Ist die Riester-Rente in 2024 sinnvoll? Das erzählt Dir sonst keiner:

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Riester Rente sinnvoll

Schnell das Wichtigste

Für wen lohnt sich Riester?

Aus unserer Sicht sollte Riester – wenn überhaupt – nur einen Teil der privaten Altersvorsorge ausmachen. Eine Beimischung(!) von Riester lohnt sich am ehesten, wenn Du:

  • Dir sehr sicher bist, Dein Erwerbsleben bis zur Rente als Angestellter zu verbringen, denn sonst entfallen die Zulagen und Steuervorteile.
  • junge Kinder hast oder planst, Kinder zu bekommen und außerdem wenig verdienst.
  • noch viel Zeit bis zur Rente hast (sonst ist die Rendite von vornherein durch den höheren Anleihen-Anteil geschmälert).
  • nicht planst, auszuwandern.
  • befürchtest, (zwischenzeitlich) Hartz IV beziehen zu müssen.

Für wen lohnt sich Riester nicht?

Riester als Teil der privaten Altersvorsorge macht aus unserer Sicht kaum Sinn, wenn Du:

  • ganz gut verdienst (mind. durchschnittlich) und nicht mehr als 2 Kinder hast.
  • bereits selbstständig bist oder planst, Dich selbstständig zu machen.
  • Wert auf Flexibilität legst, was Deine Ein- und Auszahlungen betrifft.
  • Dir sicher bist, dass längere Arbeitslosigkeit kein Thema für Dich ist (weil Deine Arbeitsleistung z.B. sehr gefragt ist).
  • schon älter bist.

In diesen Fällen kann es wesentlich sinnvoller sein, die Altersvorsorge komplett in die eigenen Hände zu nehmen.


Beim Thema private Altersvorsorge stolpert jeder irgendwann über Riester. Neben betrieblicher Altersvorsorge oder der klassischen Rentenversicherung ist „riestern“ nach wie vor eine recht verbreitete Form.

Doch das Image der Riester-Rente hat in den letzten Jahren stark gelitten. Das liegt weniger am Konstrukt an sich als an den wenig prickelnden Angeboten: Oftmals sind die Kosten zu hoch, die Renditen zu gering und die Verträge völlig intransparent.

So sind insbesondere die sogenannte Riester-Rentenversicherung und Riester-Banksparpläne in Verruf geraten – die Anzahl der abgeschlossenen Verträge geht immer weiter zurück. Daher ersparen wir uns allen an dieser Stelle, weiter darauf einzugehen.

Anders sieht es bei den sogenannten Riester-Fondssparplänen aus: Sie erhalten immer noch Zulauf. Mit dieser Riester-Form werden wir uns daher im Folgenden beschäftigen. Im Anschluss betrachten wir eine Alternative zur Riester-Rente.

Eins vorweg: Dieser Artikel spiegelt unsere persönliche Meinung als Privatanleger wieder – mit Anlageberatung haben wir nichts am Hut. Lies bitte den Disclaimer, hinterfrage alles kritisch und schau Dir möglichst viele verschiedene Quellen an!

Wie funktionieren Riester-Fondssparpläne grundsätzlich?

Zunächst wird Dein Geld von dem Anbieter eines Fondssparplans in Aktien- und meist auch Anleihenfonds investiert. Das kann man auch gut selbst machen – dafür braucht man keinen Riester-Vertrag. Doch insbesondere die folgenden zwei Punkte können riestern attraktiv machen:

  1. Der Staat findet es gut, wenn Du riesterst und gibt Dir daher Zulagen sowie Steuererstattungen (mehr dazu in den Beispielen weiter unten).
  2. Dein Vermögen ist pfändungssicher und somit auch geschützt, solltest Du z.B. Hartz IV beziehen müssen.

Neben den „tiefschwarzen Schafen“ da draußen, die intransparente, kostenintensive Riester-Verträge vertreiben (da wird einem bei den Abschlusskosten meist schon ganz anders) sind in jüngster Zeit Anbieter aus dem Boden gesprossen, die im Vergleich kostengünstigere und renditestärkere Produkte anbieten.

Als Beispiele seien DWS Toprente Dynamik, Deka Zukunftsplan Classic oder fairriester genannt. Bei letzterem wird Deine monatliche Sparrate in ein global diversifiziertes Aktien- und Anleihenportfolio aus ETFs investiert. Die Kosten sind vergleichsweise überschaubar. Außerdem kannst Du zwischen einer lebenslangen Rente und Teilauszahlungen zu Rentenbeginn wählen. Auch eine Komplettauszahlung ist möglich – dann geht Dir allerdings die staatliche Förderung flöten.

Eine Anlage in ETFs ist nicht der Standard: Oft investieren die Anbieter von Riester-Fondssparplänen in die hauseigenen, aktiv gemanagten Fonds. Das finden wir ziemlich ungünstig, denn aktive Fonds weisen statistisch gesehen deutlich schlechtere Renditen auf als passive Indexfonds wie ETFs und sind gleichzeitig viel teurer.

Darum (und um ein komplexes Thema nicht noch komplexer zu machen) legen wir für unsere folgenden Beispiele fairriester zugrunde und schauen mal, was dabei so rumkommen kann. Und nein, wir bekommen keine Provision für irgendetwas von fairr und empfehlen es explizit nicht – wie im Folgenden erläutert wird.

Wir kennen nur kein anderes Produkt, was einen (verständlichen) Online-Rechner bietet. Es dient lediglich als Beispiel. Solltest Du ähnliche Produkte kennen, bitte schick Deine Hinweise an uns, danke!

Welche Rendite bringen Riester-Produkte?

Im Prinzip funktioniert das Ganze so: Zu Beginn Deiner Ansparphase wird hauptsächlich in den schwankungs- und renditestarken Aktienmarkt investiert; zum Ende hin hingegen ausschließlich in Staatsanleihen der entwickelten Welt. Diese sind schwankungsärmer und bringen auch deutlich weniger Rendite als Aktien, wenn man auf historische Werte schaut.

Dein Portfolio wird also mit dem nahenden Renteneintritt immer stärker auf schwankungärmere Anleihen-ETFs umgeschichtet. Schon ab 23 Jahren vor Renteneintritt wird sukzessive der Anleihenanteil erhöht und der Aktienanteil verringert – von ursprünglich 91% Aktien und 9% Anleihen auf 0% Aktien und 100% Anleihen.

Doof ist das, wie erwähnt, für die Rendite. Nehmen wir also an, am Aktienmarkt lassen sich 7,9% erzielen. Soviel hat der MSCI World, ein globaler Aktienindex, über einen Zeitraum von 15 Jahren im Schnitt gebracht. Bei Staatsanleihen in Deutschland waren historisch gesehen so rd. 3% drin. Das ist aktuell kaum vorstellbar, aber wir wollen ja lange Zeiträume betrachten.

Um also eine potenzielle Rendite zu ermitteln, haben wir die historischen Marktrenditen zugrunde gelegt und für ein paar Fälle durchgerechnet:

  • Anlagezeitraum: 31-36 Jahre
  • Sparrate: 200-400 Euro monatlich
  • Kinder: 0-2

Bei der beschriebenen Portfoliostruktur kommen wir so grob auf eine durchschnittliche Marktrendite von 5% für Riester, die zugegebenermaßen sehr optimistisch und wohlwollend gerechnet ist (mehr dazu unten im Beispiel 4). Damit werden wir im Folgenden als Annahme weiterarbeiten.

Um die Vergleichbarkeit zwischen den Szenarien zu gewährleisten und auch hier nichts komplizierter als nötig zu machen, gehen wir in den kommenden Rechenbeispielen davon aus, dass jede Person 36 Jahre alt ist und 48.000 Euro im Jahr verdient.

Beispiel 1 – Single, maximal förderungsoptimiert

Anne hat keine Familie mit Kindern und bis zum offiziellen Rentenbeginn noch 31 Jahre Zeit zu sparen. Weil Anne die maximale Förderung aus Zulage und Steuererstattung rausholen will, spuckt ihr der Rechner von fairriester aus, dass sie 160,41 Euro im Monat sowie einen Einmalbetrag von 1.604,16 Euro anlegen soll.

Vom Staat bekommt Anne jedes Jahr 175 Euro als Zulage on top (Stand: Januar 2024). Außerdem erhält sie eine ordentliche Steuererstattung für ihr riestern (umgerechnet 45,33 Euro pro Monat). Somit hat Anne real monatlich gar nicht 160,41 Euro ausgegeben, sondern nur 115,09 Euro. Klar, die Differenz schießt sie vor, bekommt sie aber eben mit ihrer Steuererstattung – sollte sie brav ihre Steuererklärung machen – zurück.

Die lebenslange Rente, mit der Anne bei 5% Marktrendite rechnen kann, würde monatlich 355,25 Euro netto betragen – zusätzlich zu ihrer gesetzlichen Rente. In Summe käme Anne dann auf 1.627,71 Euro gesamte Netto-Rente.

Riester-Rente - Person mit 2 Kindern, maximal förderungsoptimiert

Pro monatlich gespartem Euro bekommt Anne 3,09 Euro an Riester-Rente heraus. Ist jetzt erstmal nicht sonderlich erhellend; diese Kennzahl wird uns jedoch später dabei helfen, die verschiedenen Szenarien miteinander zu vergleichen.

Wird die Rente reichen?

Das hängt natürlich von Annes Lifestyle im Rentenalter ab. Aktuell liegt ihr Netto-Gehalt bei 2.435,76 Euro. Der Einfachheit halber gehen wir davon aus, dass Anne in der Rente eine Ecke weniger Kohle braucht, also 2.000 Euro. Nur werden die 2.000 Euro von heute im Jahr ihres Renteneintritts deutlich weniger Wert sein. Das liegt an der Inflation, also der Wertminderung des Geldes über die Zeit.

Möchte Anne künftig die gleiche Kaufkraft haben, wie heute mit 2.000 Öcken, so sollten es bei Renteneintritt 3.058,80 Euro sein (Annahme: durchschnittliche Inflationsrate der letzten 20 Jahre i.H.v. 1,38%).

Dann muss Anne wohl etwas mehr sparen. Höhere Sparbeträge schauen wir uns später an, nun kommen wir erstmal zu einem Beispiel mit Kindern.

Beispiel 2 – Person mit 2 Kindern, maximal förderungsoptimiert

Bertram hat zwei Kinder. Die hat er zwar nicht wegen der Riester-Zulagen bekommen, aber hierfür hat es sich gelohnt ;-): Bertram bekommt insgesamt 775 Euro pro Jahr an Zulage, denn jedes Kind, das ab 2008 geboren wurde, bringt 300 Euro extra an Förderung (Stand: Januar 2024).

Auch Bertram möchte, wie Anne, das Maximum an Zulagen und Steuervorteilen rausholen. Dafür muss er laut fairr-Rechner nur 95,42 Euro im Monat sparen (Stichwort Zulagen) und einen Einmalbetrag von 954,16 Euro investieren.

Nach dem gleichen Prinzip wie im ersten Beispiel braucht Bertram netto nur 82,41 Euro aufzuwenden. Die zusätzliche Rente durch riestern läge für Bertram bei netto 300,19 Euro im Monat. In Summe käme er dann auf eine gesamte Netto-Rente von 1.572,65 Euro.

Riester - Sparer mit 2 Kindern, 95,42 € monatliche Sparrate

Bertram kommt somit auf 3,64 Euro pro gespartem Euro im Monat. Das ist eine ganze Ecke mehr als bei Anne, weil er von den Kinder-Zulagen profitiert. Allerdings hat er insgesamt nicht so viel gespart und somit kommt summa summarum auch nicht soviel an Rente rum. Also schauen wir im Folgenden auf ein Beispiel mit einer höheren Sparrate.

Beispiel 3 – Person mit 2 Kindern, 300 Euro monatliche Sparrate

Christina findet es nicht so ideal, was Bertram da macht. Die 1.572,65 Euro monatliche Rente haben bei Rentenbeginn in 31 Jahren nur noch eine Kaufkraft von 1.028,28 Euro. Das wird wohl nicht reichen. Darum legt Christina mehr an, nämlich insgesamt 300 Euro.

Auch Christina darf sich über Zulagen für sich und ihre Familie mit Kindern sowie Steuererstattungen freuen. Sie hat eine Netto-Sparrate von 286,99 Euro und kommt damit auf eine Netto-Rente von insgesamt 2.074,25 Euro (Riester + gesetzliche Rente).

Riester - Person mit 2 Kindern, 300 € monatliche Sparrate

Pro gespartem Euro macht das jedoch nur 2,79 Euro monatliche Rente. Das ist eine deutlich schlechtere Rendite, sogar als bei Anne, obwohl Christina Kinder hat. Wie kann das sein?

Das liegt daran, dass der Anteil der staatlichen Förderung am Gesamt-Sparbetrag natürlich immer kleiner wird, je mehr man in den Riester-Sparplan steckt. Somit hat Christina am Ende zwar mehr Geld, aber sie hat weniger effizient investiert.

Insgesamt ist ihre Lage schon mal eine ganze Ecke besser als bei Bertram, aber vermutlich auch nicht ausreichend, wenn wir daran denken, dass sie 1.000 Euro mehr bräuchte, um die Inflation auszugleichen.

Beispiel 4 – Single, 300 Euro monatliche Sparrate

David hat keine Kinder und legt wie Christina 300 Euro im Monat an. Er kommt auf eine Netto-Sparrate von 255,88 Euro. Als monatliche Rentenzahlung könnte er mit 1.971,23 Euro netto insgesamt rechnen. Seine zusätzliche Rente pro investiertem Euro ist etwas schlechter als die von Christina und beträgt 2,73 Euro – mangels Zulagen für etwaigen Nachwuchs.

Riester - Single, 300 € monatliche Sparrate

So richtig berauschend sind die Beträge also nach Inflation alle nicht. Und es kommt noch ein Problem hinzu:

Die Rendite von 5% ist höchstwahrscheinlich viel zu optimistisch.

Warum? Der Riester-Anbieter muss ja, wie eingangs erläutert, seinen Kunden zu Rentenbeginn die Beiträge vollständig garantieren können. Das hat in der jüngsten Corona-Krise dazu geführt, dass z.B. fairr die bestehenden Kunden-Portfolios total umgeschichtet hat. Weil die Kurse abgerauscht sind (das passiert in Krisen, Überraschung :-), hatte fairr den Aktienteil drastisch reduziert und parkte einen großen Teil der Gelder auf den Verrechnungskontos.

Geht es dann am Kapitalmarkt wieder bergauf, werden auch wieder mehr Aktien gekauft. Durch die riesterbedingten Garantien ist der Anbieter zu einem derartig renditeschädlichen Verhalten verpflichtet, worüber jeder rationale Anleger nur den Kopf schütteln kann. Denn wenn Aktien erst bei steigenden Kursen gekauft und bei fallenden Kursen verkauft werden, entgeht einem Rendite ohne Ende.

Leider ist fairr da keine Ausnahme – viele andere Riester-Anbieter mussten sich genau so verhalten. Während eine Krise also für die private Altersvorsorge des „Selbstanlegers“ eine enorme Chance zum günstigen Einkaufen birgt, verhagelt sowas die Riester-Rendite knallhart.

Unser Leser Andreas hat das übrigens am eigenen Leib erfahren und schrieb uns daraufhin diese Mail:

Leserbrief fairr

So eine Krise kann hingegen für uns Privatanleger eine riesen Chance sein! Aber das mit den steigenden und fallenden Kursen und so ist verwirrend? Dann schau Dir unbedingt unser Video zum Thema Krisen als Booster für die Altersvorsorge an!

Update 2021: Neuabschlüsse für fairrriester (mittlerweile Raisin ETF-Riester) sind nicht mehr möglich. Das spricht wohl Bände… Da es unseres Wissens nach weiterhin kein anderes, vergleichbares Produkt gibt, was mit einem Online-Rechner arbeitet, müssen wir die Vergleichsrechnungen belassen wie sie sind. Jedoch ist das Ganze realistischerweise nun noch weniger empfehlenswert.  

Gut, soviel zu Riester. Hm. Geht das nicht besser?

Alternativen zur Riester-Rente

Wir erinnern uns: Eigentlich kann man ja eine deutlich höhere Marktrendite einfahren – nur nicht mit dem genannten Riester-Programm, wenn die Anleihen-Anteile gerade zum Ende der Ansparzeit so hoch sind oder während Krisen Aktien haufenweise aus dem Portfolio geschmissen werden. Schauen wir also mal, was rauskommen könnte, wenn man als Alternative zum riestern selbst auf dem Aktienmarkt unterwegs ist.

Bevor wir das machen, legen wir aber die gleiche Rendite wie in unseren Riester-Beispielen zugrunde, um die Methoden besser vergleichen zu können.

Beispiel 5a – Selber anlegen, 5% Marktrendite

In Beispiel 4 haben wir gesehen, dass David nur 255,88 Euro braucht, um 300 Euro zu sparen, weil er am Ende des Jahres vom Staat Steuern fürs riestern zurückbekommt. Außerdem erhält er die jährliche Zulage von 175 Euro.

Diese Vorteile hat Ella nicht, denn sie spart selbst – ganz ohne Riester. Sie hat zwar auch zwei Kinder, aber das interessiert an der Börse leider niemanden. Nun legt sie die 255,88 Euro an – zur gleichen Rendite wie die Beispiel-Riesterer. Denn Ella legt nicht nur in Aktien an, sondern mischt ebenfalls konservative Anleihen hinzu.

Damit kommt Ella auf eine monatliche Zusatz-Rente von 542,49 Euro bzw. 1.814,95 Euro Rente insgesamt. Das sind 156,28 Euro weniger als David hat, denn Ella erhält keine Zulagen vom Staat. Somit bekommt sie nur 2,12 Euro pro gespartem Euro monatlich – hat aber einen entscheidenden Vorteil: Sie kann sich nicht nur eine lebenslange Rente auszahlen, sondern erhält ihr komplettes Vermögen aufrecht, denn die Zahlungen entsprechen ausschließlich ihrer monatlichen Rendite. Das nennt man “ewige Rente ohne Kapitalverzehr”.

Während beim riestern am Ende die Erben leer ausgehen (außer man wählt eine Hinterbliebenenabsicherung für die Restbeträge in der Rentenzeit, die allerdings ordentlich kostet und im Todesfall auch nur das auszahlt, was noch übrig ist), kann Ella ihren Kindern ihr komplettes Vermögen vermachen, denn sie hat sich ihre Rente ausschließlich durch die Kursgewinne finanziert.

Ella könnte übrigens auch ihr Lebensalter schätzen und davon ausgehen, dass sie ein Alter von 95 Jahren erreicht. Ihre Lebenserwartung liegt bei 79-83 Jahren (je nach Quelle) – somit ist da ein ordentlicher Puffer drin.

Würde sie sich nun eine zusätzliche Rente bis zum Alter von 95 auszahlen und somit bis dahin auch ihr Kapital aufbrauchen, könnte sie sich netto mit 860,56 Euro zusätzlich das Leben verschönern. In Summe käme sie auf ein Renten-Niveau von 2.133,02 Euro.

Selber anlegen, 5% Marktrendite

Hier wird deutlich: Versicherungen, die Dir Deine Riester-Rente auszahlen, sichern das sogenannte Langlebigkeitsrisiko ab, also das man quasi richtig alt wird und irgendjemand die Zeche zahlen muss. Eine Versicherung „gegen das sehr alt werden“ sollte man aber nicht verwechseln mit einem Vermögensaufbau fürs Alter! Letzteres ist definitiv von Nöten und besser außerhalb einer Versicherung angesiedelt. Denn hier ist mehr zu holen.

Beispiel 5b – Selber anlegen, 7,9% Marktrendite

Gehen wir nun davon aus, dass Ella ausschließlich am globalen Aktienmarkt anlegt und auf die konservative Beimischung verzichtet. Das klingt jetzt abenteuerlicher als es ist: Bislang waren nach einem Anlagezeitraum von über 15 Jahren die Renditen am globalen Aktienmarkt immer positiv. Ella muss aber zwischendurch Schwankungen aussitzen können und sich nicht von den Nachrichten verrückt machen lassen.

Außerdem möchte Ella ihren Lebensstandard halten und auf die oben berechneten 3.058,80 Euro Rente in Summe kommen – also inklusive Inflationsausgleich. Damit sich Ella dies als lebenslange Rente auszahlen kann, braucht sie zuzüglich zur gesetzlichen Rente 1.786,34 Euro monatlich. Um die Lücke zu schließen, muss Ella allerdings nur 329,46 Euro pro Monat investieren.

Und hier sei erneut darauf hingewiesen: Ella erhält so ihr komplettes Vermögen und kann ausschließlich von der Rendite ihre Rente aufstocken! Ihre Kinder erben also ihre gesamten Ersparnisse. Oder Ella haut irgendwann die Kohle auf den Kopf – wie sie eben will.

Geht Ella wie im Beispiel zuvor von einem Lebensalter von 95 Jahren aus und ist bereit, bis dahin ihr Erspartes verbraucht zu haben, braucht sie für die gleiche zusätzliche monatliche Rente in Höhe von 1.786,34 Euro nur 260,83 Euro zu investieren.

Das sind noch nicht mal 5 Euro mehr als David spart – die Rente ist jedoch um über 1.000 Euro monatlich höher!

Selber anlegen, 7,9% Marktrendite

Du möchtest selbst mal rechnen? Hier erhältst Du die kompletten Szenario-Berechnungen inkl. Quellenangaben, mit denen Du dann weitermachen kannst.

Beispiel 6 – Eigene Anlage und Riester mischen

Glücklicherweise gibt es kein Entweder-oder. Wer das System für sich optimieren möchte, kann auch in Erwägung ziehen, sowohl selbst anzulegen, um eine höhere Rendite zu erzielen, als auch die Vorteile von Riester mitzunehmen.

Das macht Fabian: Er optimiert seinen Riester-Sparplan auf die maximale Förderung (wie Anne im ersten Beispiel). Mit der Geldanlage von 115,09 Euro monatlich netto kommt er also ebenso auf eine zusätzliche Netto-Rente von 355,25 Euro (jedoch unter der dezent unrealistischen Annahme von 5% Riester-Rendite, also aufgepasst beim Riester-Teil!).

Um nun im Alter genug zu haben, braucht er noch 1.431,09 Euro an zusätzlicher Rente durch eigene Anlage. Dann kommt er mit Riester und gesetzlicher Rente auf insgesamt 3.058,80 Euro.

Soll es die ewige Rente sein, muss Fabian 263,24 Euro am globalen Aktienmarkt investieren. Er würde dann insgesamt 378,33 Euro monatlich zur Seite legen. Das ist natürlich mehr, als wenn er vollständig selbst vorsorgen würde (siehe Ella), dafür erhält er aber Zulagen und eine garantierte Riester-Rente.

Eigene Anlage und Riester mischen - ewige Rente

Ist er bereit dazu, seine zusätzliche Geldanlage bis zum 95. Lebensjahr aufzubrauchen, so müsste er nur 208,41 Euro selbst anlegen und würde somit insgesamt 323,50 Euro in seine Altersvorsorge stecken. Sollte er doch älter als 95 werden, würde sich seine gesamte Rente von monatlich 3.058,80 Euro auf 1.627,71 Euro reduzieren.

Eigene Anlage und Riester mischen - gemischte Rentenzeiträume

Lohnt sich Riester bei hohem Einkommen?

Das kommt drauf an! Entscheidender als die Einkommenshöhe ist nämlich die Sparrate. Ganz simpel ausgedrückt: Spart man trotz hohem Einkommen nicht viel und optimiert auf die maximale Förderung vom Staat, kann man Riester beimischen, wenn man das unbedingt will:

Bis zu 2.100 Euro kann der Riester-Sparer im Jahr in seiner Steuererklärung als Sonderausgaben geltend machen. Das bedeutet wiederum, dass sein zu versteuerndes Einkommen sinkt. Als Gutverdiener hat man einen hohen persönlichen Steuersatz. Und somit ist die Steuerersparnis größer als bei Geringverdienern.

Dieser Vorteil schwindet aber erheblich mit höheren Sparraten. In den vorangegangenen Beispielen wurde schon deutlich: Je höher der Anteil an staatlichen Zulagen am gesamten Sparvolumen ist, desto rentabler ist Riester. Umgekehrt lässt sich schlussfolgern: Hat man ein hohes Einkommen und eine ordentliche Sparrate, wird die Rente pro gespartem Euro immer niedriger.

Schauen wir auch hierfür auf ein Beispiel. Alle Annahmen von oben bleiben gleich, aber unser Gutverdiener erhält anstelle 48.000 Euro im Jahr 70.000 Euro Gehalt. Schöpft er die maximale Riester-Förderung aus, bekommt er 3,30 Euro Rente pro monatlich gespartem Euro. Insgesamt kann er aber nur mit einer Rente von 2.079,31 Euro rechnen.

Unter Berücksichtigung der Inflation wird das unserem Gutverdiener sicherlich nicht reichen. Erhöht er also seine Sparrate von 160 Euro auf 400 Euro monatlich, so kommt er zwar auf eine gesamte Rente von 2.690,62 Euro; die zusätzliche Rente pro geriestertem Euro sinkt jedoch auf 2,77 Euro. Das Ganze wird also weniger rentabel.

Zum Vergleich: Würde der Riester-Sparer den Netto-Betrag wieder selbst anlegen, käme er auf 5,42 Euro pro gespartem Euro und auf eine fast doppelt so hohe zusätzliche Rente als beim Riestern! Mit einer gesamten Rente von 3.594,75 Euro dürfte es sich vermutlich ganz gut leben lassen.

Hohes Einkommen, Riester vs. selbst anlegen

Auf Riester zu setzen ist also für Menschen mit hoher Sparquote rein wirtschaftlich völlig unattraktiv. Während wir eine eigene Anlage immer für sinnvoll halten, weil sie einem die maximale Flexibilität mit Blick auf Ein- und Auszahlungen bei gleichzeitig niedrigen Kosten und hoher Rendite ermöglicht, sollte man für sich gut prüfen, ob riestern überhaupt Sinn macht. Hier sollte man sich fragen: Möchte ich unbedingt ein Garantieprodukt? Wenn ja, zu welchen Anteilen sollte ich riestern und selbst anlegen mischen?

Lohnt sich Riester bei niedrigem Einkommen?

Solltest Du hingegen sehr wenig verdienen und somit auch mit einer niedrigen Rente rechnen, gibt es bei Riester den Vorteil, dass Du die Rente nicht voll versteuern musst, sondern nur anteilig. Das gilt für sogenannte Kleinbetragsrenten (max. 35,35 Euro monatliche Riester-Rente, Stand 2024). Alle anderen müssen selbstverständlich ihre Riester-Rente voll versteuern! Falls Dich die Details zur Versteuerung näher interessieren, schau mal hier.

Dein Riester-Vemögen ist außerdem pfändungssicher, im Gegensatz zu Deiner privaten Vorsorge mit ETFs. Das ist relevant, solltest Du Sorge haben, mal Hartz IV beziehen zu müssen. Falls Du im Alter Grundsicherung beziehen musst, werden übrigens mindestens 100 Euro aus der Riester-Rente nicht angerechnet und somit „verschont“.

Unzufrieden mit Deinem bestehenden Riester-Vertrag? Das kannst Du tun:

Riestert man, ist es aus unserer Sicht elementar, dass man auf einen Fondssparplan mit niedrigen Kosten und vergleichsweise guter Rendite wie aus unseren Beispielen setzt. Sonst werden etwaige staatliche Zulagen ratz fatz durch hohe Kosten bzw. schlechte Renditen aufgefressen. Falls Dir gerade ein Licht aufgeht und Du merkst, dass Du möglicherweise in einem ziemlich schlechten Riester-Vertrag steckst, schlagen wir Folgendes vor:

  1. Du bist Dir nicht sicher, ob Du überhaupt weiterhin riestern willst/solltest?
    Dann wende Dich an die Verbraucherzentrale. Die beraten Dich und helfen Dir dabei, zu entscheiden, ob Du Deinen Vertrag weiterführen oder ruhend stellen bzw. kündigen solltest. Unsere Kurs-Teilnehmer haben damit gute Erfahrungen gemacht. Ganz pauschal lässt sich sagen: Eine Kündigung ist selten eine gute Idee, weil die kompletten Zulagen zurückgezahlt werden müssen. Alte Riester-Verträge sind übrigens oftmals ganz ok, neue jedoch tendenziell deutlich schlechter und sollten daher dringend überprüft werden.
  2. Du willst sicher weiterhin riestern?
    Bist Du unzufrieden mit Deinem bestehenden Vertrag, kannst Du den Anbieter wechseln. Der neue übernimmt das meist sogar für Dich.

Was passiert mit meiner Altersvorsorge, wenn das Finanzsystem zusammenbricht?

Solltest Du Sorge davor haben, dass die ganze Weltwirtschaft auf Dauer kollabiert und Du deswegen davon absiehst, am Kapitalmarkt selbst zu investieren, ist auch Riestern mit Fondssparplänen mit Vorsicht zu genießen: Die Anbieter bzw. genauer die dahinter stehenden Banken müssen zwar garantieren, Dir am Ende Deiner Ansparphase mindestens Deine Einzahlungen und Zulagen zurückgeben zu können (und somit auch eine Mindestrente auf dieser Basis).

Die Frage ist jedoch, ob sie das können, wenn es überall dauerhaft bergab geht und keine Aussicht auf ein erneutes globales Wachstum besteht. Die Auswirkungen der jüngsten Krise auf die Riester-Sparpläne haben wir ja oben schon genau beschrieben.

Wie schon erwähnt, gab es bislang in der Vergangenheit keinen Zeitraum von mehr als 15 Jahren am globalen Aktienmarkt, in dem man weniger als das Investierte zur Verfügung gehabt hätte – trotz diverser Finanzkrisen. Wie wahrscheinlich also überhaupt der Fall ist, dass man weniger rausbekommt als man eingezahlt hat, wenn man Jahrzehnte lang seine Altersvorsorge selbst aufbaut, sei also dahingestellt.

Und selbst dann: Bei einem echten dauerhaften Zusammenbruch der Wirtschaft ist aus unserer Sicht eben recht fraglich, inwieweit Versicherungen in der Lage sein werden, Renten zu bezahlen. Bei derartigen Sorgen macht es möglicherweise eher Sinn, sich Konserven und Wasservorräte zuzulegen.

Ist die Riester-Rente für Selbstständige sinnvoll?

Die kurze Antwort lautet: Nein. Solltest Du Dein eigener Chef sein oder planen, Dich selbstständig zu machen, kannst Du als Pendant zu Riester einen Rürup-Fondssparplan abschließen. Der funktioniert ähnlich wie Riester, jedoch gibt es keine Zulagen vom Staat. Steuerersparnisse kannst Du aber ebenfalls einfahren.

Es gibt aus unserer Sicht neben den fehlenden Zulagen zwei signifikante Nachteile von Rürup:

  1. Du hast nach der Ansparphase kein Wahlrecht zwischen (teilweiser) Kapitalauszahlung und Rente. Es wird Dir in jedem Falle die Rente ausgezahlt. Das mindert die Flexibilität.
  2. Bei Rürup mit Fondssparplänen hast Du keine Sicherheit, wenigstens eine Rente basierend auf Deinen geleisteten Einzahlungen zu bekommen (das, was sich bei Riester Beitragsgarantie nennt). Sprich: Solltest Du tatsächlich eine negative Rendite erleben, sinkt Deine Bemessungsgrundlage für die Rente auch entsprechend.

Du nimmst hier das Marktrisiko selbst mit. Wie oben beschrieben, ist es aus unserer Sicht eh völlig unwahrscheinlich, bei einer vernünftigen Kapitalanlage weniger zu haben als man eingezahlt hat. Sorgt man sich also davor, ist Rürup hier auch nicht hilfreich.

Wir können uns also ehrlicherweise nur vorstellen, dass Rürup für die Leute hilfreich ist, die eine berechtigte Angst davor haben, Hartz IV beziehen zu müssen – denn auch Rürup ist pfändungssicher.

Ansonsten denken wir, dass es für die meisten Selbstständigen eher mehr Nachteile mit sich bringt, ein derartiges Produkt zu nutzen, da die Vorteile dahinschwinden und legen darum ausschließlich selbst an. Das ist aber unsere ganz persönliche Meinung. Wäge also gut für Dich ab, wie Du Dich aufstellen willst und bedenke auch kritische Szenarien.

Wir haben übrigens eine eigenen, ausführlichen Blogartikel zum Thema Altersvorsorge für Selbstständige geschrieben.

Was auch immer Du tust: Denke selbst nach, nimm den Rechenschieber in die Hand und lass Dir insbesondere von den Versicherungsmaklern keine Angst einjagen. Sie haben ein großes Interesse daran, dass Du ihre Produkte kaufst.

Du möchtest selbst mal rechnen? Hier erhältst Du die kompletten Szenario-Berechnungen inkl. Quellenangaben, mit denen Du dann weitermachen kannst.

Und falls Du Dich für betriebliche Altersvorsorge interessierst: Hierzu haben wir ebenfalls einen Artikel geschrieben – natürlich wie immer mit vielen Beispielrechnungen.

Zu guter Letzt: Ein Wort an die Versicherungsvermittler

Wenn Du unsere Blogpost liest und die Berechnungen nicht sofort nachvollziehen kannst, schau Dir bitte alles gründlich an. Lade Dir dazu auch immer unsere Berechnungstabellen herunter, damit Du alles gut nachvollziehen kannst. Du findest die Links dahin meist in der Mitte oder am Ende unserer Posts.

Schau die Tabellen also genau durch, bevor Du das Ganze als „Milchmädchenrechnung“, „falsch“ oder ähnliches abtust. Bisher wurden – wenn überhaupt – nur Mini-Fehler gefunden. Wir bekommen viel Feedback und prüfen unsere Artikel regelmäßig auf Herz und Nieren.

Solltest Du aber tatsächlich einen Fehler finden, würden wir uns mega freuen! Teile uns diesen am besten in einer konstruktiv geschriebenen E-Mail mit. Auf wilde und beleidigende Anschuldigungen reagieren wir nämlich nicht 😉

Hierbei wäre es sehr nett, wenn Du uns genau beschreibst, wo der Rechenfehler liegt und wie es richtig sein soll. Dann könnten wir die Inhalte verbessern und unsere Leser freuen sich. Wir haben nämlich kein Interesse daran, irgendwas schlecht zu machen, sondern wollen die Realität wiedergeben und unseren Lesern helfen. Wenn Du mitmachen willst, freuen wir uns 🙂

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 04. Oktober, 2018
LETZTE AKTUALISIERUNG: 16. Februar, 2024
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