3 unkonventionelle Finanztipps (für die Mittelschicht)

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unkonventionelle Finanztipps

Die klassischen Finanztipps lauten „Spar so viel wie möglich“, „Verhandel bestmöglich Dein Gehalt“ oder „Kauf Dir frühestmöglich eine Immobilie“. Aber was, wenn es drei unkonventionelle Wege gibt, die kaum einer anspricht, obwohl sie für die meisten Menschen in der Mittelschicht viel sinnvoller wären?!

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

1. Lerne Dich selbst kennen

Der erste Tipp hat enorme Auswirkungen auf Deine Finanzen, obwohl er auf den ersten Blick kaum etwas mit Geld zu tun hat:

In seinem Buch “Nichts als die Wahrheit” schrieb Dieter Bohlen damals: ”Ob jetzt Multi-Multi-Multi-Millionär oder nicht, ich werde Zeit meines Lebens von dem Druck vorwärts getrieben werden, dass ich nicht genug auf die hohe Kante geschafft habe.“

Oder schau Dir Robin Williams an, viele kennen ihn zum Beispiel aus Mrs. Doubtfire. Er hatte in seiner Karriere alles erreicht, was es zu erreichen gab, und sehr viel Geld verdient. Und dann hat er sich das Leben genommen.

Du kennst sicher auch genug Beispiele in diese Richtung. Dennoch handeln viele Leute so, als ob mehr Geld die Lösung aller Probleme sei.

Wenn Dein Ziel ist, ein glückliches Leben zu führen, wovon wir jetzt einfach mal ausgehen 😉 dann zeigen die Beispiele aber ganz klar:

Mehr Geld hat viel weniger mit der Lösung zu tun als wir im Allgemeinen glauben. Denn selbst, wenn ich Millionen habe, lebe ich kein glückliches Leben, solange ich die innere Arbeit nicht leiste.

Also, Geld allein macht Dich nicht glücklich. Den Spruch hauen einem ja gerne alle um die Ohren.

Aber dennoch ist Geld ein extrem wichtiger Teil unseres Lebens, denn es bestimmt darüber, ob wir ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch haben und bestenfalls unser Leben nach unseren eigenen Regeln bestimmen können.

Geld kann uns also sehr wohl dabei helfen, glücklicher zu werden, wenn wir es denn richtig einsetzen. Die Aussage, dass Geld nichts mit unserem Lebensglück zu tun hat, wäre also gleichermaßen falsch! 

Finanzielle Freiheit spielt sich jedoch hauptsächlich im Kopf ab, nicht auf dem Bankkonto. Ja, ich weiß, von meinen Gedanken kann ich mir keinen Malediven-Urlaub leisten, aber mein Mindset kann mir dabei helfen, auch ohne einen tollen Urlaub glücklich zu sein.

Und das ist es ja, worauf es am Ende ankommt.

Schauen wir uns zum Beispiel Derek Sivers an. Das ist ein Typ, der Eddys und mein Leben echt mitgeprägt hat. Derek hat damals seine Firma für über 20 Millionen Dollar verkauft. Das ist ja mega viel Geld! 

Aber er selbst sagt, dass dieser Verkauf für seine finanzielle Freiheit keinen Unterschied gemacht hat. Ich zitiere mal:

“Nein, das hat in meinem Leben keinen großen Unterschied gemacht. Das war nur mehr Geld auf der Bank. Der Unterschied kam bereits, als ich 22 war.”

Für ihn war die finanzielle Freiheit nämlich schon mit 22 erreicht, als er 12.000 Dollar auf dem Konto hatte und in der Lage war, mehr Geld mit dem zu verdienen, was er liebte, als er an Lebenshaltungskosten brauchte.

“Es geht nicht darum, wie viel man hat. Es geht um die Differenz zwischen dem, was man hat, und dem, was man ausgibt. Wenn Du mehr hast, als Du ausgibst, bist Du reich. Wenn Du mehr ausgibst, als Du hast, bist Du nicht reich. Wenn man günstig lebt, ist es leicht, frei zu sein.” 

Mindset-Arbeit ist unserer Meinung nach in der finanziellen Bildung total unterschätzt: Was hilft es Dir, wenn Dein Konto prall gefüllt ist und Du es nicht genießen kannst?

Entscheidend ist die psychologische Auseinandersetzung mit Dir selbst. Und nein, wir reden hier nicht von irgendwelchen Manifestationen, realitätsfernen Glaubenssätzen oder Affirmationen.

Unser Tipp lautet vielmehr: Lerne Dich wirklich kennen, arbeite Deine hinderlichen Prägungen aus der Kindheit auf und finde heraus, was Dir Freude bringt und was nicht.

Lerne Deinen eigenen Weg zu gehen und weniger auf das Geschwätz anderer Leute zu hören. Denn viel finanzieller Druck entsteht dadurch, weil wir mit anderen mithalten wollen. 

Und dann finde mit Deinem neuen Mindset einen Job, der Dir richtig Spaß macht und gutes Geld bringt. Vielleicht hast Du diesen Job sogar bereits und weißt es nur noch nicht wirklich.

Mach gerne richtig viel Kohle und genieße Dein Leben!

Der Japaner spricht hier vom Ikigai: Das ist die Sache, die Dir Erfüllung und Geld bringt und gleichzeitig einen Nutzen für die Menschen stiftet.

Bevor wir persönlich unser Ikigai gefunden haben, haben wir damals auch geglaubt, dass alles endlich gut werden würde, wenn wir nur mehr Geld hätten und finanziell frei wären. Dann könnten wir endlich machen, was wir wollen.

Neben Büchern über Geld und Business fingen wir aber 2009 im gleichen Zuge auch an, Bücher über Persönlichkeitsentwicklung zu lesen. Im Deutschen nennt man die oft Ratgeber-Bücher.

Wir haben damals das Buch Feel the fear and do it anyway* von Susan Jeffers in die Hände bekommen, was uns so geflasht hat, dass wir ein Buch nach dem anderen aus der Richtung verschlungen haben.

Wir waren quasi auf “Selbsterkenntnisjagd” und konnten nicht mehr aufhören, mehr über uns zu erfahren. Eddy und ich haben teilweise unterschiedliche Bücher gelesen und sie uns dann gegenseitig empfohlen oder uns einfach gegenseitig abgeholt.

Außerdem haben wir angefangen, Yoga-Retreats zu besuchen, zum Burning Man zu fahren und am laufenden Bande Neues zu erleben.

Die Erkenntnisse, die wir auf unserer Reise gewonnen haben, waren auch oft nicht einfach für uns, aber wir merkten, dass wir durch die Bearbeitung der Themen, die uns bislang zurückgehalten haben, immer glücklicher wurden und unser Leben viel mehr genießen konnten. Wir wussten immer besser, was uns triggerte oder traurig machte. Wir verstanden immer genauer, wie wir ticken und was wir brauchen.

Das führte dazu, dass unsere Ängste und der innere Druck im Allgemeinen abnahmen und natürlich auch der Stress mit Geld.

Heute haben wir Spaß bei der Arbeit, was nicht heißt, dass es auch mal anstrengende Phasen gibt. Aber wir glauben, dass wir etwas Sinnstiftendes tun und können gleichzeitig wunderbar unseren Lebensunterhalt damit verdienen.

2. Gib früher mehr Geld aus

Viele Leute haben Angst, Geld zu verschwenden und berauben sich damit eines besseren Lebens im Hier und Jetzt. Sie sind so gepolt, dass sie maximale Sicherheit wollen und deshalb für später sparen, wo es nur geht und eben bloß nicht zu viel ausgeben wollen. Und erst recht nix riskieren:

So verschwenden sie ihre besten Jahre mit der Karrierejagd. Sie sitzen oft siebzig Stunden die Woche oder länger im Büro und schaffen es nicht, den Trekkingurlaub in Indonesien zu machen, von dem sie schon seit Jahren träumen.

In der Rente ist es dann zu spät, da sind sie nicht mehr körperlich in der Lage sind, auf einem Kraterrand zu zelten, geschweige denn, den Gipfel eines Vulkans zu erklimmen. Denn zum Sport sind sie neben der ganzen Arbeit auch nicht gekommen.

Viele sehen ihre Kinder nicht wirklich aufwachsen, weil immer das kommende Projekt in der Firma vorbereitet werden muss. Vielleicht ackern sie sogar so, damit es ihre Kinder später gut haben, vergessen aber das Hier und Jetzt und ratz fatz sind die Kinder aus dem Haus, haben ihre Eltern aber kaum gesehen.

Am Ende des Lebens stellen viel zu viele fest, dass sie viel zu viel Vermögen angehäuft und ihr Leben nicht in dem Maße genossen haben, wie sie es vielleicht gerne getan hätten.

Unser Tipp lautet daher: Nutze mehr von Deinem Geld, und zwar heute. Besonders, wenn Du einen Job bzw. eine Karriere vor Dir hast, die gut bezahlt ist (also alles so grob ab 45.000 Euro Jahresgehalt aufwärts).

Klar, Du musst die Rechnung machen und finanziell genug gebildet sein, damit das funktioniert. 

Sprich: Du musst wissen, wie viel Geld Du in jedem Alter haben solltest, damit Du einigermaßen abgesichert bist und keine irren Risiken eingehst. Lad Dir übrigens gerne unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung herunter, um herauszufinden, wie viel Geld das bei Dir persönlich sein sollte.

Du solltest also Deine Geldanlage geregelt haben und in der Lage sein, auf Basis Deines Humankapitals und des Zinseszins Dein zukünftiges Vermögen einzuschätzen.

Und dann lass gut sein!

Sei Dir bewusst, dass Deine Zeit, um Dinge zu erleben, abnimmt, Dein Vermögen aber sehr wahrscheinlich mit Deinem Alter steigt.

Gib Dein Geld also für Erfahrungen aus und lerne daraus. Mach endlich die Weltreise oder nimm Dir endlich Zeit für Dein Herzensprojekt.

Arbeite von Thailand aus und finde heraus, dass Arbeiten am Strand nicht mal halb so geil ist, wie man es sich vorstellt 😉

Fahr zu den Nordlichtern, die Du schon immer sehen wolltest. Schmeiß die Party für Deine Freunde, die Du schon ewig gedanklich planst. 

Die Erfahrungen werden Dir für immer im Gedächtnis bleiben. Und mach am besten noch die Erfahrung, dass Du wieder Geld verdienen kannst, wenn es nötig ist 🙂

3. Arbeite bis an Dein Lebensende (auch, wenn Du das Geld nicht brauchst)

Das ist jetzt der vermutlich unkonventionellste Tipp. Er klingt auch erstmal total hart, aber wenn Du verstanden hast, was wirklich dahintersteckt, dann bist du der echten finanziellen Freiheit viel näher.

Wenn ich jetzt auf die Straße laufen und wahllos Menschen fragen würde, ob sie Lust haben, bis an ihr Lebensende zu arbeiten, würde ich wahrscheinlich kaum jemanden finden, der das bejaht.

Die meisten Leute fiebern der Rente geradezu entgegen. Und wird das gesetzliche Renteneintrittsalter vom Staat mal wieder hochgesetzt, kommen direkt die Buh-Rufe.

Viele Leute haben scheinbar entweder keinen Spaß an ihrer Arbeit oder arbeiten zu viel, so dass sie darunter leiden.

Nicht umsonst sind in den letzten Jahren die Burnoutraten in die Höhe geschossen.

Wenn “höher, schneller, weiter” das Motto ist und wir im Burnout landen, warum sollten wir unter den Voraussetzungen sogar länger arbeiten als notwendig?

Ich kann nur sagen: Für Eddy und mich wäre es eine absolute Bestrafung, wenn wir per Gesetz dazu verpflichtet wären, mit 67 den Stift hinzulegen. Und keine Sorge, das liegt nicht daran, dass wir verrückte Workaholics sind.

Aber wir wollen weiterhin einen Sinn stiften, also Arbeit leisten, von der wir glauben, dass sie anderen Menschen hilft. Nicht acht Stunden am Tag, aber trotzdem.

Aus unserer Sicht sollte sich jeder mehr darum kümmern, dass die eigene Arbeit Spaß macht und einen motiviert. Der Mensch braucht auch Herausforderungen, um glücklich zu sein.

Aus wissenschaftlicher Sicht macht das Konzept des “in Rente gehens“ eigentlich gar keinen Sinn. Denn Arbeit ist wichtig für unser Wohlbefinden und unsere Glückseligkeit. Sie erfüllt uns, wenn wir die richtige gefunden haben.

Wie auch Tal Ben-Shahar in seinem Buch Happier* ausführlich schreibt:

“Auch, wenn wir nicht arbeiten müssen, um zu überleben, sind wir von Natur aus versklavt: Wir sind dazu geschaffen, glücklich sein zu wollen, und um glücklich zu sein, müssen wir arbeiten.”

Wenn Du Dich an unseren ersten Tipp aus dem Beitrag hier hältst, dann hast Du irgendwann einen Job, der Dir Spaß macht und Dir ein mindestens ausreichendes Einkommen liefert. Und wenn Dir jetzt die Arbeit Spaß macht, warum solltest Du dann jemals aufhören damit? Genau!

Klar, wir werden irgendwann physisch und mental nicht mehr so viel leisten können, das steht außer Frage. Aber wie wäre es dann mit Teilzeit oder – wenn Du genug Kohle zusammen hast – mit einem Ehrenamt?

Wenn wir länger arbeiten, können außerdem unsere Ersparnisse eine ganze Ecke länger liegen. Das heißt, statt unser Vermögen aufzubrauchen, vermehrt es sich durch den Zinseszins nochmal massiv. Und wir können viel flexibler reagieren.

Wenn wir also mit dem Mindset rangehen, dass wir nicht mit 67 den Stift fallen lassen, sondern unser Vermögen weiter wachsen lassen können, müssen wir auch im Hier und Jetzt nicht so aufs Gas drücken, um möglichst viel zu sparen. Sondern können jetzt schon unser Geld mehr genießen.

Das macht alles viel unkomplizierter und erfüllt uns auf jeden Fall immer mit großer Vorfreude auf all das, was noch kommen wird. Wir haben einen tollen Alltag und die Zeit, wo wir fürs Wochenende oder den nächsten Urlaub gelebt haben, ist schon lange vorbei.

Wenn Leute hingegen nur nach der Rente gieren, weil sie keinen Bock mehr haben zu arbeiten, fühlt sich im Hier und Jetzt bereits alles schwer und zäh an.

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 13. März, 2023
LETZTE AKTUALISIERUNG: 11. Dezember, 2023
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