Ab welchem Vermögen haben wir die Finanzielle Freiheit erreicht? (nicht mehr arbeiten müssen)

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Nahezu niemand möchte bis 67 arbeiten müssen, sondern früher aufhören – also schon vor dem normalen Renteneintrittsalter finanziell unabhängig sein. Und dass das möglich ist, wird in diesem Internet häufig versprochen.

Keine Sorge: Es ist auch auf jeden Fall möglich! Aber es gibt da zwei große Punkte, die oft unter den Tisch gekehrt werden. In diesem Blogpost wollen wir mal genauer einen Blick auf die geeignete Strategie werfen, um früher in den Ruhestand zu gehen und wie früh das wirklich möglich ist.

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

Kommen wir direkt zu Punkt 1:

Die meisten Blogs und Videos befassen sich eher mit der abstrakten Idee von finanzieller Freiheit. Es geht dann meist auch nur oberflächlich darum, wie Du investieren sollst, um ein passives Einkommen aufzubauen oder um irgendwelche Faustregeln, also beispielsweise: “Dein Vermögen muss das 25-fache von Deinen jährlichen Ausgaben betragen, dann hast Du ausgesorgt.”

Wir machen das jetzt mal wesentlich konkreter.

Realistische Annahmen für Berechnung

Ich hab ein paar Zahlen mitgebracht, um Dir zu zeigen, was überhaupt drin ist. Es ist aber wichtig, dass wir auf die richtigen Daten schauen, damit das Ganze auch wirklich realistisch ist.

Also, zunächst nehmen wir an, dass wir möglichst risikoarm, aber dabei möglichst renditestark anlegen. Die beste Methode hierfür sind ETFs – da ist sich die Wissenschaft einig. Das sind große Aktienkörbe, in denen Tausende von Aktien liegen, aus der ganzen Welt.

Punkt zwei: Die Werte sind inflationsbereinigt, weil das Geld künftig einen anderen Wert hat als heute. So können wir den zukünftigen, realistischen Wert abbilden.

Punkt drei: Alle Werte sind nach Steuern, die werden nämlich sonst gerne mal vergessen.

Außerdem nehmen wir für die Rente, also wenn du aufhörst zu arbeiten, eine nur halb so hohe Rendite wie in der Ansparphase an. Wir sollten nämlich dann, wenn wir das Geld wirklich brauchen, auch konservativer anlegen, damit wir nicht in Gefahr laufen, dass unser Geld am Ende nicht reicht, weil es gerade schlecht an der Börse aussieht. Darum legen wir dann einen Teil auch in Bankguthaben oder in Staatsanleihen an.

Das ist natürlich eine eher vorsichtige Rechnung, aber wir wollen ja auch mit einem guten Gefühl mit der Arbeit aufhören können und uns nicht sorgen müssen.

Beispiel 1: 1.500 Euro Rente

So, angenommen, Du lebst spätestens ab Deinem Ruhestand recht sparsam, hast also einen eher niedrigen Lebensstandard und brauchst in Summe nur 1.500 Euro im Monat, um Deine Lebenshaltungskosten zu decken.

Bei einer Sparrate von 400 Euro monatlich müsstest Du 47 Jahre sparen, dann könntest Du in Freiheit leben. Im Ruhestand könntest Du dann für immer, also ohne Dein Vermögen anzutasten, 1.500 Euro netto und inflationsbereinigt entnehmen. Diese Auszahlungen entsprechen Deiner jährlichen Rendite. Das heißt also: Das, was Dein investiertes Geld an Gewinnen erwirtschaftet, reicht aus, um Deine Kosten zu decken.

Das klingt aber erstmal nicht so prall, also 47 Jahre lang zu sparen. Von früher in den Ruhestand gehen kann da ja mal gar nicht die Rede sein.

Ist ewige Rente nötig?

Ich hab aber noch gute Nachrichten: Eine ewige Rente, also ohne dass wir unser Vermögen aufbrauchen, ist eigentlich ziemlicher Quatsch. Es macht viel mehr Sinn, unser Geld auch während unserer Lebenszeit aufzubrauchen.

Ein interessanter Fakt, den die meisten gar nicht wissen oder wissen wollen, ist, das vermögende Menschen es statistisch gesehen nur ganz selten überhaupt schaffen, ihr Geld ansatzweise aufzubrauchen.

Sie bauen meist viel zu lange noch weiteres Vermögen auf, wenn sie eigentlich von ihren Ersparnissen längst ein entspanntes Leben führen könnten. Und sich beispielsweise jegliche Reisen leisten könnten, ohne weiter zu arbeiten.

Die Daten dahinter kommen übrigens aus dem Buch Die With Zero*. Eine klare Leseempfehlung für alle, die ein, naja, großes Sicherheitsbedürfnis bei dem Thema spüren und sich eher den Frugalisten zuordnen würden.

Daher treffen wir nun mal die großzügige Annahme, dass Du 95 Jahre alt wirst und bis ans Lebensende Dein Geld aufbrauchen darfst. Und ganz ehrlich: Selbst, wenn Du älter wirst, wirst Du dann deutlich weniger Geld brauchen, als Du zu Deinen guten, aktiven Lebenszeiten brauchst.

Unter der Annahme des Verbrauchs könntest Du bereits mit 60 Jahren in den Ruhestand gehen, wenn Du schon ab 25 Jahren monatlich 400 Euro sparst.

Klingt jetzt auch nicht so grandios und uns beschleicht schon die erste Erkenntnis: Um früher in den Genuss der Freiheit zu kommen, müssen wir auch richtig früh mit dem Investieren anfangen, wenn wir nur weniger als 500 Euro monatlich sparen können.

Höhere Sparrate

Solltest Du aber eine höhere Sparrate aufbringen können, wir nehmen jetzt mal 1.000 Euro an, so könntest Du schon mit 55 Jahren in den Ruhestand gehen, auch, wenn Du „erst“ mit 33 Jahren mit dem Investieren beginnst.

Jetzt kombinieren wir mal den Best Case, also Du bist 25 Jahre alt und legst monatlich 1.000 Euro zurück, dann könntest Du schon mit 49 Jahren in Rente gehen und Dir monatlich die 1.500 Euro auszahlen.

Beispiel 3: 3.000 Euro Rente

Nun sind 1.500 Euro Rente aber nicht so richtig viel Asche. Wie wäre es denn, wenn Du doppelt so viel, also eine 3.000 Euro Netto-Entnahme haben willst, weil Du einen wesentlich höheren Lebensstandard hat?

Wenn Dein Ziel ist, mit 50 Jahren in den Ruhestand zu gehen und Du mit 25 mit dem Investieren beginnst, müsstest Du 1.800 Euro monatlich sparen, um monatlich 3.000 Euro netto und inflationsbereinigt rauszubekommen.

Das sind jetzt alles theoretische Zahlenbeispiele bislang. Darum kommen wir nun zu Punkt 2:

Was ist denn nun wirklich realistisch?

Das Buzzword finanzielle Freiheit nutzen viele, um einen Traum zu verkaufen. Doch Fakt ist leider: Die allermeisten werden nicht finanziell frei.

Die Frage lautet daher: Was sind wirklich realistische Werte, die wir erreichen können, statt leerer Hoffnungen?

Anhand der Beispielrechnungen hast Du ja schon gesehen, was es braucht, um finanziell unabhängig zu werden. Ein hoher Sparbetrag ist da unabdinglich, wenn Du früher in Rente gehen willst, da Du ja nicht nur weniger Zeit zum Investieren hast; der Ruhestand wird so auch deutlich länger. Das sind gleich zwei Effekte, die da zusammenkommen.

50 Prozent-Regel

Um wirklich große Sprünge zu machen, sollte Deine monatliche Sparrate also in etwa dem entsprechen, was Du künftig an Ausgaben planst. Ganz einfach als Regel ausgedrückt: Ca. 50% von Deinem Nettogehalt solltest Du schon sparen können.

Dann reicht es auch, wenn Du erst in Deinen frühen 30ern mit dem Investieren beginnst, wenn Du mit 50 planst, von Deinem Ersparten in den Ruhestand zu gehen.

Es kommt drauf an

Ja, wir wollen alle eine konkrete Antwort haben, wann wir frühestens in Rente gehen können, aber wie wir gesehen haben, hängt das von ganz vielen Faktoren ab. Zum Beispiel unseren Sparbeträgen und dem Alter, in dem wir mit dem Investieren beginnen.

In diesem Blogpost haben wir uns bislang einige Beispiele angeschaut und nun kannst Du für Dich schauen, was möglich ist und was du tun kannst.

Ordentlich zu Investieren hilft mit der absolut größten Wahrscheinlichkeit, früher in den Ruhestand zu gehen. Es gibt aber noch andere Aspekte, die Dir helfen können. Ich zeig darum noch mal ein paar Optionen auf, aber natürlich ist hierfür deutlich mehr Kontext nötig. Darum reiß ich das nur mal kurz an.

Weitere Tipps für mehr Geld

Frugalismus

Wenn Du nicht viel sparen kannst, ist die andere Möglichkeit, sehr frugal zu leben. Das hat zwei Vorteile: Erstens brauchst Du natürlich auch später nicht viel und zweitens musst Du deswegen auch gar nicht so lange sparen.

Einkommen erhöhen

Falls auch das für Dich keine Option ist, solltest Du Dich unbedingt darauf fokussieren, erst einmal Dein Einkommen ordentlich anzukurbeln, um extra Geld investieren zu können.

Der größte Hebel ist dabei, Unternehmer zu werden, da Du hierdurch jegliche Gehälter und Honorare hinter Dir lassen kannst. Aber klar, das bedarf sehr viel Einsatz und geht natürlich auf der anderen Seite mit Risiken einher, die Angestellte so meist gar nicht erleben.

Teilzeit-Ruhestand

Du könntest aber auch überlegen, nicht die „vollständige Freiheit“ anzustreben, sondern möglichst früh in Teilzeit zu gehen, um einfach mehr Freizeit zu haben. Je mehr noch an Gehalt reinkommt nebenbei, desto weniger musst Du an Vermögen aufbauen.

Gesetzliche Rente

Und: Falls Du auch noch eine gesetzliche Rente ausgezahlt bekommen wirst, brauchst Du ebenfalls weniger zu investieren, da ab dem gesetzlichen Renteneintrittsalter diese ja noch on top kommt.

Auf Deinem Rentenbescheid kannst Du sehen, was Du bekommen würdest, wenn du heute aufhörst, zu arbeiten bzw. wenn Du ab jetzt nicht mehr in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen würdest. So bekommst Du schonmal einen Eindruck davon, mit welchem Betrag Du rechnen kannst, wenn Du nicht bis zur Regelaltersgrenze von 67 einzahlst.

Fazit

Fassen wir mal zusammen; hier kommen Deine Optionen, um finanziell unabhängig zu werden:

  • Beginne mit dem Investieren so früh wie möglich und spare so viel wie möglich. Sobald Du Dein System aufgesetzt hast, konzentrierst Du Dich wieder auf die Einnahmenseite, verdienst also mehr Geld und erhöhst so Deine Sparraten kontinuierlich.
  • Wenn Du all diese Punkte zusammenbringst, entstehen sich selbst verstärkende Effekte und die finanzielle Unabhängigkeit rückt in richtig greifbare Nähe, versprochen!
  • Du kannst natürlich auch jetzt erstmal klein starten und dann in ein paar Jahren erneut evaluieren, wo Du stehst und nochmal hochrechnen, was möglich ist. Das ist auch total ok. Dann musst Du aber vermutlich deutlich mehr investieren, weil Du Deine wichtigsten Investmentjahre nicht richtig genutzt hast. Wir Menschen bereuen ja am meisten, was wir nicht getan haben, weil wir das dann nicht mehr verändern können 🙂
Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 13. November, 2022
LETZTE AKTUALISIERUNG: 02. Januar, 2024
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