Von Investments leben – Wie realistisch ist das wirklich?

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Bei der Frage gibt es zwei große Punkte, die oft unter den Tisch gekehrt werden. In diesem Beitrag wollen wir mal genauer einen Blick darauf werfen, was Du tun musst, um von Deinen Investments leben zu können und wie früh das wirklich möglich ist.

Keine Lust zu lesen? Schau Dir unser Video zum Thema an:

Die meisten Videos – z. B. auf YouTube – befassen sich eher mit der abstrakten Idee von finanzieller Freiheit. Es geht dann meist auch nur oberflächlich darum, wie Du investieren solltest, um ein passives Einkommen aufzubauen oder um irgendwelche Multiplikatoren, also beispielsweise: “Dein Vermögen muss das 25fache von Deinen jährlichen Ausgaben betragen, dann hast Du ausgesorgt.”

Ich hab ein paar Zahlen mitgebracht, um Dir zu zeigen, was überhaupt drin ist. Es ist aber wichtig, dass wir auf die richtigen Daten schauen, damit das Ganze auch wirklich realistisch ist.

Also, zunächst nehmen wir an, dass wir möglichst risikoarm, aber dabei möglichst renditestark anlegen. Die beste Methode hierfür sind ETFs – da ist sich die Wissenschaft einig. 

Falls Du Dich dazu noch genauer informieren willst, empfehlen wir Dir dieses Video hier.

Die Werte sind außerdem inflationsbereinigt, weil das Geld künftig einen anderen Wert hat als heute. So können wir den zukünftigen, realistischen Wert abbilden. Und: Alle Werte sind nach Steuern, die werden nämlich sonst gerne mal vergessen.

Das ist natürlich eine eher vorsichtige Rechnung, aber wir wollen ja auch mit einem guten Gefühl von unseren Investments leben und uns nicht sorgen müssen.

Außerdem nehmen wir für die Rente, also wenn du aufhörst zu arbeiten, eine nur halb so hohe Rendite wie in der Ansparphase an. Wir sollten nämlich dann, wenn wir das Geld wirklich brauchen, auch konservativer anlegen, damit wir nicht in Gefahr laufen, dass unser Geld am Ende nicht reicht, weil es gerade schlecht an der Börse aussieht. Darum legen wir dann einen Teil auch in Bankguthaben oder in Staatsanleihen an.

Kleiner Disclaimer: Wir können dir nicht sagen, was Du konkret tun sollst, weil wir Deine Situation nicht kennen, aber wir können Dir ein paar Situationen mit konkreten Zahlen aufzeigen. Das kannst Du dann auf Dich anpassen, sodass Du genau weißt, was zu tun ist.

Erstes Beispiel

So, angenommen, Du bräuchtest 1.500 Euro im Monat, um Deinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Bei einer Sparrate von 400 Euro monatlich müsstest Du 47 Jahre sparen, dann könntest Du von Deinen Investments leben.

Du könntest dann für immer, also ohne Dein Vermögen anzutasten, monatlich 1.500 Euro netto und inflationsbereinigt entnehmen. Diese Auszahlungen entsprechen also Deiner jährlichen Rendite.

Das heißt: Das, was Dein investiertes Geld an Gewinnen erwirtschaftet, reicht aus, um Deine Kosten zu decken.

Das klingt aber erstmal nicht so prall, also 47 Jahre lang zu sparen. Du willst das ja sicher noch schneller erreichen 😉

Ewige Rente, macht das Sinn?

Ich hab auch noch gute Nachrichten: Eine ewige Rente, also ohne dass wir unser Vermögen aufbrauchen, ist eigentlich ziemlicher Quatsch. Es macht viel mehr Sinn, unser Geld auch während unserer Lebenszeit aufzubrauchen.

Ein interessanter Fakt, den die meisten gar nicht wissen oder wissen wollen, ist, dass vermögende Menschen es statistisch gesehen nur ganz selten überhaupt schaffen, ihr Geld ansatzweise aufzubrauchen. Sie bauen meist viel zu lange noch weiteres Vermögen auf, wenn sie eigentlich von ihren Ersparnissen längst ein entspanntes Leben führen könnten. Und sich beispielsweise jegliche Reisen leisten könnten, ohne weiter zu arbeiten.

Die Daten dahinter kommen übrigens aus dem Buch „Die With Zero„*. Eine klare Leseempfehlung für alle, die ein, naja, großes Sicherheitsbedürfnis beim Thema spüren.

Daher treffen wir nun mal die großzügige Annahme, dass Du 95 Jahre alt wirst und bis dahin Dein Geld aufbrauchen darfst. Und ganz ehrlich: Selbst, wenn Du älter wirst, wirst Du dann deutlich weniger Geld brauchen, als Du zu Deinen guten, aktiven Lebenszeiten brauchst.

Weitere Szenarien

Unter der Annahme des Verbrauchs könntest Du bereits mit 60 Jahren von Deinen Investments leben, wenn Du schon ab 25 Jahren monatlich 400 Euro sparst.

Klingt jetzt auch nicht so grandios und uns beschleicht schon die erste Erkenntnis: Um von seinen Investments wirklich leben zu können, müssen wir auch richtig früh mit dem Investieren anfangen, wenn wir nur weniger als 500 Euro monatlich sparen können.

Solltest Du aber eine höhere Sparrate aufbringen können, wir nehmen jetzt mal 1.000 Euro an, so könntest Du schon mit 55 Jahren in Rente gehen, auch, wenn Du „erst“ mit 33 Jahren mit dem Investieren beginnst.

Jetzt kombinieren wir mal den Best Case, also Du bist 25 Jahre alt und legst monatlich 1.000 Euro zurück, dann könntest Du schon mit 49 Jahren von Deinen Investments leben und Dir monatlich die 1.500 Euro auszahlen.

Nun sind 1.500 Euro monatlich aber nicht so richtig viel Asche. Wie wäre es denn, wenn Du doppelt so viel, also 3.000 Euro netto haben willst?

Wenn Du mit 50 Jahren von Deinen Investments leben willst und mit 25 mit dem Investieren beginnst, müsstest Du 1.800 Euro monatlich sparen, um 3.000 Euro netto und inflationsbereinigt rauszubekommen.

Was ist wirklich erreichbar?

Das sind jetzt alles theoretische Zahlenbeispiele bislang. Aber…

Was ist denn nun wirklich realistisch?

Das Buzzword finanzielle Freiheit nutzen viele, um einen Traum zu verkaufen. Doch Fakt ist leider: Die allermeisten werden nicht finanziell frei.

Wenn Dich genauer interessiert, warum das so ist, schau Dir mal unseren Post zum Thema an.

Was sind also wirklich realistische Werte, die wir erreichen können, statt leerer Hoffnungen?

Anhand der Beispielrechnungen hast Du ja schon gesehen, was es braucht, um finanziell unabhängig zu werden. Ein hoher Sparbetrag ist da unabdinglich, wenn Du von Deinen Investments leben können willst, da Du ja nicht nur weniger Zeit zum Investieren hast; die Rentenzeit wird so auch deutlich länger.

Das sind gleich zwei Effekte, die da zusammenkommen.

Um wirklich große Sprünge zu machen, sollte Deine monatliche Sparrate also in etwa dem entsprechen, was Du künftig an Ausgaben planst. Ganz einfach ausgedrückt: Ca. 50% von Deinem Nettogehalt solltest Du schon sparen können.

Dann reicht es auch, wenn Du erst in Deinen frühen 30ern mit dem Investieren beginnst, wenn Du mit 50 planst, von Deinen Investments zu leben.

Ja, wir wollen alle eine konkrete Antwort haben, aber wie wir gesehen haben, hängt das von ganz vielen Faktoren ab. Zum Beispiel unseren Sparbeträgen und dem Alter, in dem wir mit dem Investieren beginnen.

In diesem Beitrag haben wir uns bislang einige Beispiele angeschaut und nun kannst Du für Dich schauen, was möglich ist und was Du tun kannst.

Hilfreiche Faktoren

Ordentlich zu Investieren hilft mit der absolut größten Wahrscheinlichkeit, um von seinen Investments leben zu können. Es gibt aber noch andere Aspekte, die Dir helfen können. Ich zeig darum noch mal ein paar Optionen auf, aber natürlich ist hierfür deutlich mehr Kontext nötig. Darum reiß ich das nur mal kurz an:

Wenn Du nicht viel sparen kannst, ist die andere Möglichkeit, sehr frugal zu leben. Das hat zwei Vorteile: Erstens brauchst Du natürlich auch später nicht viel und zweitens musst Du deswegen auch gar nicht so lange sparen.

Falls auch das für Dich keine Option ist, solltest Du Dich unbedingt darauf fokussieren, erst einmal Dein Einkommen ordentlich anzukurbeln, um mehr investieren zu können.

Der größte Hebel ist dabei, Unternehmer zu werden, da Du hierdurch jegliche Gehälter und Honorare hinter Dir lassen kannst. Aber klar, das bedarf sehr viel Einsatz und geht natürlich auf der anderen Seite mit Risiken einher, die Angestellte so meist gar nicht erleben.

Du könntest aber auch überlegen, nicht „vollständig“ Deinen Lebensunterhalt aus Deinen Investments bestreiten zu wollen, sondern möglichst früh in Teilzeit zu gehen, um einfach mehr Freizeit zu haben. Je mehr noch an Gehalt reinkommt nebenbei, desto weniger musst Du an Vermögen aufbauen.

Und: Falls Du auch noch eine gesetzliche Rente ausgezahlt bekommen wirst, brauchst Du ebenfalls weniger zu investieren, da ab dem gesetzlichen Renteneintrittsalter diese ja noch on top kommt.

Auf Deinem Rentenbescheid kannst Du sehen, was Du bekommen würdest, wenn du heute aufhörst, zu arbeiten bzw. wenn Du ab jetzt nicht mehr in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen würdest. So bekommst Du schonmal einen Eindruck davon, mit welchem Betrag Du rechnen kannst, wenn Du nicht bis 67 einzahlst.

Zusammenfassung

Fassen wir mal zusammen; hier kommen Deine Optionen, um finanziell unabhängig zu werden und allein von Deinen Investments leben zu können:

Beginne mit dem Investieren so früh wie möglich und spare so viel wie möglich. Sobald Du Dein System aufgesetzt hast, konzentrierst Du Dich wieder auf die Einnahmenseite, verdienst also mehr Geld und erhöhst so Deine Sparraten kontinuierlich.

Wenn Du all diese Punkte zusammenbringst, entstehen sich selbst verstärkende Effekte und die finanzielle Unabhängigkeit rückt in richtig greifbare Nähe. 

Schau Dir mal unseren Blogbeitrag zum Zinseszins-Effekt an.

Du kannst natürlich auch jetzt erstmal klein starten und dann in ein paar Jahren erneut evaluieren, wo Du stehst und nochmal hochrechnen, was möglich ist. Das ist auch total ok. Dann musst Du aber vermutlich deutlich mehr investieren, weil Du Deine wichtigsten Investment-Jahre nicht richtig genutzt hast.

Verfasst von Dr. Anna Terschüren
Veröffentlichung: 26. April, 2023
LETZTE AKTUALISIERUNG: 11. Dezember, 2023
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