicht hilfreich, um eine Beziehung aufzubauen.

Klar erwähnen auch wir zwischendurch, was so passiert ist, aber eigentlich nur, um einen Kontext herzustellen.

Intensität

Kommt Ihr leicht in tiefe Gespräche und habt einen erfüllenden Austausch?

Gute, feste Beziehungen entstehen über Deep-Talk und ein Gefühl von Verbundenheit. Klar, es braucht auch Platz für „oberflächliches“ Rumblödeln und Leichtigkeit, aber das eine schließt das andere ja nicht aus 🙂

Die Intensität ist extrem wichtig, denn mit einer hohen Intensität lassen sich die anderen Variablen ganz gut kompensieren. Deswegen legen wir persönlich großen Wert darauf.

Spätestens jetzt müsste klar sein, warum Du so gut während Deiner Schul- oder Studienzeit neue Freunde gewinnen konntest:

Wenn Du jahrelang mit anderen Leuten aufeinander hockst (gewollt oder ungewollt), Ihr viel Zeit miteinander verbringt und gemeinsame Erlebnisse habt, dann ist es viel wahrscheinlicher, dass Freundschaften entstehen können.

So verbesserst Du Deine Freundschaften und baust neue auf

Wir beim Minigolf
Eddy zu spät beim Selbstauslöser

Wenn Du Dich an den obigen Grundpfeilern orientierst, kannst Du Deine aktuellen Freundschaften intensivieren bzw. verbessern, aber auch neue Freunde finden.

Es gilt, einen gewissen Rahmen zu schaffen, um Menschen von der „Bekanntschaften-Zone“ in die „Freundes-Zone“ zu bringen:

Zuerst kannst Du schauen, ob der Faktor Nähe gegeben ist.

Wir haben zum Beispiel viele Freunde, die in der ganzen Welt unterwegs sind. Deshalb treffen wir uns zu Video-Calls, die für beide Seiten eine hohe Priorität haben.

Sollte physische Nähe nicht vorhanden sein, kann das also mit technischen Hilfsmitteln bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden. Aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Darum treffen wir unsere Freunde auch auf der ganzen Welt und wohnen teils monatelang zusammen am gleichen Ort.

Wenn man näher beieinander wohnt, ist natürlich Vieles einfacher. Dann macht es beispielsweise total Sinn, einen regelmäßigen Stammtisch mit Deiner Freundin zu vereinbaren oder sich zum Minigolf zu treffen 😉

Als nächstes kannst Du auf die Häufigkeit schauen, um Deine Beziehungen zu verbessern (oder überhaupt erstmal aufzubauen): Wie oft findet der Stammtisch statt? Je häufiger, desto intensiver kann Eure Freundschaft werden.

Bei der Dauer ist natürlich die Frage: Wie lange verbringt ihr Zeit miteinander? Es ist ein Unterschied, ob Ihr Euch kurz auf einen Kaffee trefft oder einen Wochenendausflug macht.

Die Intensität Deiner Beziehung ist sehr wichtig

Schlimmer als bei jeder Ferien Freizeit: Patrick leckt Eddy im Ohr
Was würde eine Diplom Psychologin wohl dazu sagen?

Wie erwähnt ist jedoch aus unserer Sicht die Intensität entscheidend. Denn diese hält die Freundschaft wie ein Kleber zusammen und kann vieles kompensieren.

Du kannst sowohl Nähe, Häufigkeit und Dauer am Start haben – wenn die Intensität fehlt, hilft Dir das alles nicht viel.

Ein Beispiel für solch eine intensitätslose Begegnung wäre, wenn ihr Euch jede Woche zum gemeinsamen Fußballschauen trefft, dabei aber kaum ein Wort miteinander sprecht. Es findet kaum Interaktion zwischen Euch statt.

Wenn das bei Euch der Fall ist, dann müsstet ihr Euch lieber mal auf ein Abendessen verabreden (ohne Fernsehen ;), damit Ihr Eure Intensität steigern könnt.

So entfernst Du Dich von schlechten Freundschaften

Genau so, wie Du die Grundpfeiler einer Freundschaft zur Verbesserung nutzen kannst, kannst Du damit natürlich auch von Freundschaften Abstand nehmen.

Aber wann sollte man sich überhaupt von Freunden entfernen? Freundschaften sollten Dein Leben bereichern. Ist das nicht so, also nimmt Dir eine Freundschaft mehr Energie als sie Dir gibt, ist es aus unserer Sicht super wichtig, sich von diesem Menschen zu entfernen.

Das ist nicht nur notwendig, um Dich zu schützen, sondern Du brauchst ja auch Kapazitäten, um gute Freundschaften zu nähren! So ein Entfernen ist nicht immer leicht. Aber das sind wichtige Dinge selten, außer Altersvorsorge natürlich 😀

Um Dich sachte aus einer Freundschaft zu nehmen, die Du nicht mehr führen möchtest, kannst Du „einfach“ die eben beschriebenen Grundpfeiler minimieren, bis ihr Euch komplett auseinandergelebt habt.

Das langsame Abbauen hilft vor einem abrupten Abbruch einer Freundschaft und reduziert das Potential für verletzte Gefühle oder gar unnötige Auseinandersetzungen. In den meisten Fällen wird die andere Person so selbst darauf kommen, dass Eure Freundschaft aktuell keinen Sinn (mehr) macht.

Aber wie entscheidest Du nun, ob Du eine Freundschaft weiterführen solltest oder nicht?

Wie Du feststellt, ob Du eine gute Freundschaft hast

Macht die Freundschaft sinn?
Vampir-Matrix adaptiert von Waitbutwhy

Es gibt einen ziemlich einfachen Weg, wie Du feststellen kannst, ob ein bestimmter Freund für Dich gut ist oder ob Du den Kontakt zu ihm im Mindesten minimieren solltest.

Austin Kleon schreibt in seinem Buch Show Your Work* (deutsche Version*):

„Wenn Du Dich nach dem Zusammensein mit jemandem erschöpft und ausgelaugt fühlst, ist diese Person ein Vampir. Wenn Du Dich nach dem Zusammensein mit jemandem immer noch voller Energie fühlst, ist diese Person kein Vampir. Natürlich lässt sich der Vampirtest auf viele Dinge in unserem Leben anwenden, nicht nur auf Menschen – Du kannst ihn auch auf Jobs, Hobbys, Orte usw. anwenden.“

– Austin Kleon

So handhaben wir das jedenfalls und werden immer besser in der Durchführung 😉

Wir achten also genau darauf, welche Leute uns energetisieren und welche uns Energie rauben. Der Kontakt zu den Vampiren wird mit der Zeit minimiert oder gar ganz eingestellt.

Ganz wichtig ist dabei: Nur, weil Dir ein Freund mal auf den Keks geht oder eine schwierige Phase hat, heißt das noch lange nicht, dass Du ihn gleich absägen sollest!

Ganz im Gegenteil – wie bei allen wichtigen Dingen im Leben ist auch bei Freundschaften Commitment entscheidend, um wirklich Gutes ernten zu können. Wie beim Zinseszins 🙂

Den Unterschied zwischen echten Vampiren und lediglich temporären Herausforderungen kannst Du aber spüren und je mehr Du übst, desto besser wirst Du darin, beides auseinanderzuhalten.

Was zunächst nicht intuitiv erscheint:

Unsere besten Freundschaften nehmen am wenigsten Platz in unserem Denken ein!

Verrückt oder!? Man würde ja meinen, dass genau die den meisten Platz einnehmen. Sie verdienen ihn ja quasi auch.

Das Gegenteil ist aber leider der Fall: Am breitesten machen sich die Freundschaften, die problematisch sind und Dir Energie rauben (siehe gelber und roter Quadrant).

Die beschäftigen Dich nämlich die ganze Zeit: Du grübelst, wie Du mit der Person umgehen willst und was das gestern für eine komische Begegnung war, was derjenige mit seiner Aussage gemeint hat, warum Dich das nervt… Du kennst das Spiel vermutlich 🙂

Wir waren da leider Profis drin: Wie viel Lebenszeit haben wir schon damit „verschwendet“, darüber zu diskutieren, warum es mit einer Person gerade nicht so gut läuft und wie wir damit verfahren wollen?!

Glücklicherweise haben wir das mittlerweile klarer:

Für uns sind gute Freunde solche, mit denen wir offen kommunizieren und tiefe Gespräche haben können. Einerseits ist man füreinander da, andererseits ist jeder für sich selbst verantwortlich und projiziert nicht irgendwas in den anderen hinein.

Denn nur, weil man einfach viele Freunde gewinnen kann, heißt das natürlich nicht, dass man eine tiefe Beziehung aufgebaut hat. Wichtig ist für uns vielmehr, wie sehr uns unser Sozialleben erfüllt. Das hat mit Quantität nicht so viel zu tun.

Idealerweise sind also Deine Freundschaften im grünen Quadranten, denn hier lauert die größte Erfüllung.

Selbstverständlich hast Du aber die Möglichkeit, Menschen aus den gelben Quadranten durch Kommunikation in den grünen Bereich zu holen. Und natürlich hat man irgendwie immer Leute im gelben Bereich. Das ist das Leben.

Die Menschen im roten Bereich solltest Du hingegen komplett meiden.

Zonen der Freundschaft

Einer unserer Lieblingsblogger Tim Urban hat die Zonen der Freundschaft wirklich gut beschrieben:

Die 4 Freundes-Zonen

Zone 1 – Sehr enge Freunde:

Du stehst im Mittelpunkt (endlich 😉 und mit Dir Deine wirklich engen Freunde. Diese Freunde fühlen sich wie Brüder und Schwestern an und sind es vielleicht sogar. Selbst, wenn ihr Euch jahrelang nicht gesehen habt, ist bei einem Wiedersehen alles beim Alten und ihr macht einfach da weiter, wo ihr aufgehört habt.

Zone 2 – Ziemlich gute Freunde:

Hier befinden sich Deine ziemlich guten Freunde. Du wirst zu deren Hochzeit eingeladen, aber Du hast dort keine Verpflichtungen. Wenn Ihr in der gleichen Stadt wohnt, trefft ihr Euch vielleicht ein- bis zweimal im Monat und habt eine gute Zeit. Zieht einer weg, bricht der Kontakt meist erstmal ab.

Zone 3 – „Nicht so wirklich“-Freunde:

In Zone 3 befinden sich Deine „Nicht so wirklich“-Freunde. Ihr trefft Euch vielleicht mal am Anfang, aber wenn ihr Euch nach einem Jahr immer noch kein zweites Mal direkt miteinander verabredet habt, wundert sich keiner von Euch beiden. Eure Freundschaft ist eher Teil einer größeren Gruppe oder zeigt sich in sporadischen Likes auf Instagram.

Zone 4 – Bekannte:

Der Übergang von Zone 3 nach 4 ist fließend. Hier sind Deine Bekannten. Wenn Du sie auf der Straße triffst, hältst Du für einen kurzen Plausch an. Vielleicht habt Ihr auch mal geschäftlichen Kontakt.

Der Punkt ist: Um mit Freunden in die Zone 1 oder 2 zu kommen, kann es viel Zeit (= Jahre) brauchen und mit Anstrengung verbunden sein. Du brauchst also Geduld.

Kurz zur Beruhigung: Ob jemand in Zone 1 oder 2 ist, ist unserer Meinung nach nicht so mega entscheidend. Zone-1-Freunde erfüllen Dich wahrscheinlich mehr, aber ist Deine Zone 2 gut gefüllt, kann das eine leere Zone 1 auch gut ausgleichen. Es kommt vielmehr drauf an, wie Du leben willst und was zu Dir passt.

Das willst Du haben

Keine Freundschaft ist perfekt, aber die aus dem grünen Quadranten der Vampir-Matrix machen das, was echte Freunde tun sollten – das Leben beider Parteien besser.

Und wenn eine Freundschaft sowohl im grünen Quadranten als auch in Zone 1 ist, dann hast Du einen echten Seelenverwandten gefunden.

Wie findest Du nun gute Freunde? So auf jeden Fall nicht:

Warum Apps und die meisten „Freunde finden“-Ratschläge Dir nicht helfen

Das Problem mit klassischen Herangehensweisen ist, dass sie am Thema vorbeigehen bzw. den Kern nicht umfassen. Zum Beispiel wird einem schnell geraten, sich einfach mal online an den einschlägigen Orten umzuschauen.

Doch was hilft es Dir, wenn Du Dir eine (Dating-)App herunterlädst oder Dich der Facebook-Gruppe „Neu in Hamburg“ anschließt, wenn Du völlig unfähig bist, Beziehungen aufzubauen?

Nicht falsch verstehen: Wir sind große Fans von diesen Werkzeugen. Jedoch muss erstmal etwas ganz anderes sitzen, bevor man diese nutzen kann:

Der Hauptgrund, warum Du keine neuen Freunde findest, bist nämlich leider DU. Sorry, dass wir das so hart sagen müssen, aber wir mussten das selbst für uns auch feststellen.

Du musst Dich selbst entwickeln und Selbstvertrauen in Dich gewinnen. Und das ist übrigens unabhängig von Deinem Alter!

Viele Ratgeber sagen, dass es ab 30 schwerer wird bzw. kaum noch möglich ist, gute Freunde zu finden. Doch das ist Quatsch – es bemüht sich halt nur kaum jemand! Da Du es vorher nicht musstest (Stichwort Schule und Ausbildung), bist Du einfach erstmal schlecht darin. Du bist quasi untrainiert.

Doch nur, weil einem die Freunde nicht mehr zufliegen, heißt das nicht, dass es nicht mehr möglich ist. Hab Deine Prioritäten klar. Wenn Dir gute Freunde wichtig sind (und das sollten sie Dir – wie beschrieben – sein), dann musst Du ab jetzt aktiv etwas dafür tun.

Unser Framework: Wie findet man als Erwachsener Freunde?

Wir sind ehrlicherweise nicht so systematisch vorgegangen, wie das, was jetzt kommt, sondern haben dies rückblickend über die Jahre identifiziert. Wir hatten ja nicht wirklich einen Plan. Du kannst also einfach von unserer Erfahrung profitieren und es gleich richtig machen 🙂

Hier kommen unsere Tipps:

1. Kenne Deine Werte

Deine Werte parat zu haben, ist aus viel Gründen mega wichtig, aber ein absoluter Gamechanger, wenn es darum geht, nach den richtigen Leuten zu suchen.

Definiere also einmal genau, was Dir wirklich wichtig ist. Die Kollegen hier haben einen hilfreichen Online-Test dazu entwickelt.

2. Wer sollen Deine künftigen Freunde überhaupt sein?

Basierend auf Deinen Werten kannst Du Dir überlegen, was der andere mitbringen sollte.

Offenheit, Ehrlichkeit, Authentizität und ein gewisser Drive bzw. Drang nach Weiterentwicklung sind für uns z.B. super wichtig. Und wir wollen keine Freundschaften haben, die nicht herzlich sind.

3. Bevor Du Freunde suchst, fang bei Dir an

Mit dem Wissen, wen Du suchst, schaust Du auf Dich selbst: Würdest Du gerne mit Dir befreundet sein?

Gleich und gleich gesellt sich nämlich gerne und wenn Du nicht mal selbst Deine Freundeskriterien erfüllst, wird es schwer, mit Deiner „Traumperson“ gut befreundet zu sein.

Nach dem Motto: „Ich suche erfolgreiche Unternehmer als Freunde, habe aber selbst kaum Antrieb oder Ambitionen und bin auch nicht auf dem Weg dahin.“

Das heißt nicht, dass Du keinen Kontakt zu solchen Leuten aufnehmen kannst. Vermutlich suchst Du dann aber eher einen Mentor. Denn eine echte Freundschaft wird schwierig, wenn ihr so ungleich weit entwickelt seid.

4. Wo ist der richtige Ort?

Deine Werte helfen Dir hier schon wieder – nämlich dabei, an den richtigen Stellen nach Freunden zu suchen. Deshalb solltest Du Dich z.B. eher nicht auf Parties umschauen – außer, ein wichtiger Wert für Dich ist „Feiern bis die Schwarte kracht“ 🙂

Eine Party oder irgendwelche unspezifischen Events sind totales Glücksspiel, um Freunde zu finden. Klar, es kann sein, dass Deine zukünftig beste Freundin oder Freund da abhängt, aber es ist unwahrscheinlich.

Ebenso verhält es sich mit willkürlichen Facebook-Gruppen und Co. „Neu in Hamburg“ ist komplett beliebig. Wenn Du da suchst, dann solltest Du wenigstens Deinen Suchtext entsprechend Deiner Werte formuliert haben.

Wir sind während unserer Suchbewegung z.B. viel auf Yoga-Retreats gefahren und haben uns einer Community für ortsunabhängige Unternehmer angeschlossen.

Außerdem haben wir selbst Facebook-Gruppen gegründet und sind zu für uns passende Events gegangen.

5. Mach das, sobald Du potenzielle Freunde gefunden hast:

Hast Du nun Leute gefunden, die Du richtig gut findest, dann erinnere Dich an die Freunde-Formel von oben.

Sorge selbst dafür, dass die Grundpfeiler einer guten Freundschaft erfüllt sind. Sei aktiv und lade Deine potenzielle Freundin zu Aktionen / Events ein. Am Anfang ist es wichtig, dass man sich oft sieht.

Wir haben z.B. immer wieder Lunchdates vorgeschlagen, zum Abendessen bei uns eingeladen, regelmäßig Bescheid gegeben, wenn wir zu einer Veranstaltung gegangen sind, Spieleabende initiiert etc.

Wir haben die Sache in die Hand genommen und dafür gesorgt, dass man sich häufiger sieht – ganz unabhängig davon, wie oft sich die andere Person gemeldet hat. Dein Ego mag das anders sehen, aber wie immer ist das überhaupt kein guter Ratgeber 🙂

Es ist nämlich egal, wer sich wie oft meldet, solange beide Lust auf ein Treffen haben und ihr eine gute Zeit habt.

6. Sortiere die Blutsauger aus

Trenne Dich von Deinen Vampiren und schau, was Du mit den Leuten im gelben Quadranten der Vampir-Matrix machst. Kannst Du sie in den grünen Bereich bekommen oder eher nicht?

Sollte eine Freundschaft für Dich nicht positiv sein, würden wir den Kontakt minimieren bis ganz abbrechen. Ich weiß, das klingt hart, aber genau diese Leute ziehen unheimlich viel Energie. Und diese Energie könntest Du besser in die Suche nach richtig guten Freunden stecken.

Wie gesagt; Du kannst erstmal sanft den Kontakt reduzieren und musst nicht mit einem großen Knall auf Nimmerwiedersehen sagen – wobei auch das manchmal notwendig ist 😉

Wenn Du diese Schritte beachtest, sollte Dir das Freunde finden eine ganze Ecke besser gelingen.

Wahrscheinlich wird es einige Zeit dauern, bis Dein Freundeskreis Dich so erfüllt wie Du es gerne hättest. Bei uns hat das ab der aktiven Herangehensweise so drei-vier Jahre gedauert.

Natürlich hängt die Dauer auch von Deiner persönlichen Entwicklung und letztendlich ebenso davon ab, wie attraktiv Du für andere bist. Die „richtige“ App, irgendwelche krassen Taktiken oder was Du jetzt genau zu einer Person sagst, sind viel weniger entscheidend.

Fazit: Freunde finden in drei Sätzen

Freundschaften „passieren“ nicht mehr einfach so wie vielleicht früher – Du musst Dir aktiv Gedanken machen und in die Umsetzung kommen. Gute Freunde zu finden hat glücklicherweise nichts mit dem Alter oder ob Du intro- oder extrovertiert bist zu tun. Viel wichtiger sind Deine persönliche Entwicklung und Initiative.

Verfasst von Martin Eckardt
Veröffentlichung: 13. April, 2022
LETZTE AKTUALISIERUNG: 15. Januar, 2024
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