Die 7 häufigsten ETF-Anfängerfehler und wie Du sie vermeidest

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Vielleicht hast Du schon mal von diesen Exchange-traded funds (abgekürzt ETFs) gehört, von denen „immer alle erzählen“ und die angeblich gut geeignet für die Altersvorsorge sein sollen. Und möglicherweise denkst Du selbst darüber nach, Deine Altersvorsorge mit einer Anlage in ETFs aufzubauen.

Leider kann man beim Investment in ETFs ein paar Dinge falsch machen – wie bei allen wichtigen Dingen im Leben. Vielleicht hast Du sogar schon gruselige Geschichten aus Deinem Freundeskreis gehört und nun Angst davor, bei der Anlage Fehler zu machen. Fehler, die sich im Nachhinein als gravierend für die eigenen Finanzen herausstellen könnten.

Das Problem mit der Angst

Oft sind diese Ängste der Grund dafür, dass man schon bei der ersten Beschäftigung mit dem Thema blockiert und so gar nicht erst mit dem Investieren in ETFs loslegt. Damit Du nicht stecken bleibst, sondern mit Deiner Altersvorsorge endlich beginnen kannst, teilen wir jetzt mit Dir die sieben häufigsten ETF-Fehler und natürlich konkrete Tipps, wie Du sie vermeiden kannst.

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

ETF-Anfängerfehler Nr. 1: Fehlendes Grundwissen

Der wahrscheinlich bedeutendste – oder genauer – der ungünstigste Fehler, den Du machen kannst, ist ohne Grundwissen mit der Anlage in ETFs zu starten. Zu verstehen, in was Du da eigentlich investierst und nicht einfach blind zu „shoppen“, ist entscheidend.

Ohne einigermaßen begriffen zu haben, was ETFs sind, wird vermutlich eine Krise am Kapitalmarkt zu verheerenden Fehlern auf Deiner Seite führen: Denk an die Finanzkrise 2008 / 2009 oder den letzten Kurseinbruch durch Corona.

Kein Vertrauen

Hat man nicht direkt als Einsteiger verinnerlicht, wie der Kapitalmarkt funktioniert und ist völlig unbewandert, was die bisherige Historie von Aktienkursen und Co. betrifft, kommt Panik auf. Was ist, wenn sich die Märkte nie wieder erholen? Bin ich kurz davor, all mein Geld zu verlieren?

Solche Gedanken führen unweigerlich zu Panikverkäufen – außer Du weißt, wie Du damit umzugehen hast. Verluste, die bis dato eigentlich nur auf dem Papier vorhanden waren, werden durch Verkäufe zu realen Verlusten.

So schützt Du Dich

Vor diesem größten Risiko (also vor Dir selbst) kannst Du Dich am allerbesten schützen, indem Du Dir ein Grundwissen aufbaust und so sichergehst, dass Du wirklich verstanden hast, was Du da tust und auf welchen Prinzipien Deine Geldanlage fußt.

Hier kommt schon mal ein erster Baustein Deines Basiswissens: Wenn man in globale, breit gestreute ETFs investiert, sind Krisen langfristig gesehen gar kein Problem. Du musst sie nur aushalten und abwarten können. Das ist psychologisch gesehen nicht ganz einfach, klar. Dabei hilft der Aufbau von Grundlagenwissen mit Abstand am meisten.

ETF-Anfängerfehler Nr. 2: Handeln ohne Strategie

Ergänzend zu Fehler Nr. 1 ist es heikel, mit dem Investieren zu beginnen, ohne sich vorher überlegt zu haben, was für eine Anlagestrategie man da eigentlich mit diesen ETFs fährt. Was ist damit gemeint?

ETF = Topf

Indexfonds wie ETFs sind zunächst einfach nur Container, die die verschiedensten Wertpapiere beinhalten. Am bekanntesten sind ETFs, die Aktien „im Bauch“ haben. Es gibt aber auch ETFs auf Anleihen, Rohstoffe oder Immobilien. Innerhalb dieser Anlageklassen gibt es wiederum verschiedene Regionen, Unternehmen, Branchen etc. Daher solltest Du als Erstes überlegen, in welche Anlageklassen Du eigentlich investieren willst – logisch.

Ertragsverwendung

Die zweite Frage, die Du beantworten musst, betrifft die Ertragsverwendung der ETFs: Wie soll diese aussehen? Wenn beispielsweise Unternehmen in einem Aktien-ETF Dividenden ausschütten, dann kannst Du Dir als Anleger diese direkt cash auf Dein Konto auszahlen lassen oder diese Ausschüttungen können innerhalb des ETFs reinvestiert werden.

Leider kannst Du Dir das jetzt nicht bei jeder Dividendenzahlung aussuchen, sondern Du musst Dich eingangs für einen ausschüttenden oder thesaurierenden ETF entscheiden.

Reihenfolge beachten

Die Reihenfolge ist also entscheidend: Beschäftige Dich erst mit den Anlageklassen und der Ertragsverwendung, und suche Dir dann ganz am Ende entsprechend Deiner Strategie die ETFs aus.

ETF-Anfängerfehler Nr. 3: Sich bei den Kosten verzetteln

ETFs an sich sind sehr günstig. Sie sind quasi die Discounter unter den Angeboten am Kapitalmarkt. Aktiv gemanagte Fonds oder gar Rentenversicherungen sind – um bei dem Bild zu bleiben – die Feinkostläden, leider aber nur mit Blick auf den Preis, nicht die Qualität (mehr zur schlechten Performance hier).

Jedes Prozentchen zählt

Derartige Produkte sind deutlich teurer. Und mit „deutlich“ sind nicht 0,1 % oder 0,2 % gemeint, sondern 1 %, teils 3 % oder 4 %. Einstellige Prozentunterschiede sind nicht zu unterschätzen: Sie machen für uns Anleger langfristig gesehen richtig viel aus – und zwar locker fünfstellige Beträge mit Blick auf Dein Gesamtvermögen! Wir reden hier also nicht von Peanuts.

Breite ETFs hingegen bewegen sich grob im Kostenbereich von 0,1 % – 0,2 %. Da nach und nach immer mehr Anbieter auf den Markt gekommen sind, ist der Preisdruck unter den Fondsgesellschaften enorm gewachsen und sorgt weiterhin für sinkende Verwaltungskosten.

Nicht overengineeren

Nun ist es natürlich smart, sich auf jeden Fall einen günstigen ETF herauszupicken. Aber man muss auch keine Wissenschaft draus machen. Solange zu suchen, bis Du garantiert den günstigsten ETF von allen gefunden hast, macht einfach keinen Sinn.

Denn, wie gesagt, sind ETFs insgesamt schon so kosteneffizient, dass Du im Verhältnis nicht mehr viel optimieren kannst. Wenn Du magst kannst Du mal diesen Rechner hier benutzen, um zu schauen, was Kostenunterschiede im 0,X %-Bereich ausmachen.

Diese Optimierung wird Dich nicht wirklich weiterbringen, sondern nur wertvolle Zeit stehlen. Solange Du also insgesamt auf kostengünstige ETFs setzt und bei einem super günstigen Broker bist, hast Du den wichtigsten Schritt bei diesem Thema gemacht.

ETF-Anfängerfehler Nr. 4: Die ETFs so oft wie die Unterhose wechseln

A propos Broker: Manche (insbesondere ältere) Banken werben mit Aktionsangeboten für ausgewählte ETFs. Und wie das mit den Aktionsangeboten so ist: Sie sind meistens nicht von Dauer. Natürlich sind diese Angebote sehr attraktiv und wer möchte nicht gerne Kosten sparen?

Das Problem ist jedoch: Wenn Du Deine ETFs danach auswählst, wo sie gerade kostenlos angeboten werden, dann hast Du ziemlich viel zu tun. Ist ja klar, denn jedes Mal, wenn z.B. Dein ausgewählter Sparplan nicht mehr kostenlos ist, musst Du überlegen, ob Du den ETF oder gar den Broker wechselst.

Versteckte Kosten

Damit hast Du dann nicht nur ziemlich viel Aufwand, denn Du musst ja ständig die Angebote der Broker im Auge behalten und die ETFs kaufen und verkaufen; sondern es kommen auch Kosten hinzu – nämlich immer dann, wenn Du die alten Anteile verkaufst. 

Natürlich kannst Du einen alten ETF auch einfach liegen lassen,* aber dieses ständige ETF-Gehopse ist ineffizient, mühevoll und im dümmsten Fall auch kostenintensiv und somit sinnlos.

Transaktionskosten sind Schnee von gestern

Suche Dir also lieber einen Broker OHNE Transaktionskosten aus und schnapp Dir dort einfach die besten ETFs Deiner gewünschten Anlageklassen.

* Es kann u.U. Sinn machen, einen ETF zu wechseln, wenn z.B. ein neuer, günstigerer auf den Markt kommt. Dann kann man einfach den neuen besparen und den alten liegen lassen. Das hat an dieser Stelle aber nichts mit den Transaktionskosten des Brokers, sondern mit den Verwaltungskosten des ETFs zu tun.

ETF-Anfängerfehler Nr. 5: Auf kurzfristige Gewinne spekulieren

Wenn Du ein Vermögen aufbauen und nicht abbauen möchtest, ist es keine gute Idee, Market Timing zu betreiben. Ein Beispiel: Es bahnt sich eine Krise an und Du beobachtest, wie die Kurse langsam fallen. Dein genialer Plan: Du wartest noch weiter ab – bis zum Tiefpunkt der Krise – und kaufst dann ordentlich ein. Dann nimmst Du die Gewinne aus dem folgenden Kursanstieg mit und verkaufst alle Deine Anteile, wenn die Kurse den Höchststand erreicht haben. Danach bist Du reich und glücklich.

Hindsight Bias

Das Problem bei dieser Geschichte: Du weißt erst hinterher, wann der Tiefpunkt und wann der Höhepunkt erreicht waren. In der Realität wirst Du diesen Ereignissen immer hinterherrennen. Das ist ein psychologisches Phänomen namens Rückschaufehler.

Denn wenn die Information über den Tiefpunkt der Krise bei Dir angekommen ist, dann ist dieser definitiv schon längst vorbei. Garantiert. Diese Zeitpunkte können einfach nicht verlässlich vorausgesagt werden. Und sorry: Erst recht nicht von Dir oder uns 🙂

Stumpf ist Trumpf

Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, kein Market Timing zu betreiben, sondern einfach nur kontinuierlich zu investieren und sein Geld möglichst lange liegen zu lassen. Am Ende des Tages zählt die Rendite, die Du über Jahrzehnte erwirtschaftest. Und diese war mit Blick auf historische Daten globaler Indizes spätestens nach 15 Jahren immer signifikant positiv.

ETF-Anfängerfehler Nr. 6: Branchen- und Regionen-Wetten eingehen

Natürlich kannst Du Dir darüber Gedanken machen, wie sich die Weltwirtschaft entwickeln wird und welchen Einfluss das auf die Wirtschaftskraft einzelner Länder oder die Stärke einzelner Branchen haben wird. Du kannst das aber auch einfach lassen und den Index entscheiden lassen. Das wäre besser, glaub uns 🙂

Best Of

Wenn Du zum Beispiel im MSCI ACWI investiert bist, dann investierst Du damit in die stärksten Unternehmen der ganzen Welt. Sollten dann künftig beispielsweise die USA eine untergeordnete Rolle spielen und deren Unternehmen im Vergleich zu anderen immer mehr abstinken, dann wird sich das nach dem nächsten Update auch im Index widerspiegeln.

Du musst Dir also gar nicht erst ausmalen, was demnächst passieren könnte, sondern Du kannst die Entwicklung einfach mit einem ETF auf einen globalen Aktienindex mitnehmen.

Prinzip Bundesliga

Das Prinzip in einem Index ist eigentlich das Gleiche wie beim Fußball: In der Ersten Liga sind die stärksten Fußballvereine vertreten. Wenn ein Verein nun absteigt, weil er schlecht gespielt hat, rutscht der beste Verein aus der Zweiten Bundesliga nach oben. Genauso kannst Du Dir das bei einem Index vorstellen.

Wenn Du also einen ETF auf einen Index hast, dann brauchen Dich derartige Veränderungen nicht zu jucken, denn im Index werden einfach die Unternehmen „nachgeschoben“, die an Wert gewinnen und die schwachen fliegen raus.

ETF-Anfängerfehler Nr. 7: Diversifikation, die keine wirkliche Diversifikation ist

Angenommen, Du bist brav im MSCI ACWI investiert und möchtest trotzdem Deutschland stärker gewichten, weil Du irgendwie denkst, dass sich Deutschland besonders überdurchschnittlich toll entwickeln wird (damit begehst Du übrigens Fehler Nr. 6, aber das nur am Rande :).

Du könntest Dir für Dein Vorhaben einen ETF auf den DAX aussuchen und in diesen ebenfalls investieren. Blöd an der Nummer: Du hast einzelne Unternehmen in Deinem Portfolio völlig übergewichtet.

Übergewicht

Zum Beispiel sind im DAX u. a. SAP und Siemens. Diese Unternehmen sind ebenfalls im MSCI ACWI vertreten. Durch die Investition in einen ETF auf den MSCI ACWI und einen auf den DAX investierst Du doppelt in diese beiden Unternehmen. 

Anstelle also für mehr Diversifikation zu sorgen, hast Du einfach mehr in einige Unternehmen gesteckt. Das gilt es natürlich zu vermeiden – außer Du machst das absichtlich.

Das waren sie schon – die sieben häufigsten Fehler bei der Anlage in ETFs. Aber selbst hier gilt: Mach Dir keinen Stress! Es ist gut, diese Fehler von vorneherein zu vermeiden, aber es gibt nichts, was man nicht wieder ausbügeln könnte. Das Wichtigste ist, dass Deine Altersvorsorge ins Rollen kommt. 

Falls Du mit dem Aufbau Deines Grundwissens loslegen willst (denk an Fehler Nr. 1 :), dann kannst Du Dich hier direkt für unser kostenloses Webinar anmelden!

Zusammengefasst: Die 7 häufigsten Fehler bei der Anlage in ETFs

  1. Fehlendes Grundwissen
    Solltest Du nicht grundlegend verstanden haben, in was Du da eigentlich investierst, wird es besonders hart, wenn starke Nerven gefragt sind (wie z. B. in einer Finanzkrise). Vermeide es, aus Buchverlusten echte Verluste zu machen und eigne Dir das wichtigste Wissen zum Thema an.
  2. Handeln ohne Strategie
    Erst die Anlageklassen festlegen, DANN die ETFs wählen: In was will ich investieren? Was gehört in mein Portfolio? Und möchte ich ausschüttend oder thesaurierend investieren? Stecke erst den Rahmen ab und fülle ihn dann mit Inhalten.
  3. Sich bei den Kosten verzetteln
    ETFs sind super günstig, während aktiv gemanagte Fonds sehr teuer sind. Du brauchst also nicht ewig auf den Kosten herumzureiten; ETFs sind eh schon die Discounter unter den Finanzprodukten.
  4. Die ETFs so oft wie die Unterhose wechseln
    Suche Dir lieber einen dauerhaft kostenlosen Broker, anstelle Aktionsangeboten hinterherzujagen.
  5. Auf kurzfristige Gewinne spekulieren
    Den günstigsten Zeitpunkt für einen ETF-Kauf oder -Verkauf weiß man immer erst hinterher. Also lass das Market Timing lieber bleiben. Dies führt nur zu einem ungewollten prozyklischen Verhalten – und somit oft zu Verlusten anstelle von Gewinnen.
  6. Branchen- und Regionen-Wetten eingehen
    Lass den Index die Auswahl treffen. Du kannst nicht die Zukunft vorhersagen und beurteilen, welche Branche oder Region in 20 Jahren vorne liegt.
  7. Diversifikation, die keine wirkliche Diversifikation ist
    Vermeide es, Unternehmen ungewollt doppelt zu gewichten und such Dir einen ETF pro Anlageklasse aus.
Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 04. August, 2020
LETZTE AKTUALISIERUNG: 10. Januar, 2024
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